Vielleicht bist du als Elternteil noch neu im Thema, wenn du ein sehr cleveres Kind hast. Oder du möchtest als Lehrkraft mehr zum Thema Hochbegabung erfahren, weil du betroffene Schülerinnen oder Schüler betreust. In diesem Artikel möchte ich allgemein über das Thema Hochbegabung aufklären. Daher widmet sich der Blogartikel dem Thema: Ab wann ist man hochbegabt - Antworten zur Hochbegabung. Ich wünsche dir interessante Einblicke!
Viele Menschen wissen nicht, dass sie hochbegabt sind. Denn nicht jeder lässt sich einer IQ-Testung unterziehen. Meist spürst du, dass du irgendwie anders bist als die anderen Menschen. Du denkst möglicherweise schneller und komplexer und hast ungewöhnliche Lösungen parat.
Vielleicht ist auch Small Talk für dich anstrengend und du widmest dich lieber tiefgreifenden Gesprächen. Dabei sind schnelle Themenwechsel für dich kein Problem. Und da sind wir auch schon bei den ersten Fragen zu Hochbegabung.
Hochbegabung hat viele Gesichter und Ausprägungen. Es gibt viele Eigenschaften, wie schnelles und abstraktes Denken, ein schnelles Auffassungsvermögen, ungewöhnliche Lösungsfähigkeiten, eine unstillbare Neugier oder kreatives Denken.
Daneben gibt es Menschen, die vielen unterschiedlichen Interessen nachgehen. Aber auch solche, die sich einem Spezialinteresse bis ins tiefste Detail widmen. Das Interesse geht dann entweder in die Breite oder in die Tiefe. Beiden gemeinsam sind die große Neugier und der ausgeprägte Wissensdrang. Bevor wir weiter in die Tiefe gehen, möchte ich ein paar grundsätzliche Fragen beantworten.
Es gibt unterschiedliche Begriffe, die in diesem Rahmen genutzt werden: Hochbegabung, hohe Intelligenz bzw. IQ, Hyperintelligenz, überdurchschnittliche Begabung, Überflieger und weitere. Eine hohe Begabung ist erst einmal eine Fähigkeit, mit der ein Mensch geboren wurde. Die andere Frage ist, ob diese Intelligenz im Laufe des Lebens genutzt wird. Oder sagen wir es anders, ob das Potenzial, mit dem ein Kind geboren wurde, zum Leben erweckt und gefördert wird.
Eine Lehrerin in der Grundschule sagte zu uns immer: „Loben Sie Ihren Sohn nicht, dass er intelligent ist, sondern dafür, was er geschafft hat.“ Vielleicht wird es so deutlicher: Liebe dein Kind bedingungslos dafür, wie es ist, mit allem, was es mitbringt. Lobe dein Kind dafür, was es vollbringt. Anstelle „Du bist so clever, du wirst es weit bringen“ könntest du sagen: „Es ist großartig, wie du diese Aufgabe gemeistert hast“. Das wirkt sich positiv auf das Growth-Mindset aus, welches diese Kinder so dringend brauchen. Denn vieles fliegt ihnen zu und sie müssen sich nicht anstrengen. Dies kann zu Problemen in der Schule, aber auch im Erwachsenenalter führen. In diesem Artikel habe ich mehr über das Growth– und Fixed-Mindset geschrieben.
Zu unserer persönlichen Geschichte mit Hochbegabung, ADHS und vielen Diagnostiken habe ich ein Buch geschrieben: „Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich“.
Bei Amazon - oder im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3982620169
Die Empfehlung gilt übrigens auch für negative Dinge. Der Kern liegt in der Formulierung: „Du bist“ betrifft die Persönlichkeit, während „Du hast“ sich auf das Verhalten bezieht. Verhalten kann schneller geändert oder angepasst werden, die Persönlichkeit ist erst einmal da. Es macht einen Unterschied, ob du sagst: „Du bist dumm“, oder „Du hast dich dumm verhalten“. Weißt du, was ich meine? Gehen wir zur nächsten Frage.
Kurze Antwort: Ab einem IQ (Intelligenzquotient) von 130.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine Hochbegabung nachgewiesen wird. Die Grundlage dafür ist ein IQ-Test. Mittels standardisierter Verfahren wird von Fachleuten gemessen, wie hoch die Intelligenz ist. Die Ergebnisse sind immer am Durchschnitt der Bevölkerung ausgerichtet. Die Werte werden im Abstand von einigen Jahren immer wieder neu genormt, sodass die Vergleichswerte gleich bleiben.
Es gibt nicht den einen Intelligenztest, sondern viele verschiedene. Es kommt dabei darauf an, wie alt der Proband ist oder welche Teilbereiche getestet werden sollen. Für Kindergartenkinder werden andere Testverfahren herangezogen wie für Kinder oder Jugendliche. Auch für Erwachsene werden unterschiedliche Testverfahren eingesetzt. Die Begabungsspezialisten führen auf ihrer Website eine Übersicht der Testungen auf, wovon du dir hier ein Bild machen kannst.
Der bekannteste Test ist sicher der WISC, also der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder. Der WAIS ist der Wechsler Intelligenz-Test für Erwachsene. Die Ziffer hinter den Tests zeigt immer die aktuelle Version an, z. B. WAIS IV oder WISC V. Meist werden diese Tests im Rahmen von klinischen Diagnostiken durchgeführt, aber auch von Psychologen oder Begabungsdiagnostikern. Daneben bieten Organisation wie der Hochbegabtenverein Mensa e. V. eigene Testverfahren an, die in Gruppen durchgeführt werden. Du kannst dort ab einem nachgewiesenen IQ von 130 Mitglied werden.
Die meisten IQ-Testungen werden im Rahmen von klinischen Diagnostiken vorgenommen. Meist dann, wenn weitere Auffälligkeiten wie ADHS oder Autismus Spektrum Störung untersucht werden. Oft hängt diesen Testungen eine defizitäre Atmosphäre an, sodass die Kinder ihr Potenzial nicht vollständig zeigen können. In diesem Fall lohnt sich der Gang zum Begabungsdiagnostiker, um zunächst eine Begabung abzuklären.
Ein Beispiel dazu: Unser Sohn erhielt im frühen Grundschulalter eine ADHS-Diagnose. Gleichzeitig wurde ihm in der klinischen Diagnostik eine überdurchschnittliche Begabung von IQ 121 attestiert. Somit blieben für ihn sämtliche Fördermöglichkeiten für Hochbegabte außen vor. In der achten Klasse schließlich verweigerte er den Schulbesuch. Als er 16 Jahre war, wurde bei ihm die Hochbegabung in einer Begabungsdiagnostik festgestellt. Ein Wert kratzte sogar an der Höchstbegabung.
Wenn du also den Eindruck hast, als Eltern, aber auch als Lehrkraft, dass das Kind eine hohe Begabung haben könnte, empfehle ich dir, eine Begabungsdiagnostik machen zu lassen.
Folgende Vorteile sind dabei hervorzuheben:
Eine Höchstbegabung beginnt ab einem Intelligenzwert, bzw. IQ von 145. Die Schwierigkeit besteht darin, die Höhe des IQs in diesen Regionen verlässlich zu bestimmen. Das liegt einfach daran, dass es wenig Vergleichswerte gibt, um die Tests in diesem Bereich zu normieren. Als Konsequenz gilt aber, dass sich viele Eigenschaften von Hochbegabten in diesem Bereich noch einmal verstärkt zeigen können.
Dazu ein kleines Gedankenexperiment. Stell dir vor, du gehst als Normalbegabter in eine Förderschule für Minderbegabte. Du musst dort jeden Tag hin, weil du Schulpflicht hast. Wie wirst du dich nach ein paar Wochen, Monate oder Jahre fühlen? Ähnlich darfst du dir das vorstellen, wenn Hochbegabte eine normale Schule besuchen.
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Oft gelingt es gut, aber manchmal stoßen Hochbegabte hier schnell an ihre Grenzen und geraten ins Underachievement. Wenn nun ein Höchstbegabter sich mit Hochbegabten umgibt, können die gleichen Passungsprobleme auftauchen.
Während sich die meisten hochbegabten Kinder und Erwachsene recht gut anpassen können, gibt es einen kleinen Teil, die ihre Langeweile und Unterforderung offen zeigen. Die Folge sind Clownereien im Unterricht und Verhaltensauffälligkeiten, aber auch Rückzug und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen. Durch ihr "Anders Denken" haben die betroffenen Kinder möglicherweise Probleme, sich sozial anzupassen. Daher bevorzugen es viele von ihnen, lieber allein zu sein und ihren Neigungen nachzugehen.
Befinden sie sich in einem Umfeld von Gleichgesinnten, blühen sie plötzlich auf und zeigen ihr volles Potenzial. Von daher gibt es keine ultimative Antwort auf diese Frage, sondern nur eine Tendenz, dass Hochbegabte sozial auffällig sein können. Oder sagen wir es anders, dass sie nicht der Norm entsprechen und ein nonkonformes Verhalten an den Tag legen, was nicht unbedingt negativ sein muss.
Denn gerade dieses Verhalten eröffnet neue Sichtweisen und ermöglicht, Dinge zu hinterfragen, die schon immer so waren. Ich betrachte das als sehr positiv.
An dieser Stelle hebe ich meine Hand, denn ich gehöre auch zu dieser Gruppe. Ich habe meine eigene Hochbegabung erst im Alter von 53 Jahren entdeckt, während ich mein Buch geschrieben habe. Schon immer hatte ich das Gefühl, anders zu sein und nicht so ganz dazuzugehören. Ich war verträumt, eine Durchschnittsschülerin, wiederholte die 8. Klasse nach einem Mobbing und legte mein Abitur mit 3,2 ab. Was meinen Lebenslauf angeht, ist dieser alles andere als gradlinig, da ich mich für viele Dinge interessiere und ausprobiere.
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Doch nie hatte ich an eine Hochbegabung gedacht. Erst durch meine Kinder und eine Geschichte einer anderen Mutter, die meiner sehr glich, habe ich mich einer Testung gestellt. Das Ergebnis überwältigte mich. Doch es tat mir gut zu wissen, dass ich nicht ganz so dumm bin, wie ich mich manchmal fühle. Im Gegenteil, das Ergebnis bestätigt und schwarz auf weiß vorliegen zu haben, bestärkt mich, wenn ich mal wieder an mir selbst zweifle. Vielleicht kennst du das. Aber das ist eine andere Geschichte, die sicher einen weiteren Blogartikel wert ist.
Ja, das ist durchaus möglich. Diese Menschen nennt man twice exceptional, also zweifach außergewöhnlich. Das bedeutet, ADHS und eine Hochbegabung können miteinander verknüpft sein. Oft genug maskiert das ADHS die Begabung, sodass das Potenzial nicht entsprechend genutzt werden kann. Das gilt auch für eine Autismus Spektrum Störung sowie für eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, also LRS. All das kann mit einer Hochbegabung Hand in Hand gehen.
Die große Gefahr besteht an dieser Stelle immer in Fehldiagnosen, worüber ich diesen Artikel geschrieben habe. Daher sollte bei einer Diagnostik immer genau hingeschaut werden. Denn viele Symptome überschneiden sich. Die Ausprägungen einer Hochbegabung sind oft denen einer psychischen Störung ähnlich. Darüber aufzuklären, ist für mich wichtig und auch ein Grund für diesen Artikel: Ab wann ist man hochbegabt - Antworten zur Hochbegabung. Denn Basiswissen ist die Voraussetzung und der Einstieg ins Thema.
Daneben gibt es aber auch Doppeldiagnosen. Wichtig ist, dass die Folge einer Diagnostik, die Behandlung an sich, klug gewählt wird. Genau die kann für jedes Kind anders aussehen. Oftmals ist es ein Suchen nach der optimalen Lösung, die erst Jahre später gefunden wird.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel einige Antworten liefern. Vieles weitere beantworte ich in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“. Dort gehe ich weitaus intensiver auf die einzelnen Thematiken ein. Ab wann ist man hochbegabt - Antworten zur Hochbegabung, dieser Artikel war mir ein Bedürfnis.
Denn nach diesen Basisinformationen wird immer wieder gesucht. Ganz gleich, ob von Eltern oder von Lehrkräften. Wichtig ist, offen für das Thema zu sein und keine Vorurteile zu haben. Denn Hochbegabte benötigen besonders in der Schule Förderung. Damit diese Kinder ihr volles Potenzial zeigen können, Selbstwirksamkeit erfahren und mit einer hohen inneren Motivation ihren Neigungen nachgehen dürfen.
Über 1.200 verkaufte Exemplare in 8 Monaten Selfpublishing. Diese Zahl kann sich sehen lassen. In diesem Blogartikel möchte ich meine Erfahrungen mit Selfpublishing bei Amazon kdp mit dir teilen. Denn diese hohe Verkaufszahl zählt eher zu den Ausnahmen. Vielleicht kennst du schon meinen Artikel, in dem ich von meiner ersten Zeit als Selfpublisher rund um die Veröffentlichung berichte. Freu dich aber hier auf einen Rückblick mit vielen Tipps und Möglichkeiten, die du ergreifen kannst, um als Selfpublisher erfolgreich zu sein.
Bücher schreiben ist sicher deine Leidenschaft und eine Herzenssache. So war es auch bei meinem dritten Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“, welches am 15. April 2024 bei Amazon kdp erschienen ist. Es ist, wie der Titel schon sagt, ein Nischenbuch. Es ist nichts, was mal eben zu Weihnachten verschenkt oder in einer Bahnhofsbuchhandlung für den Zeitvertreib beim Zugfahren gekauft wird.
Ich war sehr überrascht, wie stark das Buch direkt mach dem Buchlaunch nachgefragt wurde. Aber natürlich verkauft sich das Buch heute nicht von selbst, sondern es ist tägliche Arbeit, die dahintersteckt. Wenn du als Autor oder Autorin bereit bist, Zeit zu investieren und dir das Wissen anzueignen, kannst du ebenso erfolgreich werden.
Wenn du Autor oder Autorin bist, träumst du vielleicht auch davon, von deinen Büchern leben zu können. Ein Spiegel-Bestseller-Rang zu erreichen ist ebenfalls der Traum vieler. Für einige ist das möglich, aber für viele nicht. Die gute Nachricht ist: Du kannst einiges tun, um deinen Erfolg positiv zu beeinflussen. Das heißt ganz klar: Vieles liegt in deiner Hand.
Der Selfpublisher-Verband hat im Jahr 2024 eine Umfrage mit 1209 Autorinnen und Autoren durchgeführt. Hier kannst du alle Ergebnisse einsehen. Darin wurde unter anderem abgefragt, wie hoch der Verdienst durch das Selfpublishing ist. Die Angabe, dass über die Hälfte der Teilnehmenden monatlich weniger als 50 Euro erwirtschaften, stimmt nachdenklich.
Ca. 10 Prozent gaben an, mehr als 1.000 Euro im Monat durch Tantiemen zu verdienen. Ich darf an dieser Stelle sagen, dass ich dazugehöre. Ich mache das derzeit nur nebenbei, da mein Hauptjob meine Werbeagentur SpürSinn ist. Meine Autorinnen-Tätigkeit möchte ich in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Übrigens verdienen nur 7 Prozent der befragten Selfpublisher über 2.000 Euro Tantiemen monatlich. Das heißt, dass sie davon leben können.
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Wie ich oben schon geschrieben habe, gehört zu einer erfolgreichen Autorentätigkeit tägliches Arbeiten dazu. Auf der einen Seite das Schreiben an sich, aber vor allem auch das Vermarkten. Ich denke, die Zahlen der monatlichen Verdienste sind deswegen so gering, weil sich viele Autoren davor scheuen, im Marketing aktiv zu werden. Daher gebe ich dir hier meine Erfahrungen als Autorin mit Selfpublishing bei Amazon kdp.
Die Tantiemen stammen natürlich nicht nur aus meinem dritten Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“. Zuvor habe ich ein Marketingbuch veröffentlicht, welches derzeit als E-Book bei Amazon erhältlich ist (Business Helden) und in Kürze neu aufgelegt wird. Ebenfalls ein Kinderbuch mit Gute-Nacht-Geschichten zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren (Ein Baumhaus zum Träumen).
Ich habe auch Erfahrungen mit einem Verlag gesammelt, welche jedoch enttäuschend waren. Daher habe ich mich bewusst bei meinem dritten Buch für das Selfpublishing auf Amazon kdp entschieden. Dazu habe ich sogar ein Coaching bei der Amazon-Expertin Alicia Schlienz in Anspruch genommen, um die Grundlagen zu lernen.
Die drei oben beschriebenen Bücher fallen in das Genre der High-Content-Bücher. Diese verfasse ich ohne KI. Meine Tantiemen beziehe ich nicht nur aus diesen drei Büchern. Mittlerweile macht es mir immer mehr Spaß, meine kreative Ader in kleineren Büchern auszuleben. In diesem Zusammenhang beschäftigte ich mich auch mit KI. Daraus sind weitere Bücher entstanden und unter SpürSinn Productions bei Amazon erschienen.
Die einfacheren Bücher sind Low-Content-Bücher, schnell erstellt und veröffentlicht. Um das zu erreichen, habe ich auf Nomad Publishing vertraut und mir den Kurs „Low Content Revolution“ geholt. Hier habe ich noch vieles lernen dürfen, welches auch meinen High-Content-Büchern zugutekommt. Speziell der Bereich der Amazon-Anzeigen, der Umgang mit KI und die Vermarktung der Bücher auf Tiktok. Daher empfehle ich ihn dir hier (Werbung):
Wofür ich aber am meisten Zeit investiere, ist mein drittes Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“. Es ist ein Herzensanliegen und daher kommt es mir nicht wie Arbeit vor, wenn ich täglich dafür werbe. Das wünsche ich dir auch, denn dann kommst du in den richtigen Flow, der dich täglich dranbleiben lässt.
Ich möchte dir hier einen Einblick geben, wie mein Workflow mit diesem Buch aussieht und welche Maßnahmen ich konkret ergreife. Adaptiere das gerne für dein eigenes Selfpublishing-Projekt auf Amazon kdp.
Ich bespiele meine Profile auf Instagram, Facebook, LinkedIn und Tiktok. Überlege immer, wo deine Zielgruppe sich aufhält, und sei dort aktiv. Social Media im Rahmen der Buchvermarktung zu nutzen ist wirklich effizient. Denn du kannst mit deinen Lesern direkt in Kontakt kommen. Daher interagiere ich dort täglich. Ich poste ca. alle 2-3 Tage Beiträge und bespiele meine Storys täglich. Vor allem kommentiere ich da, wo meine Zielgruppe auch kommentiert. Mein Aufwand: ca. eine halbe Stunde täglich.
Jede Woche einmal kümmere ich mich intensiv um Pressearbeit. Ich recherchiere, wo mein Buch gut präsentiert sein könnte, und bewerbe mich dort an. Das sind Podcasts, Blogs, Online-Zeitungen und Print-Zeitungen. Radio und TV folgen. Hier lege ich dir das Buch „Von unsichtbar zu Pressestar“ von Eva Primavesi ans Herz (Werbung). Ich nenne das wunderbare Buch liebevoll meine Pressebibel. Wenn du dich konsequent an die Abläufe und Tipps darin hältst, kann nichts mehr schiefgehen.
Meine erste Lesung hatte ich 7 Monate nach Erscheinen, am 23. November 2024. Ich war selten so lange vor etwas so aufgeregt. Doch 43 Besucher in der Stadtbibliothek in Wetzlar haben mich glücklich gestimmt und es hat alles super funktioniert. Vor allem war ich überrascht, welchen Nebeneffekt die Lesungsankündigung bereits im Vorfeld hatte.
Durch die Werbung für die Lesung stieg mein Buchverkauf stark an. Neben den Präsenzlesungen, die ich in 2025 vermehrt anbieten werde, setze ich auch auf Online-Lesungen. Für mehr Infos und Termine trag dich gerne in meinen Newsletter ein.
Da ich gerne schreibe, bespiele ich meinen Blog alle 1-2 Wochen mit einem neuen Artikel zu meinem Hauptthema Hochbegabung. Das sorgt für große Reichweite, denn ich werde für Google immer relevanter. Wichtig ist, dass die Blogbeiträge suchmaschinenoptimiert aufbereitet sind. In diesen Blog kannst du immer wieder dein Buch präsentieren mit Link zu Amazon. Das steigert die Buchverkäufe ebenfalls.
Werbeanzeigen auf Amazon kdp sind für den Erfolg deines Buchs unerlässlich. Daher empfehle ich dir, dich damit zu beschäftigen. Neben den Grundlagen und der Wissensaneignung lerne ich vor allem aus Erfahrung. Ich kümmere mich alle 1-2 Wochen um die Anzeigen und nehme Feinjustierungen vor. Keine Sorge, es ist lernbar. Der Kurs „Low Content Revolution“ (Werbung) gibt eine gute Einführung. In der dazugehörigen Facebook-Gruppe erhältst du jede Menge Tipps und Antworten auf deine Fragen.
Du siehst, es gibt viele Stellschrauben, um deinen Erfolg als Selfpublisher zu beeinflussen. Ich hoffe, ich konnte dir einige Impulse geben. Das Wichtigste, was du bei alldem tun kannst, ist dranbleiben. Stell dir nur einmal vor, wenn du ein halbes Jahr jeden Tag und jede Woche dich in dieser Form um dein Buchmarketing kümmerst. Wo stehst du in einem halben Jahr.
Von nichts kommt nichts. Das ist die harte Realität. Wahr ist aber auch: Wenn du ein Stück aus deiner Komfortzone herauskommst und neue Dinge ausprobierst, wird das Leben ebenfalls einen großen Schritt auf dich zukommen und dir wundervolle Gelegenheiten schenken. So erlebe ich es immerzu.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg bei deinem Buchprojekt und hoffe, dass dir meine Erfahrungen mit Selfpublishing bei amazon kdp geholfen haben.
Stell dir vor, du bist Lehrkraft an einer Grundschule. Du hast ein Kind in deiner Klasse, welches über Tische und Bänke geht. Es stört ständig den Unterricht, beschäftigt sich mit anderen Dingen und ist kaum zu bremsen. Du kannst nicht behaupten, dass dieses Kind den Schulstoff nicht versteht. Aber durch sein Verhalten zweifelst du an seinen Fähigkeiten und der Motivation. Du weißt nicht genau, wie du mit diesem Kind umgehen sollst. Vor allem sorgst du dich aber um die anderen Kinder, dass sich diese zu sehr ablenken lassen. Und da ist noch der Unterrichtsstoff, den du irgendwie durchbringen musst. Doch von Verhaltensauffälligkeiten und Schulverweigerung bei Hochbegabten hast du noch nie etwas gehört.
Möglicherweise kommt dir diese Situation bekannt vor. Woran denkst du zuerst? Vielleicht überlegst du, ob du hier ein ADHS-Kind vor dir hast. Das wäre naheliegend. Denn ein wildes Kind, welches sich schlecht konzentrieren und seine Impulse nicht kontrollieren kann, ist symptomatisch für dieses Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Doch es kann auch eine Auswirkung von Langeweile und Unterforderung sein. Gerade Kinder in der Grundschule können sich noch nicht entsprechend artikulieren, also verhalten sie sich nach Gefühl und nach ihren Impulsen.
So erging es auch uns. Unser Sohn war bereits im Kindergarten auffällig. Einiges davon berichte ich auch in meinem Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich". Er stellte die verrücktesten Dinge an. Einmal drehte er beispielsweise alle Wasserhähne im Gemeinschaftsbad gleichzeitig an oder versenkte ein Marmeladenglas im Kakao. Das machte er selten aus böser Absicht, sondern er war einfach neugierig, was passiert, wenn er das macht. Er wollte entdecken, welche Bestandteile der Sandkasten hat, also baute er ihn auseinander. Oder wollte wissen, wie der Teich sein Wasser bekommt. Also grub er den Schlauch aus, der unterirdisch direkt zum Haus führte.
Im Kindergarten beschäftigte er sich am liebsten allein in der Bauecke und konstruierte etwas. Malen und Basteln waren nicht sein Ding. Mit anderen Kindern spielte er selten. Seine Neugierde stillte er, indem er die Erzieherinnen mit seinen Fragen wie eine Zitrone auspresste und sie dann links liegen ließ, als er genug gehört hatte. Er drehte sich mitten im Satz um und ging.
Die Regeln waren ihm alle bewusst, er konnte sie auswendig aufsagen. Doch er hielt sich selten daran, wenn sie für ihn keinen Sinn machten. Und aus Fehlern lernte er schon gar nicht. Also führte uns der Weg nach einem Elterngespräch zunächst in die Erziehungsberatung. Diese lief ins Leere, da unser Sohn einfach alles geschickt aushebelte. Der zweite Weg führte uns auf Empfehlung der Erzieherinnen schließlich in die Diagnostik. Und wie es sein sollte, erhielten wir die Diagnose ADHS und Impulskontrollstörung. Das war kurz vor Beginn der Grundschule.
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Also wurde die Lehrerin direkt mit einem Kind konfrontiert, welches den Stuhlkreis morgens komplett aufmischte. Glücklicherweise kannte sie sich mit ADHS aus, ebenso erkannte sie die besondere Begabung unseres Sohnes. Im Rahmen der ADHS-Diagnose wurde er einem Intelligenztest unterzogen und erhielt das Ergebnis einer überdurchschnittlichen Begabung. Dass dies alles aber eng mit dem Thema Verhaltensauffälligkeiten und Schulverweigerung bei Hochbegabten zu tun hat, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Damit war das Thema Begabung vom Tisch und alle Beteiligten fokussierten sich auf die ADHS-Problematik. Du wirst nicht glauben, was wir viele Jahre später von einem anderen Psychologen in einer letzten Diagnostik zu hören bekamen. Aber dazu später mehr.
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An dieser Stelle möchte ich auf ein wichtiges Thema eingehen, welches in Verbindung mit Verhaltensauffälligkeiten steht. Es ist das Thema der Fehldiagnosen, auf die ich in diesem Blogartikel näher eingehe. An dieser Stelle möchte ich dir ein paar praktische Beispiele geben, um die Problematik zu verdeutlichen. Diese sind sicher interessant, wenn du ein solches Kind in der Familie oder in der Schule betreust.
Doch zunächst eine Frage. Wenn du an ein hochbegabtes Kind denkst, was kommt dir sofort in den Kopf? Dass es bestimmt Schach spielt oder ein Instrument bis zur Perfektion? Dass es möglicherweise so schlau ist, dass es mit 14 Physik studieren könnte? Dass es garantiert leicht durchs Leben kommt und nie Probleme haben wird? Auch nicht in der Schule?
Das ist leider der Glaube, der durch reißerische Zeitungsartikel gesät wird. Oder hast du schon einmal von einem Hochbegabten gehört, der ohne Schulabschluss dasteht? Der die Schule verweigert, weil er es nicht mehr aushält? Der als Erwachsener sein Leben nicht auf die Reihe bekommt, weil er einfach keinen Antrieb hat? Weil ihm der Ehrgeiz fehlt und sich mit Hilfsjobs über Wasser hält? Das ist die andere Seite der Hochbegabten-Medaille. Und oft genug beginnt sie mit Verhaltensauffälligkeiten in der Schule.
Das sind nur drei ausgewählte Beispiele von ADHS-Symptomen, hinter denen aber auch eine Hochbegabung stecken kann. Gerade wenn Kinder im Unterricht unterfordert sind, können sie verhaltensauffällig werden.
Es ist immer wichtig, genau zu schauen, was hinter Verhaltensauffälligkeiten steht. Ich empfehle stets, einen ganzheitlichen Blick auf diese Schülerinnen und Schüler vorzunehmen, am besten gemeinsam mit den Eltern. Denn diese können berichten, wie sich das Kind zu Hause verhält. Wo die Interessen liegen, womit es sich beschäftigt, ob es dort hochleistet und welche kreativen Ideen es entwickelt.
Hier könntest du ein wichtiges Indiz finden, dass das Kind aufgrund seiner hohen Begabung die Auffälligkeiten zeigt. Natürlich sind auch Doppeldiagnosen möglich, aber der Grat für eine Fehldiagnose ist sehr schmal. Vor allem kann eine psychische Störung wie ADHS oder auch eine Autismus Spektrum Störung eine Hochbegabung maskieren. Ich empfehle dir die Lektüre der Seite von Frauke Niehues „Können macht Spaß“, dort findest du weiterführende Infos dazu.
Unternehmen wir eine Zeitreise und begleiten das hochbegabte Kind in die Mittelstufe. Während es in der Grundschule aufgrund der hohen Begabung trotzdem seine Leistungen zeigen konnte, sieht es möglicherweise in der Mittelstufe schon anders aus. Es ist tatsächlich so, dass die meisten hochbegabten Kinder in der 7. und 8. Klasse einen starken Einbruch haben. Einige beginnen die Schule zu vermeiden, kommen zu spät oder sind öfter krank.
Und dann gibt es noch die Schülerinnen und Schüler, die letztendlich den Schulbesuch verweigern. Verhaltensauffälligkeiten und Schulverweigerung bei Hochbegabten zeigen hier ihre Vollendung. Nicht, weil sie faul sind, keinen Bock mehr haben oder etwas Besseres mit ihrer Zeit anstellen wollen. Sondern weil sie nicht mehr können und aufgegeben haben. Weil der Frust und die Resignation zu groß geworden sind. Sie halten es nicht mehr aus und können nicht mehr die Schule besuchen.
Wie ich in meinem Buch geschrieben habe, drückte sich unser 15-jähriger Sohn so aus: „Ich will ja in die Schule, aber ich kann nicht mehr“. Darüber liest du in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“. Dieser Satz und der damit verbundene Zusammenbruch war der Beginn einer zweijährigen Schulverweigerung.
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Wir waren immer davon überzeugt, dass unser Sohn ADHS hat. Erst mit 16 Jahren wurde die Hochbegabung in einer Begabungsdiagnostik festgestellt. Als er mit 17 Jahren erneut einem Kinder- und Jugendpsychologen vorgestellt wurde, erhielten wir eine interessante Meinung zu dem Thema. Er testete ihn auf ADHS, Autismus Spektrum Störung (ASS) und sogar auf Depression. Alle Tests zeigten ein unauffälliges Ergebnis. Doch das Begabungsprofil sprach für den Arzt Bände. Ein Teilwert kratzte an der Höchstbegabung, während die anderen Werte im überdurchschnittlichen Bereich lagen. Er schlussfolgerte, dass das heterogene Begabungsprofil unseres Sohnes die Ursache dafür sei, dass er so reagiere, als hätte er ADHS, ASS oder Depression. Da könne man nichts machen, damit müsse er lernen zu leben.
Du stehst als Mutter nach so vielen Jahren mit offenem Mund staunend davor. Denn diese Erklärung machte für mich großen Sinn. Es veranschaulicht darüber hinaus schmerzhaft die Gefahr von Fehldiagnosen. Was hätte anders laufen können, wenn die Hochbegabung im Fokus gestanden hätte und unser Sohn entsprechend gefördert worden wäre? Letztendlich weiß ich nicht mehr, was ich noch glauben soll. Hatte er nun ADHS? Oder war es „nur“ die besondere Begabung, die ihn so verhaltensauffällig sein und die Schule verweigern ließen?
Ich denke, es ist nahezu egal, welches Prädikat das Kind bekommt. Eine Diagnose ist wichtig, ja. Sie liefert eine Grundlage für die weiteren Schritte und auch für das Kind kann es hilfreich sein zu wissen, was mit ihm los ist. Denn diese neurodivergenten Kinder fühlen sich oft nicht zugehörig und falsch. Wenn sie einen Grund bzw. einen Namen haben, können sie leichter damit umgehen. Doch dann muss es irgendwann dazu kommen, dass jedes Kind in seiner Einzigartigkeit und in seinem Anderssein angenommen wird und alle Möglichkeiten erhält, um den Schulbesuch gut meistern zu können.
Hier ist das Schulsystem gefragt, sich zu verändern und zu öffnen. Große Klassen, volle Lehrpläne, wenig Zeit und Lehrkräftemangel versperren den Weg zu echten Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülern. In einem traditionellen System bleibt wenig Raum für solche Kinder.
Das spüren sämtliche Beteiligten auf schmerzliche Art und Weise. Die Eltern, wenn sie zusehen müssen, wie ihr Kind scheitert, obwohl es so clever ist. Die Lehrkräfte, wenn sie an die Grenzen kommen, so ein Kind bestmöglich zu unterstützen. Und die Kinder selbst, die wenig Selbstvertrauen aufbauen und kaum Selbstwirksamkeit erleben, weil sie ständig anecken, sich anders fühlen und schließlich resignieren.
Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick in das Thema Verhaltensauffälligkeiten und Schulverweigerung bei Hochbegabten geben. Wenn dich das Thema interessiert, ist in diesem Zusammenhang meine kleine Blogserie interessant: „Wie lernen hochbegabte Kinder im Schulsystem am besten?“.
Hast du schon einmal von dem Wort Underachievement gehört? Vielleicht dann, wenn du Mutter oder Vater eines hochbegabten Schulkindes bist und dieses Kind in der Schule Probleme hat. Ich glaube, heute ist das Wort weitaus bekannter als noch vor fünf Jahren - wir haben jetzt 2024. Für uns war dieser Begriff damals völlig neu. Aber die Kenntnis und seine Bedeutung wären so wichtig für uns gewesen: Underachievement – Minderleistung bei hochbegabten Schulkindern.
Es gab in unserem Fall nur ein Problem. Unser Sohn war nicht hochbegabt getestet, sondern im Rahmen seiner ADHS-Diagnostik „nur“ überdurchschnittlich. Underachievement sollte trotzdem ein Thema sein. Ebenso war die Frage mit der Hochbegabung noch nicht final geklärt. Doch das wussten wir noch nicht, als unser Sohn den Schulbesuch mit 15 Jahren endgültig verweigerte.
In diesem Artikel möchte ich daher über das Thema aufklären. Er ist der Grund für den Titelzusatz meines Buchs „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“. Mit dem Begriff des „Underachievements“ öffneten sich für uns regelrecht neue Möglichkeiten. Du findest hier wichtige Antworten zum Thema sowie 3 Tipps für den schulischen Umgang mit Underachievement.
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Es war an einem Nachmittag, als der Förderschullehrer und ich wieder einmal in einem Klassenraum in der leeren Schule zusammensaßen. Wir überlegten, was wir noch tun könnten, um meinen Sohn wieder zum Schulbesuch zu bewegen. Viel zu lange hatte er bereits in der Schule gefehlt, fast ein halbes Jahr. Die Schule unterstützte uns und war sehr geduldig. Auch der Kinderarzt sah unsere Not und dass wir uns kümmern. Er schrieb unseren Sohn krank.
Wir wussten, dass wir dringend psychologische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Doch in welche Richtung sollten wir denken? Der Förderschullehrer äußerte einen entscheidenden Tipp: Ich solle Kontakt zu der Psychologin Frauke Niehues aufnehmen. Das fand ich spannend, denn wenige Tage zuvor recherchierte ich bereits nach Adressen in der Umgebung und war auf ihre Website „Können macht Spaß“ aufmerksam geworden.
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Was ich dort las, fand ich sehr aufschlussreich: Fehldiagnosen. Schulverweigerung, Underachievement und vieles mehr. Doch ich war immer noch skeptisch, denn schließlich erklärte sie das stets im Zusammenhang mit Hochbegabung. Unser Sohn war jedoch „nur“ überdurchschnittlich begabt. Doch etwas bewegte mich dazu, an dieser Spur dranzubleiben. Ich wollte herausfinden, was es mit der Thematik Underachievement – Minderleistung bei hochbegabten Schulkindern auf sich hat.
Ich las mich also immer mehr in die Thematik ein und erkannte unseren Sohn in fast allen Aspekten des Underachievements wieder. Trotzdem blieb noch die Frage nach der Hochbegabung, doch ich schob diesen Gedanken erst einmal zur Seite. Die Ähnlichkeiten der Symptome und Eigenschaften hingegen waren so frappierend, dass mich das Thema immer mehr fesselte.
So kam eins zum anderen. Ich entdeckte einen augenöffnenden Vortrag „Hochbegabt und dennoch Schulprobleme?“ von Kajsa Johansson, den du dir hier anschauen kannst.. Dieser Vortrag ließ mich staunend und auch ungläubig vor dem Bildschirm sitzen. Ich konnte es nicht fassen, dass sie meinen Sohn in ihren Ausführungen detailliert beschrieb. Es war der Höhepunkt der Aha-Effekte. Was bedeutet aber nun Underachievement ganz konkret?
Underachievement bedeutet zunächst einmal grob übersetzt „Minderleistung“. Das heißt, die Schülerin oder der Schüler kann sein Potenzial nicht in vollem Umfang zeigen und abrufen. So gesehen betrifft das Underachievement auch Nicht-Hochbegabte. Aber gerade bei hochbegabten Schulkindern ist es besonders gravierend.
Auf der einen Seite wurde ihnen ein hohes Leistungspotenzial durch ihre Hochbegabung attestiert. Doch es bleibt erst einmal nur ein Potenzial. Kann das Kind dieses nicht voll ausschöpfen, sprechen wir von Minderleistung, also von Underachievement. Die Gründe dafür sind vielfältig, ich möchte dir hier die wichtigsten aufführen.
Die hochbegabte Schülerin oder der hochbegabte Schüler haben sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Daher zögern sie oft sehr lange mit einer Antwort, da sie die Aufgabe perfekt lösen möchten. Das kann auch ein Grund dafür sein, dass diese Kinder im Intelligenztest in der Verarbeitungsgeschwindigkeit einen auffälligen niedrigen Wert haben. Für manche Psychologen ist dies direkt ein Indiz für ein ADS, weshalb ich hier für das Thema Fehldiagnosen sensibilisieren möchte. Einen Artikel dazu liest du hier.
Hochbegabte Kinder denken oft sehr komplex und umfassend. Daher langweilen sie oft leichte Aufgaben und sie lehnen Wiederholungen ab. Erst durch schwierige Aufgaben fühlen sie sich gefordert und können zeigen, was in ihnen steckt. Fatal ist es dann, wenn die Lehrkraft das Kind auffordert, erst einmal die einfachen Aufgaben zu machen, bevor sie schwere Aufgaben bekommen können. Eine Anekdote dazu von unserem älteren Sohn habe ich in diesem Artikel erzählt. Vielleicht kommt dir das bekannt vor?
Möglicherweise möchten hochbegabte Kinder im Unterricht nicht auffallen, da sie sich eh schon anders als die anderen fühlen. Daher zeigen sie schlechtere Leistungen, als sie es in Wirklichkeit imstande wären zu zeigen. Diesen selbstgewählten sozialen Anpassungszwang nehmen sie in Kauf, um dazu zu gehören.
Hochbegabte Kinder können Aufgaben oft schnell lösen. So schnell, dass sie nicht mehr in der Lage sind, den Lösungsweg zu notieren, der in den Aufgaben und in den Klassenarbeiten in der Schule verlangt wird. Diese kreative Lösungsbegabung steht ihnen dann im Weg und sie versagen bei dem, was von ihnen erwartet wird.
Gerade, weil hochbegabte Kinder eine schnelle Auffassungsgabe haben, langweilen sie sich schnell im Unterricht. Das hat zur Folge, dass sie sich mit anderen Dingen beschäftigen, stören, träumen und irgendwann den Anschluss verpassen. Ihre Frustration wandelt sich in Resignation. Felix Paturi spricht in seinem Buch "Denken unerwünscht -wie deutsche Schulen hochbegabte Kinder traumatisieren" bei Underachievement von einer „Resignation des Genies“. Schulvermeidung oder sogar Schulverweigerung können die schlimme Folge sein.
Ich bin davon überzeugt, dass Underachievement – Minderleistung bei hochbegabten Schulkindern ein rein schulisches Phänomen ist. Umso wichtiger ist es, dass es von Lehrkräften rechtzeitig erkannt wird. Nur dann können gezielte Maßnahmen getroffen werden, um diese besonders begabten Schüler wieder zu befähigen, ihr volles Potenzial zu zeigen.
Nein. Viele Menschen verwechseln Hochbegabung mit Hochleistung. Beides hat erst einmal nichts miteinander zu tun. Hochbegabung bedeutet nur, dass das Leistungspotenzial und die Intelligenz sehr hoch sind. Wenn das Potenzial aber brach liegt, nutzt auch der höchste IQ-Wert nichts. In einem optimalen Umfeld können Hochbegabte aber durchaus zu Hochleistern werden. Vielleicht ist dazu meine Blogartikel-Serie mit meinen Ausführungen zu: „Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem“ interessant für dich dazu? Da schreibe ich u. a. auch über das Growth- und Fixed Mindset.
Unterforderung kann sich auf unterschiedliche Art zeigen, was die Problematik in der Schule durchaus vergrößert. Denn so kann eine hohe Begabung unerkannt bleiben oder maskiert werden. Manche Kinder reagieren auf Unterforderung mit Verhaltensauffälligkeiten. Sie stören den Unterricht, gehen über Tische und Bänke oder beschäftigen sich mit anderen Dingen. In meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ gebe ich dir ganz viele Beispiele aus unserem Familienalltag und schulischen Leben, das unser Sohn ziemlich auf den Kopf gestellt hat.
Eine Unterforderung kann sich aber auch still zeigen. Diese Kinder träumen und sind in ihren eigenen komplexen Gedankenwelten tief versunken. Sie entfernen sich gedanklich vom Unterricht und verpassen den Anschluss. Frustration folgt und irgendwann sind auch diese Kinder immer weniger bereit, die Schule regelmäßig zu besuchen. Sie reagieren dann oft mit psychosomatischen Beschwerden, wie Bauch- oder Kopfweh.
Die Zahl der hochbegabten Underachiever liegt etwa bei 12 %, wie Detlef H. Rost und Jörn R. Sparfeld in einem Artikel schreiben. Das Institut für Leistungsentwicklung rund um Dipl.-Psych. Thomas Eckerle geht sogar von 15 – 20 % aus. Ganz gleich, welcher Wert stimmt, es sind einfach zu viele. Es kommt noch eine Besonderheit hinzu. Denn wir sprechen hier nur von Hochbegabten, deren Gesamt-IQ über 130 liegt. Wichtig ist aber zu erwähnen, dass die Auffälligkeiten bereits ab einer überdurchschnittlichen Begabung ab einem Gesamt-IQ von 115 auftreten können, worauf das Leistungsinstitut in dem Artikel ebenfalls hinweist.
In einer Stadt mit 280.000 Einwohnern und davon ca. 25.000 Schülern haben ca. 15,9 % eine überdurchschnittliche Begabung oder eine Hochbegabung. Wenn davon 15 % Underachiever sind, sind ca. 600 Schülerinnen und Schüler vom Underachievement betroffen.
Ich denke, damit wird klar, warum das Thema so wichtig ist und dringend in die Lehramtsausbildung integriert werden sollte. Denn ihre Berührung und ihre Kenntnisse zum Thema Underachievement – Minderleistung bei hochbegabten Schulkindern - ist wichtig, damit Hochbegabte Kinder mit Schulproblemen nicht auf der Strecke bleiben.
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Was also können Lehrkräfte tun, wenn sie sehen, dass begabte Schülerinnen und Schüler im Unterricht nicht leisten bzw. ihr Potenzial nicht abrufen können?
Der erste Weg ist der ganzheitliche Blick auf das Kind. Wie verhält es sich in seiner Freizeit? Welche Interessen oder Spezialinteressen hat es? Welche Motivation zeigt das Kind bei der Beschäftigung damit? Und im Gegensatz dazu: Wie verhält es sich in der Schule? Zeigt es ein anderes Bild als das, was die Eltern aus dem heimischen Umfeld berichten?
Gerade Eltern können hilfreiche Strategien parat haben, das Kind zu motivieren, sein Potenzial abzurufen oder einfach einen besseren Zugang zum Kind zu erlangen. Eine gute, wertschätzende und offene Kommunikation sind dabei unbedingt erforderlich, da alle Beteiligten das Ziel haben, das Kind bestmöglich zu unterstützen.
Ich lade Lehrkräfte dazu ein, ihre eigenen Glaubenssätze und Erfahrungen zum Thema Hochbegabung auf den Prüfstand zu stellen. Denn viele Menschen denken, dass Hochbegabung mit Hochleistung gleichzusetzen ist. Uns als Eltern war es oft unverständlich, warum unser Kind trotz seines hohen Potenzials große Schwierigkeiten hatte, die einfachsten Aufgaben zu lösen. Wir konnten es uns nicht erklären, warum es die Hausaufgaben boykottierte, wenn es doch ganz einfach in der Lage gewesen wäre, die Aufgaben zu erledigen.
Wenn Eltern hier schon straucheln, können das Lehrkräfte erst recht. Meine Einladung geht dahin, sich über das Thema zu informieren. Wenn du bis hierher gelesen hast, hast du bereits einen wichtigen Schritt in diese Richtung getan.
Mein dritter Tipp ist, Fachleute hinzuzuziehen. Doch Achtung, nicht jeder Psychologe kennt sich gut mit Hochbegabung aus. Besonders dann, wenn möglicherweise ein ADHS oder eine Autismus Spektrum Störung zusätzlich im Spiel ist oder vermutet wird. Hier lauert die Gefahr von Fehldiagnosen, wobei auch Doppeldiagnosen möglich sind. Lies gerne dazu meinen Artikel hier.
Geeignete Fachleute sind beispielsweise ECHA-Coaches, das Netzwerk von Frauke Niehues und vor allem die Webseiten der KARG-Stiftung. Diese stellt vielfältiges Informationsmaterial zum Thema bereit und unterstützt aktiv Schulen.
Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, wie du bestimmt festgestellt hast. Die Kenntnis darüber hat unser Leben verändert und neue Türen geöffnet. Aber weder Psychologen oder Lehrkräfte konnten uns frühzeitig darüber aufklären oder uns in diese Richtung weisen. Wir fühlten uns sehr oft alleingelassen.
Neben dem Video von Kajsa Johansson war ein weiteres Interview für mich ein Augenöffner. Wie gesagt hatte ich mich damals ganz frisch mit dem Thema Underachievement auseinandergesetzt. Ich stieß auf ein Interview mit dem Begabungsspezialisten Bernd Weber, der im Rahmen des Begabungskongresses 2019 Rede und Antwort stand.
Als Mutter eines hochbegabten Underachievers und Schulverweigerers habe ich mich stets sehr intensiv über die Themen informiert. Ich bin sogar oft von anderen Eltern angesprochen worden, ob ich Literaturtipps für sie habe oder Empfehlungen für Fachleute und Therapeuten, an die sie sich wenden können. Denn nicht jeder hat die Kraft oder die Zeit, sich so intensiv damit auseinanderzusetzen.
Trotzdem bin ich in meinen Argumentation bei einigen Lehrkräften aber auch einigen Psychologen auf Unverständnis, Kopfschütteln oder Ungläubigkeit gestoßen. Ich musste mich in meiner Rolle als Mutter immer wieder erklären und war oft am Ende meiner Kräfte, weil das Thema einfach unglaublich komplex ist. Und natürlich auch, weil für Eltern generell wenig gezielte Hilfestellungen bereitstehen.
Aus diesem Grund habe ich mein Buch geschrieben, um genau das anderen Eltern zu ersparen. Unsere Geschichte hat bereits vielen geholfen, Eltern wie Lehrkräften. Es wird von vielen Betroffenen weiterempfohlen, weil es zeigt, wie groß die Bürde mit einem hochbegabten Kind sein kann. Und auf der anderen Seite wie einzigartig und wunderbar das Leben mit ihnen ist.
Das großartige Buch „Warum noch lernen“ von Bob Blume (Werbung) ist aus meiner Sicht ein wichtiges Werk, wenn es darum geht, Schule zu verändern. Und zwar mutig und mit kleinen Schritten. Das kommt letztendlich auch unseren hochbegabten Kindern zugute, die im traditionellen Schulsystem an ihre Grenzen stoßen können. In diesem Teil 3 gehe ich mit weiteren Aspekten auf die Frage ein: Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem?
Das Buch von Bob Blume ist für mich wie ein Arbeitsbuch. Überall kleben Post its, vorne habe ich eine Seite voller Notizen zu Lieblingssätzen und den besten Aussagen aus dem Buch erstellt.
Ich glaube, über das Thema könnte ich ein eigenes Buch schreiben, so viel gibt es darüber zu sagen. Wenn du > Teil 1 und > Teil 2 noch nicht gelesen hast, lege ich dir das ans Herz, damit du einen Gesamtblick auf das Thema bekommst.
Sehr schön finde ich, dass ich einige Ansätze in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ ebenfalls angesprochen habe, das bestätigt mich in meinen Wünschen für ein besseres Schulsystem für hochbegabte Kinder und Jugendliche.
Das liegt zum einen daran, dass ich nicht im Schuldienst arbeite und mir der intensive Blick darauf verwehrt ist. Zum anderen liegt der Schwerpunkt in meinem Buch auf unserer Familiengeschichte mit hochbegabten Kindern, von denen unser älterer Sohn zwei Jahre lang die Schule verweigert hat. Das hat Gründe, und diese habe ich in meinem Buch beleuchtet. Es deckt sich mit den Aussagen von Bob. Daher gehe ich in diesem Artikel auf das Potenzial der Schüler ein, was ein sehr wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Hochbegabung ist.
Ebenso geht es um die Bildung und den Umgang damit. Abschließend und zusammenfassend möchte ich Schulen in einer Liste als Verlinkung hervorheben, die bereits jetzt neue Wege gehen. Diese darfst du gerne um weitere Beispiele ergänzen, ich freue mich über jeden Tipp! Schreibe mir gerne: kontakt (at) susanneburzel.de, dann nehme ich sie in die Liste, die du ganz unten findest, auf.
Diese Tipps sollen vielen Eltern helfen, wenn auch sie vor der Frage stehen: Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem? Ganz gleich, ob vor der Einschulung oder beim Übergang in die weiterführende Schule. In meinem Buch findest du einen Hospitationsbericht einer besonderen Schule, die unten auch erwähnt ist.
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Aber jetzt werfen wir erst einmal einen Blick auf das Potenzial von Schülerinnen und Schülern allgemein.
Schule ist unter anderem dazu da, dass Schülerinnen und Schüler Neues lernen. Der Lehrplan gibt vor, welche Unterrichtsinhalte dabei relevant sind. Diese werden aufgrund des Bildungsföderalismus länderspezifisch festgelegt und unterscheiden sich dadurch. Schon allein die Begrifflichkeiten weichen voneinander ab: Neben dem Begriff Lehrplan gibt es dafür weitere Bezeichnungen wie Bildungsplan, Rahmenplan, Rahmenlehrplan, Kerncurriculum oder Kernlehrplan.
Auf der anderen Seite bringen jeder Schüler und jede Schülerin individuelle Potenziale mit. Die Aufgabe der Lehrkraft ist es, diese unter einen Hut zu bringen, damit ein gemeinsames Lernen erfolgreich wird. Da in einer Klasse oft mehr als 20 oder 30 Kinder gemeinsam beschult werden, ist dies sicher kein leichtes Unterfangen. Neben den täglichen Herausforderungen mit diesen unterschiedlichen Persönlichkeiten kommen gesellschaftliche, technische, organisatorische und bürokratische hinzu.
Die Lehrkräfte stehen vor der Aufgabe, alle Kinder und Jugendliche auf den gleichen Stand zu bringen, die Leistungen in regelmäßigen Abständen einer Prüfung zu unterziehen und zu bewerten und den Lehrplan zu erfüllen. Daher habe ich höchsten Respekt vor allen Lehrkräften, die jeden Tag ihr Bestes und mehr geben.
Bob Blume schreibt: „Der Anspruch der Lehrkraft ist, das Potenzial an erster Stelle zu sehen.“ (Seite 204). Doch wie geht das konkret? Ich denke, dies beruht vor allem auf Beobachtungen des Verhaltens sowie der erbrachten Leistungen der Kinder und Jugendlichen. Die Potenziale kann die Lehrkraft dann im besten Fall im Unterrichtsgeschehen gewinnbringend und unterstützend für alle einbringen.
Das gelingt in der Grundschulzeit sicher sehr gut, wenn die Klassenlehrkraft die Kinder in mehreren Fächern betreut und somit viel Zeit mit ihnen verbringt. Doch spätestens in der Mittelstufe wird es schwierig, wenn Fachlehrkräfte die Stunden übernehmen.
Es ist eine große Aufgabe für sie, sich jedes Mal neu auf die unterschiedlichen Klassen einzustellen, die Namen zu lernen und die Bedürfnisse wahrzunehmen. Aber auch für viele Schülerinnen und Schüler kann der ständige Lehrerwechsel eine Herausforderung sein. Die Folge ist, dass der persönliche Kontakt zwischen den Beteiligten immer mehr verloren gehen kann.
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Betrachten wir die Besonderheiten von überdurchschnittlich Begabten und Hochbegabten mit ihren Potenzialen, gibt es einiges zu beachten. Klar ist, dass sie unterschiedliche und starke Potenziale mitbringen – oft allgemeiner Art aber auch sehr speziell. Diese berühren weniger die Unterrichtsinhalte, sondern wirken sich in anderen Fähigkeiten aus. Beispielsweise ihre tiefe und detailreiche Art zu denken, ihre schnelle Auffassungsgabe, ein äußerst ausgeprägtes Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit zu abstrahieren. Sie erkennen schneller Zusammenhänge und haben ein großes Bedürfnis nach neuem Wissen. Sie sind dazu oft sehr sensibel und haben einen starken Gerechtigkeitssinn.
Das Verhalten, was daraus resultieren kann, geht in den verhaltensauffälligen Bereich. Vor allem dann, wenn das nonkonforme Verhalten ausgeprägt ist und sie sich weigern, Dinge zu tun, die ihnen vorgeschrieben werden. Ebenso kann ein optimaler Unterrichtsverlauf erschwert werden, wenn diese Kinder aufgrund ihres Wissensdranges ein impulsives Verhalten an den Tag legen. Hochbegabung kann sich unterschiedlich zeigen und erinnert oft an Symptome eines AD(H)S oder einer Autismus Spektrum Störung. Lies dazu gerne meinen Artikel: > Hochbegabung und ADHS – Fehl- und Doppeldiagnosen bei Kindern.
Daneben gibt es Hochbegabte, die einfach dazugehören möchten und absichtlich schlechtere Leistungen erbringen, um nicht aufzufallen. Sie passen sich sehr gut an und maskieren ihre Begabung geschickt. In allen Fällen gerät der Blick verständlicherweise auf die Defizite. Dass hinter all den Auffälligkeiten aber ein hohes Potenzial in Form einer besonderen Begabung oder sogar Hochbegabung schlummert, wird von vielen übersehen. Einfach auch deswegen, weil Lehrkräfte im Lehramtsstudium auf solche Fälle kaum vorbereitet werden. Aber das ist ein Thema für einen weiteren Blogartikel.
Ein hilfreicher Aspekt ist auch der ganzheitliche bzw. umfassende Blick auf diese Kinder: Wofür interessieren sie sich? Welche Themen begeistern sie? Womit beschäftigen sie sich in ihrer Freizeit? Bei welchen Tätigkeiten sind sie im Flow? Was ist ihr Spezialinteresse? Welche Fähigkeiten sind besonders gut ausgeprägt? Und vor allem bleibt die Frage: Wie lassen sich diese Stärken und diese Potenziale im Unterricht nutzen? Wo liegen die Grenzen und wo öffnen sich Möglichkeiten? Was möchte das Kind selbst einbringen und wo möchte es sich abgrenzen?
Ich denke, dieser wertschätzende Blick und die Einbeziehung dieser Kinder sind wichtig, stärkt die Beziehungsebene und somit die intrinsische Motivation, wie bereits in > Teil 2 geschrieben. Letztendlich können von dieser Vorgehensweise alle Kinder profitieren, ganz gleich, ob eine normale oder höhere Begabung vorliegt. Auch wenn es Zeit kostet, so ist und bleibt es doch die wichtigste Aufgabe der Lehrkraft: Ein Herz für die Schüler zu zeigen. Das Erkennen der Potenziale gehört für mich dazu.
Was ist Bildung, und wie unterscheidet sie sich vom Wissen? Im Ernst, darüber habe ich mir selbst bisher keine Gedanken gemacht. Aber im Kontext von Schule ist das natürlich eine sehr interessante Frage, auf die mich Bob erst mit seinem Buch „Warum noch lernen“ (Werbung) aufmerksam gemacht hat. Bob beschreibt es so: „Bildung ist nicht nur ein Verstehen von dem, was ist, sondern von dem, was sein könnte“ (Seite 146) und weiter: „Wissen ist dem nachgelagert“ (Seite 147). Was bedeutet das konkret?
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Ich verstehe es so, dass Bildung der Vorgang ist, sich Wissen anzueignen. So gesehen ist die Freude am Lernen, oder das Lernen an sich die Einstellung oder die Offenheit, sich der Bildung zu widmen. Bilde ich mich weiter, lerne ich verschiedene Aspekte kennen und sorge dafür, dass ich danach etwas weiß. Klingt kompliziert? Sicher ein wenig. Zumal Bildung umgangssprachlich und in der Gesellschaft oft mit Wissen gleichgesetzt wird. Aber dem ist nicht so, wie ich jetzt auch gelernt habe.
Um eine weitere Perspektive zu eröffnen, möchte ich hier ein kurzes Zitat aus der „Zeit“ anbringen: „Wissen vermittelt Können und gibt ein Instrumentarium. Bildung formt den inneren Menschen. Bildung hat eine moralische Komponente, sie sagt, was gut und was weniger gut ist. Bildung heißt, das zu werden, was man schon ist: nämlich ein Mensch.“ (Quelle)
Vielleicht wird es noch klarer, wenn wir weiter aus dem Buch „Warum noch lernen“ ein Zitat ergänzen: „Bildung wird zur Orientierungshilfe – zu einem Sicherheitsnetz gegen Ignoranz“ (Seite 101). Genau das ist der Knackpunkt, auf den es ankommt. Es ist daher wichtig gebildet zu sein. Damit befähige ich mich, mir neue Dinge anzueignen und mir eine eigene Meinung zu bilden, um mich persönlich weiterzuentwickeln. Das ist wichtiger, als sich ein großes Wissen anzueignen.
Bildung ist sozusagen ein Werkzeug, ein Prozess der Aneignung. Wissen ist das Endergebnis. Bilde ich mich weiter, weiß ich irgendwann. Diesen Wert bzw. diese Fähigkeit in der Schule zu vermitteln, bringt den Schülern eine große Selbstständigkeit. Sie stärkt das Selbstbewusstsein und ermöglicht eine hohe Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit, die wichtig für ihr späteres Leben ist.
Schwenken wir den Blick in Richtung Hochbegabung. Ist die intrinsische Motivation für ein Thema geweckt, verspüren viele Hochbegabte einen immensen inneren Druck, sich dem zu widmen. Alles andere wird beiseitegeschoben und die Beschäftigung mit dem Thema kann beginnen. Der Hochbegabte bildet sich aus freien Stücken weiter, weil er gar nicht anderes kann. Er ist im Flow und gerät nahezu in einen Hyperfokus. Der Prozess der Aneignung ist im vollen Gange, manchmal sogar zwanghaft. Die Person wird so lange recherchieren, bis sie ihren Wissensdurst vollends befriedigt hat. Erst dann lässt sie von dem Thema ab.
Möglicherweise wird sie sich nie wieder mit dem Thema beschäftigen, da es für sie langweilig geworden ist. Es ist Zeit, zu neuen Ufern zu gelangen, neue Themen zu entdecken und alles darüber zu erfahren. Denken wir hier an die zahlreichen Wiederholungen, die ein Kind im Laufe des Schullebens durchlaufen muss, ist klar, dass die Frustration bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen vorprogrammiert ist.
Das muss nicht bei jeder hochbegabten Person so sein, auch hier gibt es Unterschiede. Die „Bildung als Orientierungshilfe“ ist für ein hochbegabtes Kind sehr wichtig und stärkt den Charakter. In seinem Spezialthema wirkt sich das positiv auf seine Selbstwirksamkeit etc. aus. Doch es kann im Umkehrschluss auch vorkommen, dass gewisse Themen rigoros abgelehnt werden.
Genau das macht den Schulbesuch unter Umständen herausfordernd, da sie auch mit den besten Argumenten nicht zu überzeugen sind. Wenn der Lehrplan nun aber die Themen vorgibt und die Pflicht erfüllt werden muss, und gleichzeitig die Sinnhaftigkeit dahinter unklar ist, wird es sehr schwer für Lehrkräfte, diese Kinder am Ball zu behalten.
An diesem Punkt erfahren diese Kinder Kritik, werden ausgebremst, gestoppt, getadelt oder dürfen ihren Neigungen nicht nachgehen, weil es der Lehrplan nicht so vorsieht. Daher könnte der Prozess der Bildung einer Resignation weichen. Die Folge können mangelnder Ehrgeiz und eine fehlende Selbstwirksamkeit im Erwachsenenalter sein.
Es stellt sich also die Frage: Was tun Lehrkräfte dafür, Bildung zu ermöglichen, und wo bremsen sie diese aus, wenn sie auf natürlichem Weg voll in Fahrt gekommen ist. Denn Bob schreibt selbst in seinem Buch: „Dort, wo zu viel in die Breite gegangen wird, kann nicht in die Tiefe gegangen werden“ (Seite 78). Ein perfektes Schlusswort für diesen Bereich.
Zum Schluss bleibt nun diese Frage übrig. Daher möchte ich die Inhalte der drei Teile noch einmal zusammenfassen. Ich habe folgende Themen aufgegriffen, um die Frage: Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem“ im Hinblick auf das Buch „Warum noch lernen“ (Werbung) von Bob Blume zu beantworten:
Viele Eigenschaften bringen hochbegabte Kinder und Jugendliche bereits mit. Beispielsweise die, wenn es um das Lernen an sich geht. Oft ist dabei die intrinsische Motivation sehr groß, wenn sie den Sinn dahinter für sich erkennen. Aber auch die Persönlichkeit des Kindes ist wichtig: Hat es ein Growth- oder ein Fixed-Mindset? Wie fördere ich ein Growth-Mindset, oder anders gesagt, wie vermeide ich ein Fixed Mindset? Am Potenzial wird es oft sicher nicht liegen, und am Aneignen der Bildung ebenfalls nicht.
Wichtig ist, diese Kinder zu begeistern, eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen und ihnen den Sinn hinter den Unterrichtsinhalten zu vermitteln. Sind diese Voraussetzungen gegeben, wird es um einiges leichter, dass diese Kinder im Schulsystem gut bestehen. Besonders Begabte oder Hochbegabte stellen eine besondere Herausforderung im Schulsystem dar. Wichtig finde ich es, darüber aufzuklären. Diese Themen müssen in die Lehramtsausbildung integriert werden, um angehende Lehrkräfte dafür zu sensibilisieren.
Fest steht auch, dass nicht alle Schulformen für Hochbegabte geeignet sind. Vor allem entscheidet hier auch die Persönlichkeit des Kindes, auf welcher Schule es besser aufgehoben ist. Es ist immer ein Zusammenspiel aus Kind, Eltern und Schule, aber auch Wertschätzung, Förderung und Beziehungsarbeit.
Zum Abschluss möchte ich eine Liste von Schulen abbilden, die bereits neue Wege gehen. Denn in diesen Schulen erhalten Schülerinnen und Schüler mehr Freiheiten und mehr Selbstbestimmungsmöglichkeiten. Gerade das könnte unseren hochbegabten Kindern guttun, wenn sie von Anfang an in diesen Schulformen aufgenommen werden. Wie am Anfang bereits geschrieben, möchte ich diese Liste gerne erweitern. Schreibe mir dazu gerne eine Mail, dann nehme ich weitere Schulen gerne hier auf und verlinke sie. Es wäre mir eine Freude!
Ebenso war es mir eine große Freude, das Buch von Bob intensiv zu lesen. Wie gesagt, bin ich nicht im Schuldienst tätig. Doch das „Lehrerinnen-Gen“ trage ich wohl noch in mir. Es begeistert mich, mich für dieses Thema zu engagieren. Daher lege ich jeder Lehrkraft ans Herz: Lies das Buch von Bob Blume: „Warum noch lernen“ (Werbung). Es ist ein verständnisvoller aber eindringlicher Augenöffner. Danke Bob, für dein Engagement!
Teil 2: Erkenntnisse aus dem Buch „Warum noch lernen“ von Bob Blume für hochbegabte Kinder
Im ersten Teil meines Blogartikels „Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem?“ bin ich auf die Sinnhaftigkeit und die Bedeutsamkeit des Lernens eingegangen. Ich habe das im Hinblick auf hochbegabte Schülerinnen und Schüler betrachtet, die in der Schule oft besonderen Herausforderungen ausgesetzt sind. Wenn du den Artikel noch nicht gelesen hast, kannst du das gerne hier noch tun.
Der zweite Teil beschäftigt sich nun mit weiteren Themen, die das Lernen und den Schulalltag berühren und die bedeutsam für den Lernerfolg von Hochbegabten sind. Daher beleuchte ich heute die Motivation, vor allem die intrinsische Motivation sowie Growth-und Fixed-Mindset.
Da der Artikel doch länger geworden ist, gehe ich erst in Teil 3 auf die Bildung ein mit relevanten Aspekten, die Bob Blume in seinen Ausführungen im Buch „Warum noch lernen“ erwähnt.
Diese waren sehr erkenntnisreich für mich und bescherten mir so manches Aha-Erlebnis. Dann werfe ich auch einen kurzen Blick auf die Verwendung von KI im Unterricht. Hier eröffnet sich eine spannende Welt, zu der ich gerade erst die Tür geöffnet habe.
Bleiben wir doch zunächst bei der Motivation. In meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ durchzieht die mangelnde Motivation in der Schule wie ein roter Faden unsere Geschichte. Sie war schließlich der Grund die Vermeidungshaltung und schließlich Verweigerung des Schulbesuchs. Doch was ist Motivation und was bewirkt sie?
Wir unterscheiden die intrinsische und die extrinsische Motivation voneinander. Die extrinsische Motivation ist – wie der Name schon sagt - motiviert von außen. Wir tun etwas, weil wir sonst negative Folgen befürchten oder weil wir positive Dinge erwarten. Diese Motivation reicht nur bis zu einem gewissen Grad aus, um uns zu Handlungen zu bewegen. Übertragen auf die Schule meine ich damit: Um uns nachhaltig zum Lernen zu bewegen.
Abgesehen davon, dass es langfristig keine gute Motivation ist, gute Noten für meine Lehrer oder für meine Eltern zu erreichen, kann dies doch kurzfristig zu Höchstleistungen anspornen
Doch auf Dauer spürt das Kind oder der Jugendliche, dass es sich negativ auf das eigene Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit auswirkt. Irgendwann werden die innere Stimme und der Drang nach Selbstverwirklichung lauter. Spätestens dann greift die intrinsische Motivation, wenn das Kind verweigert und sich dem widmet, was es eigentlich tun möchte.
Im besten Fall ist die intrinsische Motivation von Anfang an aktiviert. Das sehen wir beispielsweise dann, wenn Babys sich in ihrer Entwicklung an Möbeln hochziehen und versuchen, die ersten Schritte zu wagen. Sie geben nicht auf, denn sie verspüren einen inneren Drang, sich zu entwickeln. Das Stehen und das Gehen werden so lange versucht, bis sie es können. Ich denke, hier wird deutlich, welche Kraft Motivation haben kann.
Es ist auch die intrinsische Motivation, die uns wahrhaftig zum Lernen bewegt. Bob Blume spricht darüber in seinem Buch „Warum noch lernen“ und ich horchte auf, als ich an die Stelle kam, die er diesem Thema widmet. Denn mit unseren Kindern haben wir die gleichen Erfahrungen gemacht, nämlich, dass „die Motivation aus dem eigenen Antrieb heraus“ entscheidend für einen erfolgreichen Schulbesuch ist (Seite 139).
Ganz schnell sind wir dann bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit und nach der Bedeutsamkeit des Lernens, auf die ich in Teil 1 bereits ausführlich eingegangen bin. „Wenn es mich berührt, kann ich lernen“ schreibt Bob Blume dazu auf Seite 102 in seinem Buch. Das kann ich aus eigener Erfahrung unterschreiben.
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Gerade hochbegabte Kinder und Jugendliche haben ein gutes Gespür dafür, was sie lernen möchten und was nicht. Ist die intrinsische Motivation aktiviert, geben sie alles und gehen viele Extrameilen, um alles über das Thema zu erfahren. Erkennen sie die Sinnhaftigkeit dafür aber nicht, ist dementsprechend auch die Bedeutsamkeit für sie nicht vorhanden. Das Lernen des Schulstoffes wird dann vermieden oder ganz abgelehnt. Das Kind geht in die Verweigerungshaltung.
Lehrkräfte sind hier besonders gefragt, den Lernstoff schmackhaft zu machen. Sie müssen darauf vorbereitet sein, dass Kinder mit besonderer Begabung alles hinterfragen. Weniger, weil sie keine Lust haben und weil sie lieber ein Ablenkungsmanöver starten, sondern weil sie ernsthaft daran interessiert sind zu erfahren, warum und wofür ihnen dies weiterhilft.
Während ältere Schüler in der Mittelstufe so den Unterricht durch gezielte Fragen und Diskussionen torpedieren können, reagieren jüngere Kinder in der Grundschule eher mit emotionalen Reaktionen, wie Wut, Aggression, aber auch Stille und Rückzug. Es ist wichtig, diese Signale richtig zu deuten und darauf angemessen reagieren zu können. Das ist wichtig zu wissen, wenn ich mich mit der Frage beschäftige: "Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem?"
Ein weiterer Punkt ist vielen Hochbegabten eigen: ein ausgeprägter Pragmatismus, der eng mit dem Ablehnen von Wiederholungen verbunden ist. Da fragt sich mancher Erstklässler, warum er mehrere Seiten zur Übung den Buchstaben A schreiben soll, wenn er doch längst bereit ist für Buchstabe B. Antwortet die Lehrkraft auf das ablehnende Verhalten mit: „Zeig erst einmal, dass du die einfachen Sachen kannst, dann gebe ich dir was Schwereres“, dann ist die Verweigerung dieser Kinder vorprogrammiert.
Es ist in der Tat so, dass viele Hochbegabte bei einfachen Aufgaben versagen, während schwierige Aufgaben von ihnen spielend leicht gelöst werden.
Eine Anekdote dazu: Unser Sohn, der mittlerweile 20 Jahre alt ist, kann bis heute kein 1 x 1. Er hat sich einfach geweigert das zu lernen, denn er hat den Sinn dahinter nie für sich entdeckt. „Ich kann es mir herleiten, daher brauche ich es nicht auswendig zu lernen“, war stets seine Antwort. Obwohl wir alles versucht haben, es ihm beizubringen. Glaub mir, wir waren sehr kreativ und haben sämtliche Trickkisten bemüht.
Das einzige Mal, dass unser Sohn sich darüber ärgerte, das 1 x 1 nicht zu können, war in der Begabungsdiagnostik. Damals war er 16 Jahre alt. Er sagte: „Ich hätte viel besser sein können, würde ich das 1 x 1 können.“ Das reichte jedoch nicht aus, dass er es nachträglich lernte. Schließlich trägt er seinen Taschenrechner immer in der Hosentasche mit sich. Möge sein Akku ewig halten.
Nun hat unser Sohn nach zwei Jahren Schulverweigerung ein Jahr lang die Oswald von Nell Breuning Schule (Förderschule für Hochbegabte) in Offenbach besucht. Seine Mathe-Prüfung legte er als Klassenbester mit der Note 1 ab. Dafür lernte er 2 Wochen vorher. Etwas später wurde er in den Grundrechenarten von der Reha-Abteilung der Arbeitsagentur getestet – und fiel durch.
Unsere ganze Geschichte, wie es dazu kam und was wir unternommen haben liest du in meinem Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich."
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Hier wünschte ich den Lehrkräften einfach mehr Mut, das Risiko einzugehen und den sehr gut begabten und hochbegabten Kindern mehr zuzumuten. Sie würden überrascht sein, was da kommt und möglich ist. Denn ist die intrinsische Motivation aktiviert, können sie Berge versetzen. Neben dem Leistungsbeweis kann dies große Auswirkungen auf ihre Selbstwirksamkeit in der Schule haben, die so wichtig für ihr Selbstbewusstsein ist.
Ich selbst besuchte die Mittelstufe in den 1980er-Jahren und erinnere mich gut an die Deutsch-Arbeiten. Am liebsten schrieb ich Diktate, denn meine Noten pendelten stets zwischen gut und sehr gut. Sollte ich aber die Grammatikregeln benennen, sackten meine Noten ab. Schlimmer war es bei den Aufsätzen. Neben vielen Zeilen prangte ein großes rotes „A“, welches für „Ausdruck“ stand. Die rote Schrift, in der es geschrieben war, signalisierte die Mängel auf den ersten Blick.
Die Schlussfolgerung für mich war: Ich kann nicht schreiben. Das manifestierte sich in mir als Glaubenssatz und ich war mir dessen sicher.
Ich absolvierte die Schule, machte Abitur und begann ein Lehramtsstudium für Grundschule. Ich war immer darauf bedacht, dass ich mich gut ausdrückte, und es war glücklicherweise nie ein Problem.
Mein beruflicher Weg führte mich aber an andere Stellen und 2011 gründete ich meine eigene Werbeagentur. Ich entdeckte meine Liebe zum Schreiben. Vielmehr liebte ich den Flow, in dem ich mich befand, wenn ich meine Gedanken zu Papier bringen konnte. Aber nicht mit dem Stift, das dauerte mir viel zu lang.
Das Erlernen des 10-Finger-Systems auf der Tastatur eröffnete mir eine neue Welt und heute kann ich meine Gedanken in einer hohen Geschwindigkeit aufs digitale Papier bringen. Also schrieb ich mehr Texte und irgendwann spürte ich den Impuls, Bücher zu schreiben. Mein drittes Buch ist bereits mehr als 1.000-mal verkauft worden und ich habe viele begeisterte Leserstimmen gehört. Sie loben unter anderem meinen Schreibstil, was mich immer wieder erstaunt. Denn ich selbst sehe manchmal noch den großen Buchstaben A an der Seite stehen.
Doch mittlerweile habe ich dank der wundervollen Rückmeldungen auch das überwunden und möchte dich an dieser Stelle ermutigen: Glaube nicht alles, was du denkst. Das meine ich vollkommen ernst, denn es gibt so viele Dinge, an die wir glauben, die uns aber selten bewusst sind. Wir haben sie übernommen und tragen sie unreflektiert stetig mit uns herum. Aber ich schweife ab und komme jetzt zum Thema Growth- und Fixed-Mindset.
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Das Konzept hat die amerikanische Psychologin Carol S. Dweck entwickelt. Es besagt, dass die Motivation von der persönlichen Einstellung abhängt. Oder anders gesagt: Babys haben ein Growth-Mindset, weil sie immer wieder versuchen, stehen und laufen zu lernen. Sie können nicht anders, ihr Mindset (also die Art zu denken und zu handeln) ist auf Wachstum ausgerichtet.
Hätten sie ein Fixed-Mindset, dann würden sie dies nicht lernen wollen und können. Sie würden verharren und resignieren, weil es vielleicht beim ersten Mal nicht funktioniert hat. Kannst du dir das vorstellen? Wie viele Erwachsene kennst du, die nie laufen gelernt haben (Behinderungen mal ausgenommen)?
Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem? Bob Blume gibt in seinem Buch einen wunderbaren Ansatz, wie Lehrkräfte ein Growth-Mindset unterstützen können.
Wenn ein Kind ein Fixed-Mindset hat, wird es daran glauben, dass es etwas nicht kann. Fügt man dem aber ein kleines Wort hinzu, also „indem man ihnen zu verstehen gibt, dass sie es nur noch nicht können“, dann kann dies einen Unterschied machen und die Motivation der Kinder öffnen (Seite 190). Das Zauberwort heißt also: noch.
Hierbei ist es völlig egal, ob das Kind normal begabt, überdurchschnittlich begabt oder hochbegabt ist. Eine Hochbegabung ist kein Garant für ein Growth-Mindset. Im Gegenteil, denn es ist möglich, dass diese Kinder stärker unter einem Fixed Mindset leiden. Ich erinnere hier noch einmal an meine Aufsatz-Erlebnisse.
Denn Kinder, die anders sind, und das sind Hochbegabte oft, ecken mit ihrer Art des Andersseins an. Sie hören öfter, was sie nicht tun oder lassen sollen, als normalbegabte Kinder. Sie hören, dass sie nicht so sehr in die Tiefe gehen sollen, oder sich bremsen sollen. Dass sie nicht nachfragen sollen, weil es nicht in den Lehrplan passt oder weil es sich zu sehr davon wegbewegt.
All das wirkt in den Kindern, und so braucht es Ermutigung, um die Kinder wieder auf ein Growth-Mindset zu heben. Das gelingt durch Bestärkung und positive Bestätigung. Sie tragen ein Potenzial in sich, was nicht brach liegen, sondern gelebt werden möchte. Ansonsten gehen sie ein wie eine Primel und resignieren. Das sind dann die besten Voraussetzungen für die Etablierung eines Fixed-Mindsets. Das ist einer der Gründe, warum Hochbegabung nicht mit Hochleistung gleichgesetzt werden darf.
Wir haben gesehen, dass die Entwicklung des Growth-Mindset ein wichtiger Punkt ist, um die Potenziale von besonders begabten Kindern und Jugendlichen zu wecken. Dies wirkt sich positiv auf die intrinsische Motivation aus. Die Hinführung daran liegt in den Händen der Eltern aber auch der Lehrkraft, da wir uns hier im Kontext Schule bewegen. Es sind wichtige Antworten auf die Frage: „Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem“.
Im dritten und letzten Teil dieser Serie spreche ich über das Erkennen der Potenziale und greife die Rolle der Bildung auf. Zusätzlich gehe noch einmal auf das Schulsystem ein und widme mich dem neuen Feld der KI im Unterricht. Auch dazu hat Bob Blume spannende Ansätze in seinem Buch, die ich abschließend aufzeigen möchte.
Während ich in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ den Blick als Mutter von zwei hochbegabten Kindern auf das Schulsystem von außen gelegt habe, widmet sich der Lehrer, Blogger und Podcaster Bob Blume in seinem Buch der Frage, warum man noch lernen sollte. In diesem Artikel möchte ich einige Aspekte davon aufgreifen und mich der Frage weiter annähern: "Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem?" Das ist der erste Teil, der zweite Teil folgt in Kürze.
Ich bin Bob Blume äußerst dankbar für sein Buch "Warum noch lernen", (Werbung) - es hat mich regelrecht begeistert. Denn es ergänzt wunderbar meine Ausführungen zum Schulsystem mit einem tiefer gehendem Innenblick, den er als Lehrer bietet. Das ist auch der Grund, warum ich die beiden Aspekte Schule und Hochbegabung unbedingt zusammenbringen wollte.
Hochbegabung und Probleme im Schulsystem sind unmittelbar miteinander verknüpft und daher wert, thematisiert zu werden. Ca. 2 % der Schülerinnen und Schüler sind hochbegabt (= IQ über 130). Weitere 13,6 % fallen in den Bereich der überdurchschnittlichen Begabung (= IQ zwischen 115 und 129). Diese Schüler zeichnen sich durch eine andere Denkstruktur aus, die ihnen im Schulalltag allzu oft auf die Füße fällt.
Es gibt viele Gründe, warum hochbegabte Kinder und Jugendliche in der Schule straucheln. Diese findest du auch in meinem oben erwähnten Buch:
Tatsächlich sind wir bei dem letzten Punkt bereits beim Hauptthema, welches Bob Blume in seinem Buch verständlich und umfassend darlegt. Überhaupt kann ich die Lektüre dieses Buches jedem Bildungsverantwortlichen empfehlen, da die Ausführungen für jeden Schüler – ganz gleich ob hochbegabt oder nicht – äußerst relevant und elementar für eine zeitgemäße Beschulung sind.
Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel ein paar wichtige Aspekte aus dem Buch von Bob Blume herausgreifen und diese im Hinblick auf die besonderen Eigenschaften von hochbegabten Kindern beleuchten.
Bleiben wir direkt beim Kernthema „Warum noch lernen?“. Denn tatsächlich stellt sich immer wieder die Frage, wenn es um Schule geht: Wie kann man Lernen lernen?
Gerade Hochbegabten wird nachgesagt, dass sie das Lernen nicht gelernt haben, wenn sie in der weiterführenden Schule Probleme mit dem Schulstoff bekommen. Das fällt vor allem auf, wenn die Leistungen schlechter werden und möglicherweise eine Versetzung droht.
Das Schlechteste, was dann passieren kann, ist, dass die besondere Begabung des Kindes von den Lehrkräften infrage gestellt wird. "Wenn du das noch nicht einmal schaffst, kannst du nicht hochbegabt sein", lautet die Begründung. Dazu wird nach anderen Gründen gesucht, um das Verhalten oder Versagen zu erklären. Diese Kinder rutschen dann schnell in eine Diagnostik, ihre Stärken verlagern sich auf vermeintliche Defizite. Fehldiagnosen können bereits früh in der Grundschule die Folge sein.
Ich möchte hier anmerken, dass die hier besprochenen Problematiken nicht auf alle Hochbegabte zutreffen. Der Großteil der besonders begabten oder hochbegabten Schüler durchläuft ohne (vermeintliche) Probleme die Schule und kann sich gut anpassen. Aber dann gibt es diesen kleinen Teil von ca. 15 % mit großen Problemen. Sie rutschen in den Bereich des Underachievements (der schulischen Minderleistung). Das ist aber ein anderes Thema, dem ich mich in einem anderen Blogartikel widmen möchte.
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Halten wir fest: In der Grundschule fällt den meisten begabten und hochbegabten Kindern vieles zu. Daher brauchen sie sich selten anstrengen, um ihr Können zu beweisen. Manche von ihnen können bereits bei der Einschulung lesen und schreiben. Einige befinden sich auf dem Niveau eines Zweit- oder Drittklässlers. Vor allem diese Schülerinnen und Schüler müssen nicht aktiv lernen. Somit lernen sie auch nicht die Lernstrategien, die in den ersten Schuljahren als Grundstein für das weitere schulische Lernen gelegt werden.
Wir sprechen im Zusammenhang von Lernen bisher von unterschiedlichen Lerntypen: auditiv, optisch-visuell, haptisch-kinästhethisch oder kognitiv-intellektuell. Andere sprechen von Lernen durch Habituation oder Sensibilisierung, klassischer oder operativer Konditionierung oder vom komplexen Lernen. Doch all diese theoretische Konzepte bieten keine Lösung, wie Kinder am besten Lernen. Vielmehr sollte der Lerngegenstand an sich in den Vordergrund gestellt werden. Also die Art und Weise, wie der Lerngegenstand präsentiert wird.
Müssen also Hochbegabte, denen das meiste zufällt, das Lernen überhaupt lernen? Oder ist es besser und viel leichter, sie mit dem Lernstoff zu begeistern, sodass sie offen sind für diese neuen Lerninhalte? Das ist natürlich in einer Klasse mit 20 bis 30 und mehr Kindern oft schwierig, wenn sie den Gleichschritt im Sinne des Lehrplans einhalten müssen.
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Gerade hochbegabte oder besonders begabte Kinder geraten da schnell in einen Zustand der Langeweile. Sie verbringen die meiste Zeit mit Warten und mit sinnlosen Wiederholungen und fühlen sich dabei noch falsch, weil sich nicht so sind, wie die anderen Kinder.
Doch dass gerade hochbegabte Kinder sehr gut lernen können, zeigt sich in ihren außerschulischen Aktivitäten. Sie begeistern sich für ein Thema oder ein Themengebiet und werden zu außergewöhnlichen Experten. Dazu geben sie keine Ruhe, bis sie nicht auch das kleinste Detail und die Zusammenhänge darüber erfahren haben. Dass dann gesagt wird, sie haben das Lernen nicht gelernt, weil sie in der Schule versagen, ist für mich ein Widerspruch in sich selbst. Hier wird deutlich, wie sehr die Begeisterung zum Lerngegenstand eine Rolle spielt bei diesen Kindern.
Besser gelegen sind ihnen daher offene Lernkonzepte, wie das selbstgesteuerte oder kreative Lernen. Das heißt, die Schüler entscheiden, wie sie an den Stoff herangehen und wie tief sie eintauchen möchten. Der Lehrer führt lediglich in das Thema ein und steht anschließend als Lernbegleiter und Ratgeber zur Seite, indem er Impulse gibt. Begeistert die Schülerinnen und Schüler das Thema oder ist ihr Interesse zumindest geweckt, kann sich dies schließlich zu einem Selbstläufer entwickeln und das Lernen beginnt, Spaß zu machen.
Hinterfragen die Kinder und vor allem die Jugendlichen den Lerninhalt, dann ist der Lehrer gefragt, es ihnen so zu erklären, dass sie die Sinnhaftigkeit, das Warum dahinter, verstehen und akzeptieren können. Vor allem dann, wenn der Sinn noch nicht sofort sichtbar ist, sondern sich erst nach einer Weile entpuppt. Gerade hier ist die Lehrkraft gefragt, die Schülerinnen und Schüler aufzufangen und zu ermutigen, dranzubleiben.
Ist diese Basis geschaffen, ist eine große Hürde genommen, auch hochbegabte Kinder zum Lernen von Themen zu motivieren, mit denen sie sich sonst vorher nie beschäftigt hätten. Erhalten sie keine zufriedenstellende Antwort, dann könnte es ein sehr schwieriges Unterfangen werden bis hin zur kompletten Verweigerung der Mitarbeit, wie wir sie erlebt haben.
Auch wenn ich hier von hochbegabten Kindern spreche, wie diese leichter einen Zugang zum Lernen erhalten, so profitieren gleichermaßen alle Schülerinnen und Schüler von diesem Vorgehen. Genau das ist der Grund, warum ich das Buch von Bob Blume so schätze. Denn das Ergebnis ist eine allseits gerechte Bildung, die wirklich alle abholt und sich nicht nur auf die neurotypischen Kinder fokussiert. Die Antwort auf die Frage: "Wie lernen Hochbegabte am besten?" lässt sich also gut auf alle Kinder übertragen, da sie alle individuell abholt.
Neben den Lernstrategien und dem grundsätzlichen Zugang zum Lernen gibt es noch andere Themen, die relevant speziell für unsere hochbegabten Kinder. Lehrkräfte können davon einiges im Umgang mit ihnen lernen.
Und da sind wir schon bei einem wichtigen Punkt, den Bob Blume in seinem Buch „Warum noch lernen?“ anspricht.
Als ich das Buch von Bob Blume las, schrieb ich eine ganze Seite an Lieblingssätzen und Aussagen auf, die ich gerade im Hinblick auf die Probleme von hochbegabten Schülerinnen und Schülern wichtig und wertvoll fand. Zum Beispiel: „Indem wir wissen, warum wir lernen, erhalten wir eine Grundlage dafür, dieses Lernen als für uns bedeutsam zu empfinden.“ (Seite 141).
Dieser Satz nach der Bedeutsamkeit ließ mich freudig aufhorchen. Denn das ist der springende Punkt. Wenn etwas für mich persönlich bedeutsam ist, also wenn ich weiß, warum ich das machen muss, dann fällt es mir leichter, das anzunehmen und mich darauf einzulassen. Es motiviert mich, dranzubleiben. Wissen aber die Schülerinnen und Schüler nicht, warum sie das tun bzw. lernen sollen, verkommt Lernen für sie zu einer lästigen Pflichtübung.
Speziell Hochbegabte hinterfragen den Lernstoff und fragen auch ganz unverblümt Lehrkräfte, warum das eine oder das andere wichtig für ihr weiteres Leben sei. Manche Lehrkraft weiß darauf keine Antwort.
Möglicherweise, weil sie sich selbst noch nie diese Frage gestellt hat und den Unterrichtsstoff einfach als zu erfüllende Pflicht hinnimmt, die der vorgegebene Lehrplan vorgibt. Schließlich resultieren daraus und dem abgefragten Stoff später die Bewertungen in Form von Noten und bilden die Voraussetzungen für den folgenden Unterricht.
Im schlimmsten Fall folgt dann: „Aus dem Warum des Lernens wird ein Darum“ (Seite 157). Dieser Satz stimmte mich traurig. Was muss dieser Satz bei Schülern anrichten, die für sich den Sinn des Lernens dadurch verlieren. Mancher Schüler verlässt später die Schule mit den Worten „Ich will nie wieder lernen“ oder „Lernen ist doof“.
Im schlimmsten Fall fehlt es diesen jungen Menschen später an Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, aber auch an Selbstwirksamkeit wenn es darum geht, einen Beruf zu erlernen oder ein Studium zu beginnen. Gerade Hochbegabte unterliegen hier einem sehr hohen Risiko, wie auch die großartige 37 Grad Dokumentation „Schlauer als der Rest der Welt“ von Antje Diller-Wolff aufzeigt. Wie viele Potenziale gehen hierbei verloren oder liegen einfach nur brach.
Das Hinterfragen des Schülers nach Sinnhaftigkeit ist ein Geschenk, ein Impuls für das eigene Tun als Lehrkraft. Ein Impuls, selbst darüber nachzudenken, warum ich das hier gerade tue.
Deshalb finde ich es so wertvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler eine Antwort einfordern und den Mut haben, zu fragen. Noch besser wäre, wenn die Lehrkräfte bereits von sich aus Impulse liefern, warum dieser Lernstoff jetzt gerade gelernt werden soll.
In einer hörenswerten Podcastfolge „Die Schule brennt“ mit Bob Blume erzählt Michael Pallesche, wie eine Lehrerin in einer Unterrichtsstunde einen spontanen Break vornahm um bei den Schülern zu erfragen, warum dieser Lernstoff gerade wichtig sei, bzw. was der Sinn dahinter sein könnte. Diese Unterbrechung dauerte nur 2 Minuten, öffnete aber den Blick in Richtung Sinnhaftigkeit des Lernstoffs. Sie gab Antworten auf die Frage, warum sie genau das lernen. Diese Antwort kann und darf für jeden individuell ausfallen.
Unser älterer Sohn besucht mittlerweile eine Berufsschule. Er liebt es, dorthin zu gehen, denn hier kann er endlich alles fragen, was er zu seinem Beruf wissen möchte. Er darf endlich das lernen, was ihn begeistert.
Im Ethik-Unterricht wählte die Klasse das Thema „Sterben und Tod“. In der ersten Stunde diskutierte mein Sohn mit der Lehrerin intensiv über das Thema, weil es ihn so sehr interessierte. Doch danach änderte die Lehrerin ihr Unterrichtskonzept. Sie schauten Filme zum Thema und lasen viel im Buch, kombiniert mit dem Lösen von schriftlichen Aufgaben.
Unser Sohn beschäftigte sich irgendwann mit dem Lösen von Führerscheinaufgaben über das Handy im Unterricht, was ihm einen Verweis aus der Klasse einbrachte. Doch er nahm dies nicht hin und sprach mit der Lehrerin. Er sagte sinngemäß: „Wir haben so viele Glaubensrichtungen in unserer Klasse. Jede geht anders mit dem Tod um. Mich interessiert, wie sie darüber denken und was sie zu berichten haben. Filme zu schauen und im Buch zu lesen bringt mich jedoch nicht weiter. Solange wir nicht über das Thema sprechen und diskutieren, werde ich mich auch weiterhin mit anderen Dingen beschäftigen.“
Wie es kommen musste, brachte ihm dieses Verhalten noch einen Besuch beim Schuldirektor ein. Dennoch finde ich es großartig, dass unser Sohn den Mut hat zu hinterfragen und dass er der Lehrerin somit einen Impuls gegeben hat. Wie sie darauf reagiert, ist eine andere Frage und hängt auch stark von ihren eigenen Glaubenssätzen ab. Zum Beispiel, ob sie diesen Impuls annimmt, weil sie seinen Vorschlag als positiv bewertet, weil er ja etwas lernen will, oder weil sie sich vorgeführt fühlt und sich nicht sagen lassen will, was sie zu tun hat, weil sie schließlich in der Hierarchie diejenige ist, die sagt, wo es langgeht.
In meinem Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich" kannst du mehr über unsere Geschichte mit zwei hochbegabten Kindern und all die Herausforderungen, die wir bewältigen mussten, erfahren.
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Es ist also auch immer eine Sache von tief sitzenden Glaubenssätzen und dem Mindset der Lehrkräfte, die entscheiden, wohin die Reise geht. Das ist ein großes Thema und sollte Thema in der Lehrerausbildung sein. Denn die Gefahr ist groß, dass sich Schule wieder und wieder reproduziert, wie bereits Cedric Lütgert bei meiner Hospitation in der Richtsbergschule in Marburg erzählte. Den Hospitationsbericht findest du in meinem Buch. Bob Blume geht auf dieses Thema ebenfalls in seinem Buch ein... (weiter in Teil 2)
Damit beende ich den ersten Teil dieses Artikels „Wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem“. Im nächsten Teil erfährst du noch etwas über Motivation, das Growth-Mindset, das Potenzial der Schülerinnen und Schüler, den Lehrplan, warum Schule sich mit Veränderungen so schwertut und welche guten Beispiele es gibt. Sei gespannt!
Bevor ich mich tief in dieses so wichtige Thema einlasse, möchte ich klarstellen, dass ich aus Sicht einer betroffenen Mutter mit einer über 15-jährigen Erfahrung auf diesem Gebiet schreibe. Ich erhebe keinen Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit. Ich möchte in diesem Artikel Eltern Impulse geben, aber auch Lehrkräfte und Psychologen bzw. Therapeuten dafür sensibilisieren, ein Augenmerk auf das Thema „Hochbegabung und ADHS – Fehl- und Doppeldiagnosen bei Kindern“ zu legen. Vor allem empfehle ich in diesem Zusammenhang das Buch „Doppeldiagnosen und Fehldiagnosen bei Hochbegabung“ von James T. Webb (und anderen). (Werbung)
In diesem Zusammenhang möchte ich dir zunächst aus unserer kräftezehrenden Familiengeschichte erzählen, aus der dir möglicherweise Aspekte bekannt vorkommen. Unser älterer Sohn war bereits im Kindergarten auffällig. Er reagierte paradox auf Situationen, stellte Dinge an und war unglaublich wissbegierig und neugierig. Auf der Suche nach der Essenz zerstörte er Sandkästen, grub Teichschläuche aus dem Garten aus und verteilte Sägespäne in einem Hof mit Kopfsteinpflaster. Auf Spielplätzen bewegte er sich nicht auf den Spielgeräten, sondern erkundete lieber die Gegend außerhalb des Spielplatzes.
Letztendlich erhielten wir gegen Ende der Kindergartenzeit die Empfehlung, eine Erziehungsberatung in Anspruch zu nehmen. Die Maßnahmen liefen jedoch allesamt ins Leere. Danach folgte direkt nach der Einschulung eine erste ADHS-Diagnostik. Dazu wurde ein IQ-Test durchgeführt, der eine überdurchschnittliche Begabung von 121 ergab. Damit war die Sache für uns erst einmal klar. Wir wussten, dass unser Sohn clever ist und Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Das Ergebnis der Diagnostik passte somit für uns und wir fragten nicht weiter nach.
Das ADHS wurde behandelt, wir machten eine Ergotherapie und gaben nach langem Überlegen und alternativen Versuchen Medikamente. Aber all das führte uns bzw. unseren Sohn nur bedingt weiter.
Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussion über das Pro und Contra von Medikamenten anstoßen. Vielmehr lade ich dich ein, unsere komplette Geschichte in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ nachzulesen. Damit wird sicher vieles klarer.
Unser Sohn wurde älter und hinterfragte immer mehr die Dinge, mit denen er sich beschäftigte oder beschäftigen sollte. Er langweilte sich im Unterricht und beteiligte sich nur dann mündlich, wenn ihn etwas wirklich interessierte. Leider waren seine Leistungen bei einem LRS-Test (Lese-Rechtschreib-Schwäche) in der weiterführenden Schule auffällig. Seine äußerst pragmatische Art äußerte sich darin, dass unser Sohn keinen Wert auf Rechtschreibung oder Lesbarkeit legte. Also besuchte er ab der 5. Klasse für ca. 3 Jahre einen LRS-Nachmittagskurs.
Damit profitierte er von einem Notenschutz. Denn die Rechtschreibung, die bei ihm katastrophal war, wurde in den Arbeiten und Hausaufgaben nicht bewertet. Darüber waren wir sehr froh, denn es bedeutete für uns ein Problem weniger. Auffällig war jedoch, dass unser Sohn in den LRS-Nachmittagseinheiten eine 1A-Rechtschreibung in einer Schönschreibung hinlegte, die sofort hätte gedruckt werden können. Die Lehrkräfte konnten sich keinen Reim darauf machen, trotzdem beließen sie ihn in dem Kurs.
So zog sich Schuljahr um Schuljahr hin. Unser Sohn vermied immer mehr die Schule. Mit Einsetzen der Pubertät nahm er keine Medikamente mehr, da er sie nicht mehr vertragen hatte. Er reagierte mit innerlicher Unruhe und Übelkeit. Die Schulvermeidung wurde schlimmer und mündete schließlich in einer Schulverweigerung, als er 15 Jahren alt war.
Natürlich versuchten wir händeringend eine Lösung zu finden. Endlich stolperte ich über das Wort „Underachievement“, was gemeinhin mit "Minderleistung" übersetzt wird. Darauf werde ich sicher in einem anderen Artikel noch einmal eingehen.
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Gefunden hatte ich dies auf der Website der Psychologin Frauke Niehues, die sich besonders mit ADHS und Hochbegabung beschäftigt. „Na gut, aber Hochbegabung ist ja für uns kein Thema“, dachte ich. Trotzdem las ich weiter und stieß auf den Part „Fehl- und Doppeldiagnosen“. Das fesselte mich jetzt doch und ich überlegte nun doch, ob bei unserem Sohn eine Hochbegabung vorliegen könnte.
Frauke Niehues stellte die Symptome von Hochbegabung und Höchstbegabung anderen psychischen Störungen wie ADHS, Autismus Spektrum Störung, Störung im Sozialverhalten, Borderline und weiteren gegenüber, die mich mehr und mehr erstaunten. Und tatsächlich konnte ich die Aspekte unseres Sohns nach dieser Tabelle eher der Hochbegabung zuordnen als dem ADHS. Zumindest erstaunten mich die Überschneidungen sehr.
Wie sich Hochbegabung äußern kann und was dahintersteckt
(Quelle: https://www.xn--knnen-macht-spass-zzb.de/de/nachrichten-leser/fehl-und-doppeldiagnosen.html)
Diese Aspekte werden aber gleichzeitig auch dem ADHS und manchmal auch einer Autismus Spektrum Störung zugeordnet. Daher kannst du dir sicher vorstellen, wie schwer es sein muss, eine eindeutige Diagnostik vorzunehmen. Ganz schnell sind wir hier also bei Hochbegabung und AHDS sowie bei Fehl- aber auch Doppeldiagnosen.
Wir waren sehr überrascht, als unser Sohn doch in den Bereich der Hochbegabung fiel. Ein Wert lag sogar nahe der Höchstbegabung. Das stimmte uns einerseits froh, aber auch traurig. Denn bereits in der Grundschule hätte viel mehr in Richtung Hochbegabung unternommen werden können. Jetzt in der Pubertät war das Kind in den Brunnen gefallen, denn der Fokus lag stets auf den Defiziten. Die Gelegenheit einer ernsthaften Förderung in der Schule aber auch unsererseits war verpasst.
Diese Liste brachte mich zum Nachdenken. Ich informierte mich weiter, schaute Videos und sah mir Interviews an. (Die Links zu den wichtigsten findest du auch in meinem Buch.) Also vereinbarten wir einen Termin bei einem Begabungscoach, der nach dem Erstgespräch direkt eine Begabungsdiagnostik anregte.
Gerade im außerschulischen Bereich hätte ich wesentlich stärker den Fokus auf die Hochbegabung legen können – wenn ich davon gewusst hätte. Gerne wäre ich mit meinem Sohn Mitglied bei dem Verein Mensa oder bei der DGhK geworden. Die Tür für Familientreffen mit anderen hochbegabten Kindern hätte offen gestanden. Schon früh hätte er Gleichgesinnte finden können und sein Gefühl des Andersseins hätte sich möglicherweise weniger stark ausgeprägt.
So gab er aber irgendwann auf, weil sich für ihn gefühlt die ganze Welt gegen ihn verschworen hatte. Seine Offenheit für förderliche Maßnahmen während seiner Pubertät bewegte sich gegen Null. Für uns war das ganz klar eine verpasste Chance zulasten des Kindes bzw. mittlerweile Jugendlichen.
Ich möchte hier noch ergänzen, dass es auch Doppeldiagnosen geben kann. Ich bin heute davon überzeugt, dass unser Sohn zweifach außergewöhnlich war (twice exceptional students). Zumindest bis zur Pubertät. Warum es so wichtig ist, die richtigen Diagnosen zu stellen, ergibt sich aus folgenden Überlegungen, die sich an die Diagnostiken anschließen:
Die Psychologin Frauke Niehues betont, dass Fehldiagnosen „weitreichende negative Folgen für das Selbstbild und Selbstwirksamkeitserleben des HB (Hochbegabten) haben“. (Quelle: https://www.xn--knnen-macht-spass-zzb.de/de/nachrichten-leser/fehl-und-doppeldiagnosen.html)
Stellt man eine Diagnose aufgrund einer Verletzung, ist diese meist eindeutig: ein gebrochenes Bein, Steine in der Galle, Herzinfarkt. Die Diagnostik im Rahmen der psychischen Erkrankung hingegen sieht anders aus. Meist erfolgt dies in Form einer Beobachtungsdiagnostik.
Das heißt, das Verhalten und die Leistungen des Kindes werden in verschiedenen Testreihen fachlich beobachtet und getestet. Ergänzend werden Fragebögen der Angehörigen und der Erzieher/Lehrkräfte hinzugezogen. Daraus entsteht ein Gesamtbild. Doch sind die Angaben verlässlich und ist die Diagnose somit valide, also gültig?
In unserem Fall erhielten wir, als unser Sohn in der 8. Klasse war, die Empfehlung für eine Autismus Spektrum Störung-Diagnostik seitens der Lehrkräfte. Damals wurde es noch Asperger Autismus genannt. Unser Sohn war 80 % des Unterrichts nicht ansprechbar und saß nahezu apathisch auf seinem Stuhl. Er war in seiner inneren Welt und in Gedanken versunken, dass ihn seine Umgebung und was dort passierte, einfach nicht interessierte. Er sah keinen Sinn in vielen Unterrichtsinhalten, die er ebenso oft bei Lehrkräften hinterfragte. Also tippten diese auf einen Autismus und baten uns, diesem nachzugehen. Denn auch wir stocherten im Trüben, warum unser Sohn sich so verhielt.
Kurze Zeit später stießen wir eine entsprechende Diagnostik an. Es folgten wieder Fragebögen, Gespräche und ein IQ-Test. Der untersuchende Arzt konnte jedoch keine Auffälligkeiten feststellen, wohl aber das Vorliegen eines ADS (die Hyperaktivität war verschwunden). Ein Jahr später besuchte unser Sohn eine Reha-Maßnahme, da sich die Situation in der Schule immer weiter verschlimmerte.
Im Abschlussgespräch fragte uns die Psychologin, warum wir keine Autismus-Diagnose erhalten haben, er zeige deutliche Symptome. Wir schauten sie verwundert an, denn damit hätten wir nicht gerechnet. Sie empfahl uns, eine weitere Diagnostik zu machen, was wir aber nicht taten. Es lagen bereits so viele Diagnostiken hinter uns und vor allem hinter unserem Sohn, der sie meist geduldig ertrug.
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Als unser Sohn ca. 1 Jahr später in einer Wohngruppe untergebracht war, um seinen Realschulabschluss in einer Förderschule für Hochbegabte nachzuholen, zeigte er Symptome einer Depression. Also fand er wieder den Weg in eine psychologische Praxis. Da die Begabungsdiagnostik erst ein Jahr zurücklag (ein IQ-Test sollte nur alle 2 Jahre erfolgen) und die Hochbegabung bereits bestätigt war, erfolgten die Untersuchungen nur im psychischen Störungsbereich: ADHS, Autismus, Depression.
Beim Abschlussgespräch überraschte uns der Arzt mit einer Zusammenfassung, die wiederum neu für uns war und eine interessante Erklärung lieferte. Er sagte, dass die Diagnostiken für ADHS, Autismus und Depression unauffällig gewesen seien. Sämtliche Besonderheiten, die unser Sohn zeigt, würden aber auf dem heterogenen Testergebnis der Hochbegabung resultieren.
Da die Werte ziemlich auseinanderliegen, wäre es kein Wunder, dass er diese Eigenschaften zeigt. Er würde sich so sehr in seinen Gedanken verstricken, weil er aufgrund seiner Hochbegabung sehr schnell denkt. In diesem Gedankenkonstrukt bliebe er dann hängen und käme kaum noch heraus. Unser Sohn würde sich damit praktisch selbst ständig überfordern. Aufgrund seines heterogenen Begabungsprofils müsse er lernen, damit zu leben.
Ich fasse unseren Diagnostikmarathon noch einmal zusammen. Damit möchte ich verdeutlichen, wie eng Fehl- und Doppeldiagnosen zusammenliegen können. Aber auch, welches Leid unsere Kinder erfahren müssen, wenn sie falsch behandelt oder nicht gefördert werden. Ganz zu schweigen davon, wie es für sie sein muss, diesen Diagnosemarathon auszuhalten.
Vor allem möchte ich dafür sensibilisieren, aus meiner Sicht als Mutter, dass es nicht die eine diagnostische Lösung gibt. Das Kind verändert sich ständig, es ist im Wachstum und entwickelt sich weiter. Gerade ein ADHS kann sich mit der Pubertät verändern. Heute bin ich überzeugt, dass es bei unserem Sohn so war.
Du siehst, dass das Thema Fehl- und Doppeldiagnosen ein weites und wichtiges Feld ist, wenn es letztendlich darum geht, Kindern die richtigen Maßnahmen zukommen zu lassen. Sicher sind wir nicht die Einzigen, die viele Diagnostiken hinter sich haben. Umso wichtiger finde ich es, über dieses Thema zu sprechen und dafür zu sensibilisieren. Natürlich gibt es dazu die unterschiedlichsten Meinungen, fachlich, schulisch und erzieherisch. Speziell die Eltern haben ein Bauchgefühl für ihre Kinder. Das sollte bei all der Diagnostik nie außer Acht gelassen werden.
Meine Empfehlung, die ich bei meinen Interviews wiederhole, ist: Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind besonders begabt ist, dann lass zunächst eine Begabungsdiagnostik bei einem erfahrenen Begabungsdiagnostiker machen. Dieser wird sicher einen Test nutzen, der für das Kind geeignet und gleichzeitig anerkannt ist. Der Vorteil ist, dass dieser eine gute Atmosphäre schafft, damit das Kind sein Potenzial vollumfänglich zeigen kann.
Du erhältst nach der Diagnostik ein Gutachten, welches für die Schule – sofern sie offen dafür sind – hilfreich sein kann. Sollten dennoch noch weitere Auffälligkeiten auftreten, ist eine klinische Diagnose zu den psychischen Störungen ratsam. Und ja, in der klinischen Diagnostik werden ebenfalls IQ-Tests im Rahmen der Diagnostik. Diesen würde ich aber aufgrund der ohnehin schon defizitären Betrachtungsweise und Atmosphäre auslagern und vorher machen lassen.
Du möchtest mehr über unsere "Odyssee" erfahren? Lies unsere Geschichte mit zwei betroffenen Kindern in meinen Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich."
Rezensionen für dein Buch sind von unschätzbarem Wert, wenn du Bücher verkaufen möchtest. Da ist es egal, ob die Rezensionen auf Online-Plattformen auftauchen, wie beispielsweise Amazon. Aber auch Rezensionen in Fachzeitschriften sind wichtig für dein Buchmarketing. Anhand eines Beispiels einer negativen Rezension möchte ich dir heute einen Einblick geben, wie ich persönlich damit umgehe und was eine negative Rezension mit mir macht. Vielleicht hilft es dir bei der Frage, wie du mit negativen Rezensionen zu deinem Buch umgehst, solltest du welche bekommen.
Im Rahmen meiner Pressearbeit schreibe ich viele Blogger und Podcaster, aber auch Fachzeitschriften an. In diesem Zusammenhang empfehle ich dir das Buch „Von unsichtbar zu Pressestar“ von Eva Primavesi. Damit erhältst du eine großartige Strategie an die Hand, deine Pressearbeit aufs nächste Level zu heben.
In meinem Rezensionsmanagement habe ich also auch eine Mitgliederzeitschrift im Rahmen der Hochbegabung angeschrieben. Hier passt mein Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ wunderbar hinein. Nun habe ich erfahren, dass sogar zwei Rezensionen zu meinem Buch dort erschienen sind. Eine positive und eine negative. Der Leser solle sich selbst ein Urteil bilden, stand in der Überschrift. Hier gelangst du zum MinD Mag, die Rezensionen befinden sich ab Seite 34.
Ich möchte diesen Artikel nicht nur nutzen, um dir zu erzählen, was eine negative Rezension mit mir macht. Sondern ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, Stellung zu der negativen Rezension zu nehmen und meine Antwort als Autorin dazu verfassen. Im Grunde genommen finde ich diese Art der Gegenüberstellung von Meinungen super, denn jeder hat damit eine Möglichkeit, zwei Seiten wahrzunehmen und eine Entscheidung pro oder kontra zu treffen.
Trotzdem möchte ich hier Stellung zu grenzwertigen bzw. falschen Darstellungen geben, die in der negativen Rezension enthalten sind. Es ist mir ein Herzensanliegen, das aufzuklären, denn ich kann es einfach nicht so stehen lassen. Generell ist es eine interessante Frage, wie man öffentlich auf Rezensionen reagiert. Diese Frage möchte ich später beantworten.
Natürlich folgten Überlegungen, als ich die Rezension las, wie ich jetzt damit umgehe. Vielleicht kennst du das auch: Du bist erst einmal wütend, fühlst dich beleidigt oder ungerechtfertigt behandelt und würdest dich gerne sofort wehren. Ich kenne dieses Gefühl gut, doch auf der anderen Seite weiß ich, dass die Reaktion dann zu sehr nach einer Rechtfertigung aussieht. Das kann nach hinten losgehen und negativ auf dich zurückfallen. Warum mache ich es jetzt trotzdem?
Ich habe neben über derzeit 33 5-Sterne-Bewertungen auf Amazon eine 1-Sterne-Bewertung kassiert. (Stand August 2024) Das war kein großes Problem, denn es ist klar, dass mein Buch nicht jedem gefallen muss. Ich weiß aber auch, dass mein Buch, von dem ich bisher über 800 Exemplare in 4 Monaten verkauft habe, bereits vielen Familien geholfen hat und ich viele berührende und emotionale Rückmeldungen dazu erhalten habe.
Der Grund dafür, dass ich hier Stellung zu der negativen Rezension nehme, ist, dass diese für mich sehr grenzwertig war und teilweise aus meiner Sicht Falschbehauptungen enthielt. Aus diesem Grund muss ich die Dinge ein wenig klarstellen. (Falls dich dieser Exkurs zu der Buchrezension nicht interessiert, scrolle gerne weiter.) Es geht konkret um die Rezension in der Mitgliederzeitschrift des Hochbegabtenmagazins MinD Mag. Mensa ist eine Organisation für Hochbegabte ab einem IQ von 130. Seit kurzer Zeit bin ich dort Mitglied, da ich eine spät erkannte Hochbegabte bin.
Mein Buch ist zwar ein Sachbuch, aber vor allem ein Erfahrungs- und Mutmachbuch für Eltern hochbegabter Kinder sowie für Lehrkräfte. Es geht mir darum, für das Thema zu sensibilisieren und Impulse zu geben. Das habe ich so umgesetzt, dass ich den Lesern eine Einführung zum Thema mit weiterführenden Literaturempfehlungen gebe. „Sachbuch“ bedeutet, dass ein Sachgebiet bzw. ein Gegenstand aus einem Sachgebiet dargestellt wird. Ein Fachbuch hingegen richtet sich an Experten und ist wissenschaftlich ausgerichtet. Daher kann ich es nicht nachvollziehen, wenn die Rezensentin in der Überschrift schreibt „Hochbegabt am Sachbuch gescheitert“.
Die Rezensentin bemängelt, dass das „vermeintliche Hintergrundwissen … nicht über das Niveau eines Schulreferats hinaus (reicht)“. Ehrlich gesagt, soll es das auch nicht. Ebenso führte die Rezensentin an, dass ich „trotz eigenen Hochschulabschlusses auf keinen wissenschaftlichen Artikel (verweise), dafür auf Wikipedia und Netdoktor.“
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Die erste Frage ist, was hat das eine mit dem anderen zu tun? Muss ich, weil ich einen Hochschulabschluss habe, stets Texte und Bücher auf einem höchst wissenschaftlichen Niveau schreiben? Die Zielgruppe und die Intention entscheiden für mich das Wording. Zudem muss ich der Aussage widersprechen, denn in meinem Buch habe ich über 90 Literaturempfehlungen aufgeführt.
Enthalten sind Links zu wissenschaftlichen Studien, Bücher von anerkannten Experten, Internetseiten mit weiterführenden Infos, Interviews, Fachartikel von diversen Portalen und viele mehr. Es geht in meinem Buch darum, Eltern und Lehrkräften weiterführende (und gut verständliche) Literatur an die Hand zu geben, ohne dass sie gleich wissenschaftliche Studien zurate ziehen müssen.
Eine dritte Aussage, die ich ebenfalls grenzwertig finde, ist: „Tragischerweise scheinen die Lesenden auf Amazon dies für qualitativ hochwertiges Fachwissen zu halten.“ Damit drückt sie ihr Unverständnis über die positiven Rezensionen aus, was ich übergriffig finde. Die Frage ist, ob die Leser „hochwertiges Fachwissen“ erwarten oder eben eine Erfahrungs- und Mutmachgeschichte „mit zahlreichen Infos zu (den Themen)“, wie es auf dem Buchtitel als Untertitel lesbar ist, welches sie in ihrer Situation weiterbringt.
Ich bezweifle, dass sie die Rezensionen wirklich durchgelesen hat. Spätestens hier hätte sie gemerkt, dass sich mein Buch nicht an Fachpublikum richtet und somit der wissenschaftliche Anspruch nicht erwartet werden kann. Vielmehr soll es zeigen, dass betroffene Eltern nicht allein sind und dass sie Impulse erhalten, welche Themen noch in Betracht gezogen werden könnten. Denn so einer Situation waren wir als Eltern ausgesetzt und wären froh gewesen, umfassende Impulse parat gehabt zu haben.
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„Susanne leistet damit ihren Beitrag, Mythen (nicht nur) über Hochbegabung an die nächste Generation von Suchenden weiterzutragen.“, schreibt die Rezensentin. Darüber musste ich eine Weile nachdenken. Denn der Mythos von Hochbegabung in der Gesellschaft ist der, dass Hochbegabte als Genies angesehen werden. Als Menschen, denen alles zufällt, die keine Probleme in der Schule haben, die ehrgeizig sind und leicht durchs Leben gehen.
Mit meinem Buch und dem provokanten Titel „Hochbegabt gescheitert…“ möchte ich mit genau diesem Irrglauben aufräumen. Ich möchte dafür sensibilisieren, dass dem eben nicht so ist. Dass es einen kleinen Anteil gibt, die durchaus Anpassungsprobleme zeigen. Laut der wissenschaftlichen Rost-Studie, die ich übrigens in meinem Buch zitiere, betrifft dies ca. 15 % der Hochbegabten.
Ich finde es generell wunderbar, dass Menschen bereit sind, mein Buch zu lesen und sich die Mühe machen, eine Rezension zu schreiben. Ganz egal, ob es eine positive oder negative ist, daher gilt mein Respekt auch dieser Rezensentin. Jeder hat sein Recht auf die eigene Meinung, und das ist auch gut so. Jedoch hatte ich den Eindruck, dass sie die Zielgruppe und die Absicht meines Buches völlig falsch verstanden hat, was ich schade finde. Diese Punkte waren für mich klärungsbedürftig, weshalb ich hier darauf eingegangen bin.
Die Rezensentin hat durchaus auch positive Worte gefunden: „Susannes warmherzige, direkte Ansprache der Lesenden“ oder auch eine Empfehlung, dass mein Buch dann zu empfehlen ist, „wenn man sich für einen sehr persönlichen Erfahrungsbericht über Schwierigkeiten einer hochbegabten Schulkarriere interessiert“.
Kennst du die Geschichte mit dem schwarzen Punkt? Schau dir gerne hier erst einmal das Video an.
Generell neigen wir dazu, die negativen Dinge in den Fokus zu rücken, uns schlecht zu fühlen und sofort zu überlegen, wie wir den Fehler ausbügeln können. All die guten Dinge blenden wir in diesem Moment aus. Das Video bringt das ziemlich auf den Punkt – im wahrsten Sinne des Wortes. In meinem Fall habe ich eine 1-Stern-Rezension erhalten und diese negative, auf die ich oben eingegangen bin. Daneben habe ich diese unzähligen positiven Rezensionen und Zuschriften erhalten von berührten Eltern, denen mein Buch weitergeholfen hat. Worauf sollte ich nun meinen Fokus legen?
Natürlich mache ich mir auch Gedanken, was ich besser hätte machen können und an welchen Punkten meine Intention unklar war. Aber das veranlasst mich jetzt nicht dazu, mein Buch auf den Prüfstand zu stellen und es zu verändern. Genau diesen Tipp würde ich dir auch geben. Wenn du viele positive Rückmeldungen erhältst, dann freu dich darüber. Eine negative Rückmeldung fällt dann kaum ins Gewicht.
Mir hilft es immer zu überlegen, in welcher Situation der Rezensent war. War er wütend? Ist er neidisch? Macht es ihm Spaß, schlechte Bewertungen zu geben? Hat er schlechte Erfahrungen gemacht? All das kannst du nicht absehen. Daher nimm es nur zur Kenntnis und richte deinen Fokus auf die positiven Rezensionen und Rückmeldungen.
Du kannst davon ausgehen, dass die Menschen dich dann bewerten, wenn sie mehr als zufrieden sind. Zufriedenheit löst meist keine Handlung aus. Sind deine Leser jedoch begeistert, oder hast du sie auf irgendeine Weise berührt, dann möchten sie das mitteilen. Sie bewerten dann und schreiben eine Rezension.
Natürlich gilt das auch im umgekehrten Sinne. Aber wir wissen ja, der Mensch fokussiert sich lieber auf negative Dinge und beschwert sich, als dass er mit einem Lob rausrückt. Das ist ganz normal.
Weitere Tipps rund um dein Rezensionsmanagement aber auch generell zur Buchveröffentlichung findest du in der Low Content Revolution (Werbung):
Als mich eine Freundin fragte, was die negative Rezension in der Hochbegabten-Zeitschrift mit mir macht, antwortete ich ihr, dass ich das recht gut wegstecken kann. Vor einigen Jahren wäre das noch nicht so gewesen. In mir hätte sich alles zusammengezogen, mir wäre übel geworden und ich hätte das nächste Mauseloch gesucht, in das ich mich für immer verkriechen kann. Vielleicht geht es dir ähnlich?
Heute weiß ich, dass ich es nicht allen recht machen kann und das auch nicht meine Aufgabe ist. Wie ich schon geschrieben habe, kannst du es nicht einschätzen, warum der andere so gehandelt hat. Und das ist in Ordnung so. Heute kann ich es so stehenlassen.
Ich hadere nicht mit der negativen Rezension in diesem Magazin und ich werde dort auch nicht einschreiten und mich für eine Richtigstellung einsetzen. Ich respektiere die Meinung der Rezensentin. Trotzdem habe ich diesen Artikel genutzt, um Dinge richtigzustellen. Das war mir wichtig für die Leser, die mein Buch vielleicht noch nicht kennen. Ich handelte nach meinem Gefühl, welches mich auch nach vielen Tagen drängte, das zu tun. Denn diese Rezension erforderte eine Antwort bzw. eine Klarstellung.
Es ist eine Gratwanderung, welche Reaktion jeweils die richtige ist. Daher gebe ich dir den Tipp, eine oder mehrere Nächte darüber zu schlafen und dann zu entscheiden. Die Emotionen sollten komplett rausgenommen werden, während sachliche Argumente in Ordnung sind. Was letztendlich richtig oder falsch ist, liegt immer im Auge des Betrachters.
Im Rahmen einer Blogparade, die Begabungsexpertin Dina Mazzotti zum Thema Kreativität ins Leben gerufen hat, ist dieser Blogartikel zum Thema: Wie hochbegabte Kinder von Kreativität in der Schule profitieren“ entstanden. Er ist eine Ergänzung zu den Ausführungen in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“, in dem ich über unsere Erfahrungen mit zwei hochbegabten Kindern spreche.
Kreativität ist ein Thema, was mir persönlich als Werbeagentur-Inhaberin sehr am Herzen liegt. Denn mein Alltag besteht aus Kreativität. Mein Lieblingsspruch für meine Kunden lautet: „Hinter jeder Ecke lauert eine neue Idee“. Das besonders, wenn es um Social Media-Marketing geht, aber das ist ein anderes Thema. Auch diverse Kreativitätstechniken, die angewandt werden können, sollen heute kein Thema sein, denn in diesem Artikel geht es ganz allgemein um die Kreativität im Schulalltag.
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Heute geht es darum, von welchen Möglichkeiten im Rahmen der Kreativität vor allem hochbegabte Kinder in der Schule profitieren können. Denn im sonst recht starren Bildungssystem, in dem viele Inhalte und Lösungen bereits vorgegeben sind, bricht die Kreativität aus dem Rahmen aus und schafft Neues – wo wir schon bei der Definition wären. Und das ist auch gut so, denn das eröffnet ganz neue Welten an Ansichten, Möglichkeiten und Lösungen.
Es ergibt sich fast von selbst, dass bei der Betrachtung des Themas Hochbegabung und Kreativität der Blick auf Joseph Renzulli mit seinem Vier-Ringe-Modell fällt. Renzulli ist ein amerikanischer, pädagogischer Psychologe und Bildungswissenschaftler, der vor allem in den späten 1970er-Jahren tätig war. Sein Schwerpunkt liegt auf der Begabungsforschung. Auf Wikipedia liest du hier mehr über ihn.
Sein Verständnis von Hochbegabung ist, dass traditionelle Intelligenztests neu bewertet werden sollten, da sie die Vielzahl von Talenten nicht abbilden. Gerade die Kreativität ist ein Aspekt, der Hochbegabte auszeichnet, denn sie haben die Fähigkeit, sich tief und breit in Themen einzudenken, viele Aspekte in Betracht zu ziehen und neue Lösungen und Möglichkeiten daraus zu entwickeln.
Diese Erfahrungen haben wir selbst auch gemacht. Bei unseren beiden Kindern, die einen gleichhohen Gesamt-IQ haben, sind die Einzelwerte dennoch völlig unterschiedlich angelegt. Während der ältere Sohn große Stärken im räumlich-visuellen Wahrnehmungsbereich hat und dort sogar an der Höchstbegabung kratzt, hat der Jüngere Stärken im sprachlichen Bereich. Seine Werte sind zudem wesentlich homogener ausgeprägt als die seines älteren Bruders. Daher ist der Blick auf die individuellen Begabungen, die Ausprägungen sowie die damit verbundenen Schwierigkeiten im Schulkontext so wichtig, um eine adäquate Förderung zu erreichen.
Gemein dürfte aber allen hochbegabten Schülerinnen und Schülern sein, dass sie von einem Bildungskonzept profitieren, welches sich auf ihre Stärken fokussiert und sie in ihrem Potenzial abholt. In meinem Buch greife ich das Modell des selbstgesteuerten Lernens auf. Ich zeige anhand eines Hospitationsberichtes, wie dieses Konzept in staatlichen Gesamtschulen umgesetzt werden kann. Es ist ein System, von dem alle Schüler profitieren können, ganz gleich, welche individuellen Begabungen und Fähigkeiten sie mitbringen.
Auch Renzulli betont, dass eine individualisierte und anregende Lernumgebung dabei hilft, das volle Potenzial jeden Schülers und jeder Schülerin zu entfalten. Sein Drei-Ringe-Modell veranschaulicht dafür den Zusammenhang und die Dynamik von Hochleistung. Die Dynamik der kreativen und produktiven Hochleistung entsteht dabei aus überdurchschnittlichen Fähigkeiten, die das Kind mitbringt, seinem Engagement der Sache gegenüber und der Kreativität, die es dabei ausleben darf. Vor allen in selbstgesteuerten Lernkonzepten finden sich dafür meines Erachtens die besten Voraussetzungen.
Sicher kennen das viele Eltern, wenn sie ihre hochbegabten Kinder beim Spielen und Basteln beobachten. Interessiert die Kinder ein Thema, dann beschäftigen sie sich intensiv damit. Wichtig ist, dass sie für sich einen Sinn dahinter erkennen, was eine wichtige Voraussetzung für die innere (intrinsische) Motivation ist. Je höher diese ist, umso höher ist das Engagement der Sache gegenüber. Dank der Möglichkeiten des sehr gut begabten Kindes, tief und breit zu denken und alles ins Kalkül zu ziehen, entwickelt es kreative Lösungen, die einzigartig und neu sind. Voraussetzungen dafür sind Zeit, Raum und Selbstbestimmung.
Renzulli hat sein Modell so aufgebaut, dass die drei Themen Begabung, Engagement und Kreativität wie drei Ringe ineinandergreifen, sich gegenseitig beeinflussen und eine Hochleistung ermöglichen. Die Ringe sind in einen weiteren wichtigen Bereich eingebettet: Die Umwelt. Gerade das Umfeld, in der diese Fähigkeiten ausgelebt werden können, sind wichtig zu betrachten, da sie Voraussetzung für das Greifen der drei Ringe sind.
Das ist vor allem im Kontext Schule wichtig. Werden hier die Voraussetzungen nicht geschaffen, um das Aktivieren des Drei-Ringe-Modells zu gewährleisten, wird auch das Modell nicht greifen.
In der Praxis bedeutet dies, dass diese Kinder zwar beim Schuleintritt zunächst hoch motiviert sind, doch sie sich schnell ausgebremst fühlen. Doch wir sind auf der Suche nach der Antwort, wie hochbegabte Kinder von Kreativität in der Schule profitieren können. Schauen wir uns daher im Einzelnen das Drei-Ringe-Modell an:
Die besondere Begabung bei diesen Kindern ist noch lange kein Garant dafür, dass auch die schulische Laufbahn gut gelingt. Dieser Punkt ist sehr wichtig, wenn wir die Leistungen der Kinder beurteilen. Denn Glaubenssätze wie „du brauchst keine Unterstützung, du bist doch so gut begabt“, hindern Lehrkräfte daran, sich diesen Schülern zu widmen und ihnen die Voraussetzungen zu schaffen, ihr Potenzial voll nutzen zu können.
Engagement: Die Kinder sehen teils keinen Sinn in den Dingen, die sie lernen sollen. Das betrifft beispielsweise den Umfang der Aufgaben, vor allem der Hausaufgaben. Sollen auf zwei Seiten oder mehr das Schreiben eines einzigen Buchstabens geübt werden, bringt das viele hochbegabte Kinder in die Verweigerungshaltung. Sie wollen schneller vorankommen und den nächsten Buchstaben schreiben - und sehen den Sinn von Wiederholungen für sich nicht.
Zum anderen betrifft es die Art der Aufgaben. Allzu oft sind Lerninhalte auseinandergerissen und in für sie unlogische Häppchen aufgeteilt. Viel lieber würden sie den Gesamtzusammenhang erfassen und tief in die Themen einsteigen. Die dritte Herausforderung im Engagement besteht darin, dass Lehrplaninhalte individuell nach ihrer Sinnhaftigkeit hinterfragt werden. Es entstehen Diskussionen mit den Lehrkräften, die für die Schüler oft nicht zufriedenstellend gelöst werden können.
Kreativität: Allzu gerne würden hochbegabte Schüler diesen Aspekt verwirklichen. Doch dazu kommen sie meist nicht, weil sie vorgefertigte Lösungen akzeptieren müssen oder von Lehrkräften ausgebremst werden. Entweder aus Zeitgründen, weil die Erfüllung des Lehrplans sonst in Gefahr ist, aber auch aus Angst, dass ihnen Inhalte und Lösungen aus den Händen gleiten und es jemand besser weiß als sie selbst. Vor allem die unbewussten Ängste und Vorbehalte von Lehrkräften gegenüber Hochbegabten und ihren Möglichkeiten könnten dieses Verhalten boykottieren.
Wir sehen, dass es gerade im Kontext Schule schwierig ist, die Kreativität bei Schülerinnen und Schülern zu wecken und fließen zu lassen. In einer konventionellen Schulorganisation mit festen Klassensystemen, vollen Klassen, einer Lehrkraft pro Klasse, wechselndem Fachunterricht und nach einzelnen Fächern strikt getrennten Lehrplänen wird die Kreativität meist direkt im Keim erstickt.
„Schule reproduziert sich selbst“, das ist ein Zitat, welches Cedric Lütgert bei meiner Hospitation in der Richtsbergschule Marburg äußerte. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Schüler machen das Abitur, besuchen in der Universität eine Lehrerausbildung und kehren zurück zur Schule. Der Kreis schließt sich. Und leider verschwinden neue Ideen, die junge Lehrkräfte mitbringen, allzu oft im Nirvana, da sie dem Druck des Kollegiums unterliegen.
Der Mensch mag selten Veränderungen, bedeuten sie doch eine Bedrohung dessen, was sie gelernt haben und vermeintlich bisher erfolgreich umgesetzt haben. Kreative Denkansätze und neue Ideen werden daher von einigen Kolleginnen und Kollegen als bedrohlich wahrgenommen. Viel lieber bleiben sie bei ihrer Sicherheit, die sie seit Jahren leben. Das ist der Grund, warum Schule sich so schwer damit tut, neue Wege zu gehen. Und das ist der Grund, warum immer mehr Schülerinnen und Schüler den Weg in die Schulverweigerung gehen und die Schule abbrechen.
Kreativität ist die Fähigkeit, Neues zu erschaffen. Verlangen wir, dass Schüler kreativ werden, dann ist zunächst das Bildungssystem gefragt, kreative Lösungen für neue Wege in Betracht zu ziehen, anstelle sie zu boykottieren. Totschlagargumente wie „Wir haben es schon immer so gemacht und es hat uns nicht geschadet“ helfen dabei nicht weiter. Denn die Gesellschaft verändert sich. Sie wird offener, kreativer, individueller. Und wo steht Schule heute?
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Sicher gibt es die vielen kleine Lichtblicke, und das ist auch gut so. Eine Bildungsrevolution beginnt von unten. Da machen sich Schulleiter auf den Weg und erfinden ihre Schule neu. Sehr oft gehen sie den Weg in Richtung des selbstgesteuerten Lernens. Denn das Kind an sich liebt es zu lernen. Diese grundlegende Fähigkeit soll damit aufgegriffen werden. Der Lehrer wird zum Lernbegleiter und schafft die Voraussetzungen und das Umfeld, dass die Schüler ihre Begabungen ausleben können, Engagement zeigen und kreativ werden dürfen. Das ist meines Erachtens der einzig richtige Weg.
Doch der Weg bedarf Mut seitens der Schulleiter und der Lehrkräfte loszulassen, Neues zu wagen und selbst kreativ zu werden. Sie dürfen in die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler vertrauen, dass sie ihren Weg gehen. Gleichzeitig dürfen sie ihnen Struktur geben, wo sie benötigt wird und individuell unterstützen, wenn es erforderlich ist. Dabei können sie ihren Lehrplan umsetzen, doch auf eine andere, offene Art, die den Schülern ermöglicht, selbst kreativ zu werden. Insgesamt dürfen Kinder bestenfalls praxisorientiert lernen und sich in ganzheitlichen Projekten weiterbilden.
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Das Ergebnis einer des offenen und selbstgesteuerten Lernens, in der die Kinder ihre Kreativität ausleben dürfen, sind Jugendliche und junge Erwachsene, die alles mitbringen, was die Arbeitswelt heute fordert: Eigenmotivation, Selbststeuerung, Selbstorganisation und vor allem eine Lösungsorientierung. Das macht den Weg in ihre Ausbildung oder in ein Studium, in dem wissenschaftliches Denken und Handeln Voraussetzung ist, leichter.
Das Ergebnis sind weniger Studienabbrecher, weil die Schüler gelernt haben, kreativ an Problemstellungen heranzugehen und diese eigenständig zu lösen. Das Ergebnis sind auch selbstbewusste junge Auszubildende, die mit Liebe und Engagement ihrer Tätigkeit nachgehen können, weil ein praxisorientierter und ganzheitlicher Unterricht sie für ihren Ausbildungsberuf früh begeistern konnte. All das beantwortet die Ausgangsfrage, wie hochbegabte Kinder von Kreativität in der Schule profitieren können – doch das gilt für alle Kinder.
Denn in einem kreativen Raum ist für alle Platz, und es wäre ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft.