„Mama, ich habe letztens ein Video von Lehrer Schmidt gesehen“, erzählte mir mein jüngerer Sohn kürzlich direkt nach dem Einkaufen. Wir saßen im Auto und er erzählte weiter: „Ich habe unter seinem Video kommentiert, dass KI im Unterricht doch wirklich klasse wäre als Ergänzung. Lehrer Schmidt antwortete mir, dass dies ein sehr interessanter Gedanke sei.“
Mein Sohn wirkte sichtlich stolz, dass sich Lehrer Schmidt die Zeit genommen hatte, seine Gedanken zu kommentieren. Das ist der Grund, warum ich mich nach anfänglichem Zögern dem Thema „Wie der Einsatz von KI hochbegabten Underachievern in der Schule helfen kann“ widme. Es ist ein Beitrag zur Blogparade #kAIneEntwertung von Joscha Falck und Dr. Anika Limburg. Sie haben damit einen Aufruf zum "Nachdenken über menschliche Leistung und KI" verfasst. (1)
Meine Berührungspunkte mit KI
Meine Erfahrungen mit KI sind bisher sehr dürftig, wenn ich mich mit anderen vergleiche, die bereits seit langer Zeit damit umgehen. Ich habe mich lange dagegen gewehrt, KI einzusetzen. Das Schreiben ist für mich nach wie vor ein heiliger Prozess, den ich nie gegen KI eintauschen möchte. Aber ich habe erkannt, dass KI durchaus hilfreich sein kann, wenn es um komplexe Themen geht, Gliederungen für Blogbeiträge, Zusammenfassungen, Social Media Beiträge oder Recherchen sowie die Erstellung von Bildern.
Meine KI-Werkzeuge beschränken sich bisher auf ChatGPT und Midjourney. Wobei wir heute sicher oft KI nutzen, ohne, dass wir es großartig bemerken. Mit über 50 Jahren gehöre ich zu den Digital Immigrants. Ich sehe gleichzeitig, wie spielerisch meine Söhne als Digital Natives mit KI umgehen und wie selbstverständlich sie mit der technischen Entwicklung Schritt halten. Mir ist klar, dass wir mitgehen müssen, um nicht abgehängt zu werden.

KI ist ein Werkzeug und sollte als solches genutzt werden
Ich sehe KI heute als Werkzeug, genauso wie einen Taschenrechner oder das Tablet im Schulalltag. KI gehört einfach dazu und daher stellt ich für mich nicht die Frage, ob KI in der Schule genutzt werden sollte, oder nicht. Natürlich gehört sie dazu, denn sie bildet die neue Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler ab. Und gerade für hochbegabte Kinder bietet die KI ganz besondere Chancen.
Während die Wissensvermittlung früher hoheitlich bei den Lehrkräften lag, so hat sich heute das Bild gewandelt. Wie meine Unterhaltung mit meinem Sohn von Beginn des Artikels zeigt, holen sich die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen heute aus anderen Quellen. Die Lehrkraft als einzige Wissensquelle und deren Vermittlung hat ausgedient. Dafür gibt es andere Werte, die heute wichtiger denn je sind.

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Kristin van der Meer – KI in der Grundschule
Die aktuellen Ansätze von Schulentwicklung sind großartig, wie auch das 4. Kamener Schulgespräch oder vision@schule in Wetzlar gezeigt haben. Neue Lernkonzepte, wie selbstreguliertes und selbstorganisiertes Lernen, die Schmetterlingspädagogik von Stefan Ruppaner, dem Universal Design of Learning (UDL), offener Unterricht, FREI-Day und andere halten Einzug in die Schulen.
Eine Vorreiterin, die KI bereits in der Grundschule einsetzt, ist Kristin van der Meer. Mit ihren Erfahrungsberichten, Prompts, der Transparenz zu ihren Lehrmethoden und ihrem Einblick in ihren Schulalltag setzt sie neue Maßstäbe. Viele mögen diskutieren, ob der Einsatz von KI diesem Alter noch zu früh ist. Aber es geht wie gesagt um das Abbilden der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen.
Der Einsatz von KI in der Grundschule erfordert Mut
Gerade zu Beginn der Schulzeit, also ab der ersten Klasse, finde ich es wichtig, einen verantwortungsvollen und kritischen Umgang mit KI zu ermöglichen. Dieser wird eingebettet in konkrete Handlungsanweisungen und Reflektionen. Das sind wertvolle Fähigkeiten, welche die Kinder hier erlernen. Zum Einblick sei die kurze Sequenz aus der KIKA-Serie „Logo“ zu empfehlen, die bei Kristin zu Gast war.
Kristin ist dazu auf Bildungsforen und -kongressen unterwegs, um aufzuklären. Damit hat sie bereits vielen Lehrkräften Mut gemacht, es ihr gleich zu tun. In einer Social-Media-Diskussion um die Möglichkeiten des Einsatzes von KI für hochbegabte Kinder antwortete sie, dass dies große Chancen bietet. Wenn ich heute zurückblicke auf die Schulzeit unserer Kinder, bin ich mir sicher, dass diese für sie wesentlich leichter gewesen wäre. Stattdessen haben sie bei unserem älteren Sohn in einer 2-jährigen Schulverweigerung gemündet. Auch der jüngere Sohn verweigerte den Schulbesuch in der Mittelstufe immer mehr aufgrund von Langeweile und Unterforderung.

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Hochbegabte Kinder und der oft schwierige Schulstart
Viele Hochbegabte starten freudig ihre Schulkarriere, da sie sich erhoffen, nun endlich all die Dinge lernen zu können, die sie wissen wollen. Nach der Einschulung werden sie jedoch ausgebremst und ernüchtert, denn der Lehrplan widerspricht ihren Erwartungen. Zum einen betrifft dies die Auswahl und Tiefe der Inhalte aber auch das Tempo, in dem neue Wissensinhalte vermittelt werden. Frustration macht sich schnell breit und die Kinder beginnen sich zu langweilen. Eine Vorstufe zum Underachievement.
Der Einsatz von KI bedeutet an dieser Stelle einen Segen. Denn die Kinder bestimmen selbst die Tiefe dessen, was sie lernen und wie sie es lernen. Es werden lediglich die Rahmenbedingungen vorgegeben, innerhalb dessen sich die Kinder frei bewegen können und nach ihrem Interesse forschen können. Die Vorteile und Möglichkeiten, die sich hier durch den Einsatz von KI in der Grundschule gerade für hochbegabte Kinder ergeben, sind enorm.
Skillskipping als Gefahr für hochbegabte Kinder?
Es soll in diesem Beitrag auch um das Nachdenken über menschliche Leistung und KI gehen. Besonders das Skillskipping, also das Überspringen des Erlernens von wichtigen Lernstrategien und Lerninhalten, wird als mögliche Gefahr aufgeführt. Im Einzelnen sind das:
1. Grundfertigkeiten und Basiskompetenzen verkümmern
Wenn Schüler KI-Tools zu früh oder zu oft einsetzen, könnten sie Basiskompetenzen wie Rechtschreibung, Kopfrechnen, Strukturieren von Texten oder kritisches Lesen nicht ausreichend einüben. Die Gefahr ist, dass sich Schülerinnen und Schüler sich auf die „Krücke KI“ verlassen, ohne eigene Fähigkeit zu entwickeln und Selbstwirksamkeit zu erleben.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Möglichkeiten und Grenzen von KI aufgezeigt werden. Das kann gerade im Unterricht sehr gut von den Lehrkräften gesteuert werden. Der Einsatz von KI könnte hierzu erste Themenhinweise liefern, die kritisch überprüft werden können und dann selbst ausgearbeitet werden.

2. Lerninhalte bleiben nur an der Oberfläche
KI liefert schnell Antworten, sodass tieferes Nachdenken, das Ausprobieren verschiedener Lösungswege oder das Aushalten von Unsicherheit vermieden werden kann. Das Risiko ist, dass Verständnislücken bestehen bleiben und erst später auffallen.
„Ich weiß nicht, was ich noch nicht weiß“, könnte hier ein wichtiges Stichwort sein. Hier kommt es auf das jeweilige Fach und die konkreten Aufgabenstellungen an, inwiefern KI sinnvoll eingebunden werden kann.
3. Kognitive Abhängigkeit von KI-Tools
Ähnlich wie bei Taschenrechnern oder Autokorrekturen: Wer immer KI nutzt, gewöhnt sich daran, und verliert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Ich finde es wichtig, dass grundsätzliche Eigenschaften „offline“ eingeübt werden als Ergänzung zu KI. Schließlich ist das Ergebnis nur so gut wie der Prompt, den ich eingebe. Allein dafür braucht es schon die notwendigen Fertigkeiten. Mal abgesehen von der Frage, was wäre, wenn der Strom ausfällt...
4. Ungleiche Kompetenzentwicklung statt Bildungsgerechtigkeit
Wenn manche Schülerinnen und Schüler KI intensiv nutzen und andere nicht, kann sich die Kluft zwischen „Bedienern“ und „Verstehenden“ vergrößern.
Ich finde, dass gerade in der Schule gleiche Chancen garantiert werden können durch den einheitlichen Zugang zu KI, der allen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung steht.
5. Reduzierte Kreativität durch den Einsatz von KI in der Schule
Wenn man sich zu stark auf KI-generierte Ideen verlässt, könnte die Fähigkeit, originell zu denken oder „out of the box“ Lösungen zu entwickeln, verkümmern.
Gerade dieser Punkt ist ein Ansatz, der wesentlich ist. Wenn wir uns klarmachen, was KI eigentlich liefert, ist es die Essenz aus dem, was KI gelernt hat. Natürlich ergibt dies eine gewisse Kreativität, doch es gibt auch Grenzen. Vor allem liegen diese im Erleben von Lernprozessen. Das wird deutlich in praktischen Umsetzungen, wie es beispielsweise das Lernen durch Erleben in der Schmetterlingspädagogik vorsieht (Projekte, wie Baumhaus bauen…).

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Fazit: Wie KI hochbegabten Underachievern in der Schule helfen kann
Gerade hochbegabte Kinder neigen zu Pragmatismus. Wenn es darum geht, KI als Erleichterung für Hausaufgaben oder Inhalte einzusetzen, die sie weniger interessieren, sind sie sicher vorne mit dabei. Die Gefahr des Skillskippings scheint bei ihnen besonders hoch. Auf der anderen Seite lieben es Hochbegabte zu lernen, daher verändert sich für sie lediglich die Art des Wissenserwerbs. Ihre Neigung zum tiefen oder breiten Wissenserwerb erfährt dadurch meines Erachtens keine Beeinträchtigung.
Große Chancen von KI in Zeiten von Inklusion und Vielfältigkeit
Wir sollten heute akzeptieren, dass KI in kurzer Zeit ein fester Bestandteil in der Schule wird. Das ist auch gut so. Denn der Einsatz von KI bietet in Zeiten von Inklusion und Superdiversität große Chancen:
- Individualisierung des Unterrichts durch unterschiedliche Herangehensweisen an den Lernstoff (früher: Berücksichtigung von Lerntypen).
- KI als digitaler Lernbegleiter, z. B. bei Schülerinnen und Schüler mit Sprachbarrieren oder Lernschwierigkeiten.
- Ansetzen bei Wissenslücken und individuelle Förderung im Wissenserwerb.
- Flexible Wissensvermittlung im eigenen Tempo, in der gewünschten Tiefe und Komplexität (sehr interessant für Hochbegabte, die den Lernstoff komplett durchdringen möchten und im herkömmlichen Unterricht dafür keine Zeit bleibt).
- Änderung der Rollenverhältnisse: Lehrkräfte entwickeln sich vom reinen Wissensvermittler hin zu Lernbegleitern.
- Die Aufgaben von Lehrkräften verschieben sich in Richtung Beziehungsarbeit.
- Es bleibt mehr Zeit für die individuelle Förderung, da die Lehrkraft durch den Einsatz von KI dafür mehr Zeit gewinnt.
- KI kann bei Routinearbeiten entlasten und mehr Zeit für Diskussionen, Reflektionen und Kreativität freisetzen.
- Der Einsatz von KI in der Schule bietet die besten Möglichkeiten zur Chancengleichheit.
- Durch das Reflektieren lernen die Kinder von Anfang an einen kritischen Umgang mit KI, der wichtig für ihren späteren Werdegang ist, in dem KI immer stärker eine Rolle spielen wird.

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Schule und Lernen verändern sich – wir dürfen uns anpassen
Die Rolle der Lehrkraft ändert sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Das ist für mich eine wichtige Essenz aus der Diskussion und passt sehr gut zum Leitgedanken der Blogparade, dem Nachdenken über menschliche Leistung und KI. Denn der Blick auf die menschlichen Leistungen im Hinblick auf Schule darf sich verstärken. Das bedeutet, dass die Beziehungsarbeit mit Wertschätzung, Vertrauen, Zugewandtheit und der Liebe zu den Schülerinnen und Schüler stärker in den Vordergrund tritt. Diese Haltung der Lehrkräfte kann durch KI nicht ersetzt werden.
Im Gegenteil. Der Einsatz von KI verschafft Lehrkräften mehr Zeit für das Miteinander und sorgt gleichzeitig für eine Individualisierung im Unterricht. In Zeiten von Superdiversität und Neurodivergenzen ist dies ein Segen, weg von Gleichschritt und hin zu mehr Individualität. So lernen Kinder und Jugendliche das, was sie in der Schule lernen sollen: Selbstwirksamkeit, Selbstorganisation und letztendlich Selbstständigkeit. Vor allem für unsere hochbegabten Kinder, die zum Underachievement neigen, bietet der Einsatz von KI unglaubliche Chancen. Weg von Langeweile und Frustration hin zu Faszination und Tiefe. Wichtig ist nur, dass Lehrkräfte diesen Prozess dabei von Anfang an eng begleiten.
Zum Thema Hochbegabung und Underachievement biete ich meine Weiterbildungen für Lehrkräfte an, informiere dich gerne hier:

Weiterbildung für Lehrkräfte - Workshops in Schulen mit Susanne Burzel:
Underachievement bei Hochbegabung erkennen und wirksam begegnen
Wie erkennst du Underachievement rechtzeitig? Welche Ursachen stecken dahinter? Und vor allem: Was kannst du als Lehrkraft konkret tun, um betroffene Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu begleiten?
Das Angebot ist akkreditiert in der Lehrkräfte-Akademie Hessen.