Immer wieder frage ich mich, wofür ich eigentlich antrete. Also im Sinne einer Positionierung, in dem das Business auf den Punkt gebracht wird. Ja, ich komme aus dem Marketing, daher prägt mich das natürlich. Mein Buch ist jedoch eher ein Herzensanliegen als ein Business, denn ich habe über unsere Geschichte mit zwei hochbegabten Kindern geschrieben. Ich erzähle in „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ vor allem von unserem älteren Sohn, der zwei Jahre lang Schule verweigert hat. Meine Botschaft dabei ist: Eltern sind nicht allein. Ich möchte mit unseren Erfahrungen Eltern Mut machen. Das ist mein Punkt.
Doch ich möchte auch noch etwas anderes bewegen. Denn der Knackpunkt an der ganzen Misere war der Schulbesuch. Zwischenzeitlich weiß ich, dass viele Hochbegabte in der Schule vor großen Herausforderungen stehen. Daher habe ich das Thema Schule und Bildungssystem ebenfalls auf meiner Agenda. Der flexibelste Punkt dabei sind aber die Lehrkräfte. Daher geht es heute in meinem Artikel um Hochbegabung und Co: Neurodivergenzen im Lehramtsstudium. Ein weiterer Grund dafür ist eine Rezension zu meinem Buch, die mich kürzlich erreicht hat.
Hochbegabt gescheitert – eine Rezension von Simone Tuena-Küpfer
Es war Ende letzten Jahres, als mich über LinkedIn eine Nachricht erreichte. Lerncoach Simone Tuena-Küpfer schrieb mich an und fragte mich, ob sie mein Buch rezensieren dürfte. Ich freue mich natürlich, dass ich damit einen so großen Bekanntheitsgrad erreicht habe, dass ich solche Anfragen erhalte. Das ist großartig.

Zu unserer persönlichen Geschichte mit Hochbegabung, ADHS und vielen Diagnostiken habe ich ein Buch geschrieben: „Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich“.
Bei Amazon - oder im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3982620169
Simone engagiert sich selbst zum Thema „Neurodiversität in der Bildung“. Dafür geht sie unter anderem in Schulen und veranstaltet mit Lehrkräften Workshops oder hält Referate. Hier kannst du dir einen Überblick über ihre Angebote verschaffen. Doch nebenbei schreibt sie auch Rezensionen zu hilfreichen und informativen Büchern, die dieses Thema berühren.
Das Thema Neurodivergenz mehr in die Öffentlichkeit bringen
Besonders hallt bei mir ihre Nachricht nach: „Es ist mir sehr wichtig, gerade Bücher zum Thema Neurodiversität (da gehört für mich die Hochbegabung definitiv auch dazu) zu empfehlen, um so mehr Akzeptanz in der Gesellschaft zu erreichen.“ Tatsächlich trifft sie hier einen wunden Punkt. Neurodivergenzen gibt es schon immer.

Doch gerade heute im aktuellen Bildungssystem kommen die Probleme von neurodivergenten Kindern stärker zum Vorschein denn je. Das hat viele Gründe. Dass sie aber dafür sensibilisieren möchte und sich aktiv dafür einsetzt, rennt bei mir offene Türen ein.
Auszug aus der Rezension zum Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“
Natürlich sagte ich ihr gleich zu, denn ich fühlte mich geehrt. Mehr noch, ich war baff und freudig aufgeregt, dass sie neben dem Buch „Ein Kopf voller Gold“ von Saskia Niechzial und anderen großartigen Büchern mein Buch rezensieren wollte. Ein paar Tage später war es dann so weit und sie veröffentlichte eine ganze DIN A4-Seite mit der Rezension. Hier ein kleiner Auszug:
„Scheitern und Hochbegabung – ein verkannter Widerspruch?
Der Einstieg in dieses Buch von Susanne Burzel fällt mir sehr leicht, weil es mich umgehend neugierig macht, ob das Scheitern im Zusammenhang mit der Hochbegabung auch als ein wichtiger Lernprozess innerhalb der Persönlichkeitsentwicklung jedes Kindes/Jugendlichen beleuchtet wird. Dies ist mir nämlich in der Erziehung und Unterstützung meiner eigenen Kinder sehr wichtig, dass sie eben aus Fehlern lernen und einen positiven Umgang mit dem Scheitern erfahren.
Der Einstieg in jedes Buchkapitel mit einem untermauernden, zum Denken anregenden Zitaten fällt mir sehr positiv auf. So nimmt mich zum Beispiel Karl Popper gleich im ersten Kapitel mit in seine Relativitätsbetrachtung von vorläufigen Erkenntnissen, welche im Rahmen des Falsifikationismus sich jederzeit als irrtümlich herausstellen können.
Als ich die ersten Zeilen zu Sebastians Geschichte lese, in welcher das Thema Schulverweigerung sehr authentisch und berührend beschrieben wird, verspüre ich gleich einen sehr unangenehmen Druck auf der Brust. Diese Hilflosigkeit, welche Erziehungsberechtigte verspüren, wenn das eigene Kind nicht mehr in die Schule gehen will und zahlreiche (psycho)-somatische Beschwerden zeigt, kenne ich selbst als Mutter. Ich merke, dass ich dieses unangenehme Gefühl bis jetzt verdrängt habe und bin deshalb doppelt motiviert, zu lesen und zu lernen, wie ich einen proaktiven Umgang mit diesem Gefühl von Ohnmacht, wenn das eigene Kind die Schule verweigert, finden kann…“
Lies die komplette Rezension von Simone Tuena-Küpfer gerne in diesem PDF. An dieser Stelle sage ich ein herzliches Dankeschön an Simone, denn ihre Worte haben mich sehr berührt.
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Hochbegabung und Co: Neurodivergenzen im Lehramtsstudium
Kommen wir nun zum Kernthema. Es ist absolut wichtig, dass Lehrkräfte über das Thema Neurodivergenzen aufgeklärt werden. Unter Neurodivergenzen werden alle Abweichungen vom Neurotypischen zusammengefasst. Das umfasst Hochbegabung, Hochsensibilität, LRS, Dyskalkulie, ADHS, PDA, Autismus Spektrum Störung und weitere. Du kannst dir vorstellen, dass es viele Kinder gibt, die unter diese Neurodivergenzen fallen. Darauf sollten Lehrkräfte angemessen reagieren können.
Dass es dafür Angebote gibt, ist mehr als richtig. Leider werden sie noch viel zu selten in Anspruch genommen. Das führt mich weiter zur Lehramtsausbildung. Anfang der 1990er-Jahre habe ich selbst ein Lehramtsstudium für Grundschule absolviert. Neben meinem Hauptfach Musik belegte ich Mathe und Sachkunde als Nebenfächer. Ich erinnere mich an den Tag zurück, als wir in einer Mathe-Prüfung saßen und schier verzweifelten. Denn hier wurden Themen abgefragt, die jenseits des Abitur-Niveaus lagen.

Neurodivergenzen sind selten Thema in der Lehrerausbildung
Ebenso erinnere ich mich an eine Vorlesung in Mathe, in der kurz erwähnt wurde, dass manche Kinder die Zahlen verdrehen würden. Mehr wurde zu den Lernproblematiken nicht thematisiert. Auch Themen wie Hochbegabung, Underachievement, LRS, Dyskalkulie etc. glänzten mit Abwesenheit im gesamten Studium.
Ich setze mich dafür ein und thematisiere immer wieder in Interviews und Lesungen, dass die Aufklärung über Hochbegabung und Co: Neurodivergenzen im Lehramtsstudium Pflicht sein sollte. Lieber etwas weniger Fachunterricht, dafür aber mehr psychologische Themen. Das ist speziell für den Bereich Grundschule wichtig, aber auch für die Mittelstufe.
Unwissenheit über Hochbegabung und Underachievement
Vor allem geht es mir aber um das Thema Hochbegabung. Denn Hand aufs Herz: Was denkst du selbst über Hochbegabung? Und was meinst du, denken viele Lehrkräfte über Hochbegabung? Da sind Glaubenssätze wie: „Hochbegabte kommen leicht durch die Schule“, „Hochbegabte leisten immer hoch (Hochleister)“ oder „Hochbegabten fliegt immer alles zu“ tief verankert.
Geraten die Kinder dann ins Underachievement, fangen die Probleme erst richtig an und eine Schulverweigerung droht. Mehr noch, denn diesen Kindern wird unter Umständen die besondere Begabung abgesprochen. Es geht nicht darum, dass künftige Lehrkräfte darin ausgebildet werden sollen, Diagnosen zu stellen. Vielmehr geht es darum, dass sie Signale deuten können.

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Hochbegabung von ADHS und Co unterscheiden lernen
Wenn beispielsweise ein Kind besonders auffällig ist und den Unterricht stört, nicht zuhört oder den Klassenclown spielt, könnte ein ADHS vermutet werden. Ist das Kind aber gleichzeitig sehr clever und kann sein Verhalten durch entsprechende Leistungen kompensieren, dann könnten die Symptome auf eine besondere Begabung oder sogar Hochbegabung hinweisen. Das zu erkennen und differenziert zu betrachten, darauf sollten Lehrkräfte geschult sein.
Es geht darum, dass sie letztendlich die richtigen Impulse geben können. Dass sie Eltern empfehlen können, vielleicht doch erst einmal eine Begabungsdiagnostik machen zu lassen, anstelle gleich eine klinische Diagnostik anzustoßen. Das Thema Fehldiagnosen lauert hier und der defizitäre Blick aufs Kind verstärkt sich.
Hochbegabung und ADHS – Die Gefahr von Fehldiagnosen
Denn Symptome eines ADHS können durchaus auch mit Eigenschaften von Hochbegabung verwechselt werden. Wie sonst sollte ein Kind reagieren, dem es im Unterricht langweilig ist und es durch seine schnelle Auffassungsgabe wenig Wiederholung oder Übung braucht? Wenn es lieber noch viel mehr in die Tiefe gehen würde und selbst Lösungen finden möchte? Ein Kind reagiert impulsiv. Unter Umständen mit den Reaktionen, die ich eben beschrieben habe.

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Und wieder komme ich auf unseren Sohn zurück. Denn gerade habe ich seine Geschichte erzählt. Eine ADHS-Diagnose in der Grundschule inkl. der Attestierung einer überdurchschnittlichen Begabung. Mit 16 Jahren wurde die Hochbegabung festgestellt, wobei ein Wert an der Höchstbegabung kratzte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits ein Jahr Schulverweigerung hinter sich. Letztendlich erklärte uns ein Kinder- und Jugendpsychologe bei einer letzten Diagnostik, dass kein ADHS vorliegen würde, sondern die Verhaltensausprägung der Hochbegabung an Symptomatiken von ADHS erinnern.
Neurodivergenten Kindern im Unterricht adäquat begegnen
Sicher verstehst du jetzt, warum ich das Thema als wichtig erachte. Neulich wurde ich in einem Podcast-Interview gefragt, was es meiner Meinung nach braucht, damit Lehrkräfte besser auf solche Kinder reagieren können? Ich antwortete, dass es zunächst Offenheit braucht. Ich lade jeden dazu ein, die eigenen Glaubenssätze über Hochbegabung (sowie weiterer Neurodivergenzen) auf den Prüfstand zu stellen. Sind diese richtig? Wovon sind sie beeinflusst? Ist es das, woran ich weiterhin glauben möchte?

Neben der Offenheit braucht es im nächsten Schritt Bereitschaft, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Gerade weil es kein Inhalt in der Lehrerausbildung ist, sind Lehrkräfte gefragt, sich zu informieren. Es gibt einige wenige Weiterbildungen bzw. Lehrerfortbildungen dazu. Das Thema könnte ebenfalls in einem pädagogischen Tag besprochen werden, wozu Fachleute eingeladen werden. Es gibt Gruppen auf Facebook, die für Eltern, aber auch für Lehrkräfte offen sind.
Förderung von Schülerinnen und Schüler – das sagen die Lehrkräfte
Das sind zwei wichtige Schritte, damit sich der Blick auf diese Schüler verändern kann als Voraussetzung dafür, dass sich Unterricht verändert. Die Bosch-Studie 2024 macht es deutlich. Lehrkräfte wurden befragt, wie sie den Umfang der Förderangebote an ihrer Schule einschätzen:
- Förderung für Schülerinnen und Schüler mit Lernstörungen:
gut oder sehr gut: 34 %,
kein Angebot vorhanden: 4 %. - Förderung für hochbegabte Schülerinnen und Schüler:
gut oder sehr gut: 15 %,
kein Angebot vorhanden: 27 %.
Siehst du die Diskrepanz? Das Zusammentreffen von individuellen Glaubenssätzen, oft fehlender Offenheit sowie Abwesenheit des Themas in der Lehramtsausbildung ist der Grund dafür, dass diesen Neurodivergenzen noch nicht adäquat begegnet wird. Auf Seite 24 des PDFs, welches du dir auf der Seite des Schulbarometers für Lehrkräfte herunterladen kannst, findest du die detaillierten Ergebnisse.
Hochbegabung und Co: Neurodivergenzen im Lehramtsstudium
Das Thema Hochbegabung und Co: Neurodivergenzen im Lehramtsstudium bewegt mich sehr. Denn neurodivergente Kinder haben neben ihren individuellen Herausforderungen auch großartige Stärken. Diese können im Regelschulsystem oft nicht aufgefangen werden. Die Gründe sind klar: Ein starres Bildungssystem, volle Klassen, veraltete Lehrpläne, überforderte Lehrkräfte und ein Festhalten an alten Gewohnheiten. Die Zeiten haben sich geändert. Schule darf sich auch verändern. Ein Anfang liegt im Lehramtsstudium.
Ein spannender Artikel, auch wenn ich aus der Großmutterperspektive lese und mir wünsche, dass das Thema bald bald in den Schulen ankommt.
Denn was wir den Kindern mitgeben, das trägt sie durchs ganze Leben - im positiven wie im negativen Sinne.
Eva
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