„Warum noch lernen“ von Bob Blume

29. Januar 2025

Ich bin Bob Blume äußerst dankbar für sein Buch "Warum noch lernen", (Werbung) - es hat mich regelrecht begeistert. Denn es ergänzt wunderbar die Ausführungen zum Schulsystem in meinem Buch mit einem tiefer gehendem Innenblick, den er als Lehrer bietet. Das ist auch der Grund, warum ich die beiden Aspekte Schule und Hochbegabung unbedingt zusammenbringen wollte.

„Warum noch lernen?“ - Ein fundamentales Buch für Bildungsverantwortliche

Bob Blume - Warum noch lernen

Vorweggenommen kann ich die Lektüre dieses Buches jedem Bildungsverantwortlichen empfehlen, da die Ausführungen für jeden Schüler – ganz gleich ob hochbegabt oder nicht – äußerst relevant und elementar für eine zeitgemäße Beschulung sind.

Speziell Hochbegabung und Probleme im Schulsystem sind stark miteinander verknüpft und daher wert, thematisiert zu werden. Ca. 2 % der Schülerinnen und Schüler sind hochbegabt (= IQ über 130). Weitere 13,6 % fallen in den Bereich der überdurchschnittlichen Begabung (= IQ zwischen 115 und 129). Diese Schüler zeichnen sich durch eine andere Denkstruktur aus, die ihnen im Schulalltag allzu oft auf die Füße fällt. Es gibt viele Gründe, warum hochbegabte Kinder und Jugendliche in der Schule straucheln. Bald erfährst du mehr darüber in einem weiteren Artikel.

Lerntypen und Lernstrategien - wie lernen Hochbegabte am besten im Schulsystem?

Wir sprechen im Zusammenhang von Lernen bisher von unterschiedlichen Lerntypen: auditiv, optisch-visuell, haptisch-kinästhethisch oder kognitiv-intellektuell. Andere sprechen von Lernen durch Habituation oder Sensibilisierung, klassischer oder operativer Konditionierung oder vom komplexen Lernen. Doch all diese theoretische Konzepte bieten keine Lösung, wie Kinder am besten lernen. Vielmehr sollte der Lerngegenstand an sich in den Vordergrund gestellt werden. Also die Art und Weise, wie der Lerngegenstand präsentiert wird.

Müssen also Hochbegabte, denen das meiste zufällt, das Lernen überhaupt lernen? Oder ist es besser und viel leichter, sie mit dem Lernstoff zu begeistern, sodass sie offen sind für diese neuen Lerninhalte? Das ist in einer Klasse mit 20 bis 30 und mehr Kindern oft schwierig, wenn sie den Gleichschritt im Sinne des Lehrplans einhalten müssen.

Gerade hochbegabte oder besonders begabte Kinder geraten da schnell in einen Zustand der Langeweile. Sie verbringen die meiste Zeit mit Warten und mit für sie sinnlosen Wiederholungen. Dabei fühlen sie sich falsch, weil sich nicht so sind, wie die anderen Kinder.


eTermin Online Terminbuchungstool

Das DSGVO-konforme Online-Terminplaner und Terminbuchungstool: > Hier entdecken. (Werbung)


Das Warum des Lernens ist gerade für Hochbegabte elementar

Hinterfragen die Kinder und vor allem die Jugendlichen den Lerninhalt, dann ist der Lehrer aufgefordert, es ihnen so zu erklären, dass sie die Sinnhaftigkeit, das Warum dahinter verstehen und akzeptieren können. Erhalten sie keine zufriedenstellende Antwort, dann könnte es ein sehr schwieriges Unterfangen werden bis hin zur kompletten Verweigerung der Mitarbeit, wie wir sie erlebt haben.

Warum noch lernen

Auch wenn ich hier von hochbegabten Kindern spreche, wie diese leichter einen Zugang zum Lernen erhalten, so profitieren gleichermaßen alle Schülerinnen und Schüler von diesem Vorgehen. Genau das ist der Grund, warum ich das Buch von Bob Blume so schätze. Denn das Ergebnis ist eine allseits gerechte Bildung, die wirklich alle abholt und sich nicht nur auf die neurotypischen Kinder fokussiert.

Neben den Lernstrategien und dem grundsätzlichen Zugang zum Lernen gibt es noch andere Themen im Buch "Warum noch Lernen" von Bob Blume, die relevant speziell für unsere hochbegabten Kinder. Lehrkräfte können davon einiges im Umgang mit ihnen lernen. Auch deswegen, weil das Thema Hochbegabung und Underachievement im Lehramtsstudium selten thematisiert wird.

Lernen ist bedeutsam – doch wissen das die Schülerinnen und Schüler?

Als ich das Buch „Warum noch lernen“ von Bob Blume las, schrieb ich eine ganze Seite an Lieblingssätzen und Aussagen auf, die ich gerade im Hinblick auf die Probleme von hochbegabten Schülerinnen und Schülern wichtig und wertvoll fand. Zum Beispiel: „Indem wir wissen, warum wir lernen, erhalten wir eine Grundlage dafür, dieses Lernen als für uns bedeutsam zu empfinden.“ (Seite 141).

Dieser Satz nach der Bedeutsamkeit ließ mich freudig aufhorchen. Denn das ist der springende Punkt. Wenn etwas für mich persönlich bedeutsam ist, also wenn ich weiß, warum ich das machen muss, dann fällt es mir leichter, das anzunehmen und mich darauf einzulassen. Es motiviert mich, dranzubleiben. Wissen aber die Schülerinnen und Schüler nicht, warum sie das tun bzw. lernen sollen, verkommt Lernen für sie zu einer lästigen Pflichtübung.


Hochbegabt gescheitert Susanne Burzel

In meinem Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich" kannst du mehr über unsere Geschichte mit zwei hochbegabten Kindern und all die Herausforderungen, die wir bewältigen mussten, erfahren.

Bei Amazon - oder im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3982620169


Intrinsische Motivation und die Bedeutsamkeit des Lernens

Es ist die intrinsische Motivation, die uns wahrhaftig zum Lernen bewegt. Bob Blume spricht darüber in seinem Buch und ich horchte auf, als ich an die Stelle kam, die er diesem Thema widmet. Denn mit unseren Kindern haben wir die gleichen Erfahrungen gemacht, nämlich, dass „die Motivation aus dem eigenen Antrieb heraus“ entscheidend für einen erfolgreichen Schulbesuch ist (Seite 139).

Ganz schnell sind wir dann bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit und nach der Bedeutsamkeit des Lernens. „Wenn es mich berührt, kann ich lernen“ schreibt Bob Blume dazu auf Seite 102 in seinem Buch. Das kann ich aus eigener Erfahrung unterschreiben.

„Warum noch lernen“ von Bob Blume - was gilt für Hochbegabte?

Gerade hochbegabte Kinder und Jugendliche haben ein gutes Gespür dafür, was sie lernen möchten und was nicht. Ist die intrinsische Motivation aktiviert, geben sie alles und gehen viele Extrameilen, um alles über das Thema zu erfahren. Erkennen sie die Sinnhaftigkeit dafür aber nicht, ist dementsprechend auch die Bedeutsamkeit für sie nicht vorhanden. Das Lernen des Schulstoffes wird dann vermieden oder ganz abgelehnt. Das Kind geht in die Verweigerungshaltung.

Lehrkräfte sind hier besonders gefragt, den Lernstoff schmackhaft zu machen. Sie müssen darauf vorbereitet sein, dass Kinder mit besonderer Begabung alles hinterfragen. Weniger, weil sie keine Lust haben und weil sie lieber ein Ablenkungsmanöver starten, sondern weil sie ernsthaft daran interessiert sind zu erfahren, warum und wofür ihnen dies weiterhilft.

Während ältere Schüler in der Mittelstufe so den Unterricht durch gezielte Fragen und Diskussionen torpedieren können, reagieren jüngere Kinder in der Grundschule eher mit emotionalen Reaktionen wie Wut, Aggression, aber auch Stille und Rückzug. Es ist wichtig, diese Signale richtig zu deuten und darauf angemessen reagieren zu können.

Das Konzept des Growth und Fixed-Mindset

Ich selbst besuchte die Mittelstufe in den 1980er-Jahren und erinnere mich gut an die Deutsch-Arbeiten. Am liebsten schrieb ich Diktate, denn meine Noten pendelten stets zwischen gut und sehr gut. Sollte ich aber die Grammatikregeln benennen, sackten meine Noten ab. Schlimmer war es bei den Aufsätzen. Neben vielen Zeilen prangte ein großes rotes „A“, welches für „Ausdruck“ stand. Die rote Schrift, in der es geschrieben war, signalisierte die Mängel auf den ersten Blick.

Hochbegabte Kinder in der Schule

Die Schlussfolgerung für mich war: Ich kann nicht schreiben. Das manifestierte sich in mir als Glaubenssatz und ich war mir dessen sicher. Ich absolvierte die Schule, machte Abitur und begann ein Lehramtsstudium für Grundschule. Ich war immer darauf bedacht, dass ich mich gut ausdrückte, und es war glücklicherweise nie ein Problem. Heute glaube ich, wenn so ein Buch wie das von Bob früher in die Hände von Lehrkräften gelangt wäre, hätte einiges besser laufen können.

Vom Fixed-Mindset zum Growth-Mindset

Mein beruflicher Weg führte mich aber an andere Stellen und 2011 gründete ich meine eigene Werbeagentur. Ich entdeckte meine Liebe zum Schreiben. Vielmehr liebte ich den Flow, in dem ich mich befand, wenn ich meine Gedanken zu Papier bringen konnte. Aber nicht mit dem Stift, das dauerte mir viel zu lang.

Das Erlernen des 10-Finger-Systems auf der Tastatur eröffnete mir eine neue Welt und heute kann ich meine Gedanken in einer hohen Geschwindigkeit aufs digitale Papier bringen. Also schrieb ich mehr Texte und irgendwann spürte ich den Impuls, Bücher zu schreiben. Mein drittes Buch ist bereits mehr als 1.400-mal verkauft worden und ich habe viele begeisterte Leserstimmen gehört. Sie loben unter anderem meinen Schreibstil, was mich immer wieder erstaunt. Denn ich selbst sehe manchmal noch den großen Buchstaben A an der Seite stehen.


Ein Baumhaus zum Träumen Susanne Burzel

"Ein Baumhaus zum Träumen". Ich habe ein Buch für die perfekte Abendroutine für (hochsensible) Kinder mit Traumreisen zur Stärkung des Selbstwertgefühls geschrieben. 
Vorlesebuch für Kinder ab 4 Jahren - bei Amazon.

Auch als Hörbuch hier erhältlich. (selbst von mir eingesprochen)


Was Glaubenssätze mit einem Fixed-Mindset zu tun haben

Doch mittlerweile habe ich dank der wundervollen Rückmeldungen auch das überwunden und möchte dich an dieser Stelle ermutigen: Glaub nicht alles, was du denkst. Das meine ich vollkommen ernst, denn es gibt so viele Dinge, an die wir glauben, die uns aber selten bewusst sind. Wir haben sie übernommen und tragen sie unreflektiert stetig mit uns herum. Aber ich schweife ab und komme jetzt zum Thema Growth- und Fixed-Mindset.

Das Konzept hat die amerikanische Psychologin Carol S. Dweck entwickelt. Es besagt, dass die Motivation von der persönlichen Einstellung abhängt. Ein einfaches Beispiel: Babys haben ein Growth-Mindset, weil sie immer wieder versuchen, stehen und laufen zu lernen. Sie können nicht anders, ihr Mindset (also die Art zu denken und zu handeln) ist auf Wachstum ausgerichtet.

Hätten sie ein Fixed-Mindset, dann würden sie dies nicht lernen wollen und können. Sie würden verharren und resignieren, weil es vielleicht beim ersten Mal nicht funktioniert hat. Kannst du dir das vorstellen? Wie viele Erwachsene kennst du, die nie laufen gelernt haben (Behinderungen mal ausgenommen)?

Lehrkräfte können das Growth-Mindset unterstützen

Bob Blume gibt in seinem Buch einen wunderbaren Ansatz, wie Lehrkräfte ein Growth-Mindset unterstützen können. Wenn ein Kind ein Fixed-Mindset hat, wird es daran glauben, dass es etwas nicht kann. Fügt man dem aber ein kleines Wort hinzu, also „indem man ihnen zu verstehen gibt, dass sie es nur noch nicht können“, dann kann dies einen Unterschied machen und die Motivation der Kinder öffnen (Seite 190). Das Zauberwort heißt also: noch.

Hierbei ist es völlig egal, ob das Kind normal begabt, überdurchschnittlich begabt oder hochbegabt ist. Eine Hochbegabung ist kein Garant für ein Growth-Mindset. Im Gegenteil, denn es ist möglich, dass diese Kinder stärker unter einem Fixed Mindset leiden. Ich erinnere hier noch einmal an meine Aufsatz-Erlebnisse. Die gesunde Entwicklung zu einem Growth-Mindset liegt in den Händen der Eltern aber auch der Lehrkraft, da wir uns hier im Kontext Schule bewegen.

Sehr schön finde ich, dass ich einige Ansätze in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ ebenfalls angesprochen habe, das bestätigt mich in meinen Wünschen für ein besseres Schulsystem für hochbegabte Kinder und Jugendliche. Daher finde es ich spannend, diese Themen in der Buchbesprechung „Warum noch lernen“ von Bob Blume zu vereinen. Denn der Blick auf diese besondere Zielgruppe geht oft verloren.


Hochbegabt gescheitert Susanne Burzel

Lies gerne unsere Geschichte mit zwei hochbegabten Kindern in meinem Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich."

Bei Amazon - oder im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3982620169


Das Potenzial der Schüler erkennen und fördern

Schule ist unter anderem dazu da, dass Schülerinnen und Schüler Neues lernen. Der Lehrplan gibt vor, welche Unterrichtsinhalte dabei relevant sind. Diese werden aufgrund des Bildungsföderalismus länderspezifisch festgelegt und unterscheiden sich dadurch. Schon allein die Begrifflichkeiten weichen voneinander ab: Neben dem Begriff Lehrplan gibt es dafür weitere Bezeichnungen wie Bildungsplan, Rahmenplan, Rahmenlehrplan, Kerncurriculum oder Kernlehrplan.

Auf der anderen Seite bringen jeder Schüler und jede Schülerin individuelle Potenziale mit. Die Aufgabe der Lehrkraft ist es, diese unter einen Hut zu bringen, damit ein gemeinsames Lernen erfolgreich wird. Da in einer Klasse oft mehr als 20 oder 30 Kinder gemeinsam beschult werden, ist dies sicher kein leichtes Unterfangen. Neben den täglichen Herausforderungen mit diesen unterschiedlichen Persönlichkeiten kommen gesellschaftliche, technische, organisatorische und bürokratische hinzu.

Das Potenzial sollte im Schulsystem an erster Stelle stehen

Die Lehrkräfte stehen vor der Aufgabe, alle Kinder und Jugendliche auf den gleichen Stand zu bringen, die Leistungen in regelmäßigen Abständen einer Prüfung zu unterziehen und zu bewerten und den Lehrplan zu erfüllen. Daher habe ich höchsten Respekt vor allen Lehrkräften, die jeden Tag ihr Bestes und mehr geben.

Bob Blume schreibt: „Der Anspruch der Lehrkraft ist, das Potenzial an erster Stelle zu sehen.“ (Seite 204). Doch wie geht das konkret? Ich denke, dies beruht vor allem auf Beobachtungen des Verhaltens sowie der erbrachten Leistungen der Kinder und Jugendlichen. Die Potenziale kann die Lehrkraft dann im besten Fall im Unterrichtsgeschehen gewinnbringend und unterstützend für alle einbringen.


Eigenes Buch schreiben und bei Amazon veröffentlichen
Empfehlung für Selfpublisher (Werbung)
Kurs eigenes Buch schreiben

Bedürfnisse wahrnehmen und Potenziale der Schüler erkennen

Das gelingt in der Grundschulzeit sicher sehr gut, wenn die Klassenlehrkraft die Kinder in mehreren Fächern betreut und somit viel Zeit mit ihnen verbringt. Doch spätestens in der Mittelstufe wird es schwierig, wenn Fachlehrkräfte die Stunden übernehmen.

Es ist eine große Aufgabe für sie, sich jedes Mal neu auf die unterschiedlichen Klassen einzustellen, die Namen zu lernen und die Bedürfnisse wahrzunehmen. Aber auch für viele Schülerinnen und Schüler kann der ständige Lehrerwechsel eine Herausforderung sein. Die Folge ist, dass der persönliche Kontakt zwischen den Beteiligten immer mehr verloren gehen kann.

Der ganzheitliche Blick auf die Schülerinnen und Schüler lohnt sich

Ein hilfreicher Aspekt ist auch der ganzheitliche bzw. umfassende Blick auf diese Kinder nicht nur bei Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht. Wofür interessieren sie sich? Welche Themen begeistern sie? Womit beschäftigen sie sich in ihrer Freizeit? Bei welchen Tätigkeiten sind sie im Flow? Was ist ihr Spezialinteresse? Welche Fähigkeiten sind besonders gut ausgeprägt? Und vor allem bleibt die Frage: Wie lassen sich diese Stärken und diese Potenziale im Unterricht nutzen? Wo liegen die Grenzen und wo öffnen sich Möglichkeiten? Was möchte das Kind selbst einbringen und wo möchte es sich abgrenzen?

Ich denke, dieser wertschätzende Blick und die Einbeziehung dieser Kinder sind wichtig, stärkt die Beziehungsebene und somit die intrinsische Motivation, wie bereits weiter oben geschrieben. Letztendlich können von dieser Vorgehensweise alle Kinder profitieren, ganz gleich, ob eine normale oder höhere Begabung vorliegt. Auch wenn es Zeit kostet, so ist und bleibt es doch die wichtigste Aufgabe der Lehrkraft: Ein Herz für die Schüler zu zeigen. Das Erkennen der Potenziale gehört für mich dazu.

Die Rolle von Bildung im traditionellen Schulsystem

Was ist Bildung, und wie unterscheidet sie sich vom Wissen? Im Ernst, darüber habe ich mir selbst bisher keine Gedanken gemacht. Aber im Kontext von Schule ist das natürlich eine sehr interessante Frage, auf die ich durch das Buch „Warum noch lernen“ von Bob Blume (Werbung) aufmerksam wurde. Bob beschreibt es so: „Bildung ist nicht nur ein Verstehen von dem, was ist, sondern von dem, was sein könnte“ (Seite 146) und weiter: „Wissen ist dem nachgelagert“ (Seite 147). Was bedeutet das konkret?

Ich verstehe es so, dass Bildung der Vorgang ist, sich Wissen anzueignen. So gesehen ist die Freude am Lernen oder das Lernen an sich die Einstellung oder die Offenheit, sich der Bildung zu widmen. Bilde ich mich weiter, lerne ich verschiedene Aspekte kennen und sorge dafür, dass ich danach etwas weiß. Klingt kompliziert? Sicher ein wenig. Zumal Bildung umgangssprachlich und in der Gesellschaft oft mit Wissen gleichgesetzt wird. Aber dem ist nicht so, wie ich jetzt auch gelernt habe.


Unternehmer-Mindset Kartenset

Durch kleine Veränderungen in deinem Denken kannst du Großes bewirken. Lerne jeden Tag spielerisch, dich selbst zu beobachten. Zieh täglich eine Karte und schule dein Mindset! Du kannst das Kartenset für 24,95 inkl. Versand und E-Book bei mir per Mail bestellen: kontakt (at) susanneburzel.de


Bildung ist der Vorgang, sich Wissen anzueignen

Um eine weitere Perspektive zu eröffnen, möchte ich hier ein kurzes Zitat aus der „Zeit“ aus dem Interview mit Roger Willemsen anbringen: „Wissen vermittelt Können und gibt ein Instrumentarium. Bildung formt den inneren Menschen. (Sie) … hat eine moralische Komponente, sie sagt, was gut und was weniger gut ist. Bildung heißt, das zu werden, was man schon ist: nämlich ein Mensch.“ (Quelle)

Vielleicht wird es noch klarer, wenn wir ein weiteres Zitat ergänzen: „Bildung wird zur Orientierungshilfe – zu einem Sicherheitsnetz gegen Ignoranz“ (Seite 101). Genau das ist der Knackpunkt, auf den es ankommt. Es ist daher wichtig, gebildet zu sein. Damit befähige ich mich, mir neue Dinge anzueignen und mir eine eigene Meinung zu bilden, um mich persönlich weiterzuentwickeln. Das ist wichtiger, als sich ein großes Wissen anzueignen.

Bildung ist also ein Werkzeug, ein Prozess der Aneignung. Wissen ist das Endergebnis. Bilde ich mich weiter, weiß ich irgendwann. Diesen Wert bzw. diese Fähigkeit in der Schule zu vermitteln, bringt den Schülern eine große Selbstständigkeit. Sie stärkt das Selbstbewusstsein und ermöglicht eine hohe Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit, die wichtig für ihr späteres Leben ist.

Bildung und das Erkennen der Sinnhaftigkeit sind für Hochbegabte wichtig

Die „Bildung als Orientierungshilfe“ ist für ein hochbegabtes Kind sehr wichtig und stärkt den Charakter. In seinem Spezialthema wirkt sich das positiv auf seine Selbstwirksamkeit etc. aus. Doch es kann im Umkehrschluss auch vorkommen, dass gewisse Themen rigoros abgelehnt werden.

Schulfrust und Hochbegabung in der Schule

Genau das macht den Schulbesuch unter Umständen herausfordernd, da sie auch mit den besten Argumenten nicht zu überzeugen sind. Wenn der Lehrplan nun aber die Themen vorgibt und die Pflicht erfüllt werden muss und gleichzeitig die Sinnhaftigkeit dahinter unklar ist, wird es sehr schwer für Lehrkräfte, diese Kinder am Ball zu behalten.

Dürfen Hochbegabte der Bildung in der Schule frei nachgehen?

An diesem Punkt erfahren diese Kinder Kritik, werden ausgebremst, gestoppt, getadelt oder dürfen ihren Neigungen nicht nachgehen. Daher könnte der Prozess der Bildung in eine Resignation führen, die Kinder rutschen in ein Underachievement. Die langfristigen Folgen können mangelnder Ehrgeiz und eine fehlende Selbstwirksamkeit im Erwachsenenalter sein.

Es stellt sich also die Frage: Was tun Lehrkräfte dafür, Bildung zu ermöglichen, und wo bremsen sie diese aus, wenn sie auf natürlichem Weg voll in Fahrt gekommen ist. Denn Bob schreibt selbst in seinem Buch: „Dort, wo zu viel in die Breite gegangen wird, kann nicht in die Tiefe gegangen werden“ (Seite 78). Ein perfektes Schlusswort für diesen Bereich in meinem Artikel „Warum noch lernen“ von Bob Blume.

„Warum noch lernen“ von Bob Blume – ein Fazit

Viele notwendige Voraussetzungen und Fertigkeiten bringen Kinder und Jugendliche bereits mit. Wichtig ist, diese Kinder zu begeistern und eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, wird es um einiges leichter, dass diese Kinder im Schulsystem gut bestehen.

Doch besonders Begabte oder Hochbegabte sehen sich mit besonderen Herausforderungen im Schulsystem konfrontiert. Oft ist die intrinsische Motivation sehr groß, wenn sie den Sinn dahinter für sich erkennen. Aber auch die Persönlichkeit des Kindes ist wichtig: Hat es ein Growth- oder ein Fixed-Mindset? Wie fördere ich ein Mindset oder anders gesagt, wie vermeide ich ein Fixed Mindset? Am Potenzial wird es oft sicher nicht liegen, und am Aneignen der Bildung ebenfalls nicht.

Es war mir eine große Freude, das Buch von Bob intensiv zu lesen. Wie gesagt, bin ich nicht im Schuldienst tätig. Doch das „Lehrerinnen-Gen“ trage ich wohl noch in mir. Das Thema begeistert mich, da wir sehr äußerst unterschiedliche Erfahrungen mit dem Schulsystem gemacht haben. Daher engagiere ich mich für dieses Thema. Ich lege jeder Lehrkraft ans Herz: Lies das Buch von Bob Blume: „Warum noch lernen“ (Werbung). Es ist ein verständnisvoller, aber eindringlicher Augenöffner. Danke Bob, für dein Engagement!

Lust auf mehr?

12. Februar 2025
12 von 12 im Februar 2025: Alles mit links

Als ich meinen 12 von 12 Artikel im Januar geschrieben habe, dachte ich schon, das wird ein langweiliger Tag. Doch der heutige Tag könnte das noch übertreffen. Das liegt einfach daran, dass ich derzeit gehandicapt bin im wahrsten Sinne des Wortes. Denn am Montag, also vor zwei Tagen, habe ich eine Handgelenk-OP gehabt und bin […]

mehr lesen
8. Februar 2025
Minderleistung in der Schule trotz Hochbegabung

Du denkst, dass bei Hochbegabten in der Schule alles glatt läuft und sie eine problemlose Schulzeit haben? Weit gefehlt. Denn häufig kommt es zu einer Minderleistung in der Schule trotz Hochbegabung. In diesem Artikel gehen wir näher auf die besonderen Eigenschaften von Hochbegabung ein. Diese sollen das Verständnis dafür stärken, warum sie in der Schule […]

mehr lesen
29. Januar 2025
„Warum noch lernen“ von Bob Blume

Ich bin Bob Blume äußerst dankbar für sein Buch "Warum noch lernen", (Werbung) - es hat mich regelrecht begeistert. Denn es ergänzt wunderbar die Ausführungen zum Schulsystem in meinem Buch mit einem tiefer gehendem Innenblick, den er als Lehrer bietet. Das ist auch der Grund, warum ich die beiden Aspekte Schule und Hochbegabung unbedingt zusammenbringen […]

mehr lesen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

3 comments on “„Warum noch lernen“ von Bob Blume”

  1. Liebe Susanne,

    vielen Dank für den interessanten Artikel und deinen Einblick in die Welt der hochbegabten Kinder und ihre Schwierigkeiten im Schulsystem. Als Mutter eines 7jährigen mit Hochbegabung finde ich ihn und seine Problematik gut wieder. Ein besonderer Knackpunkt ist, ob der Lehrer sich auf die Hochbegabung und "Andersartigkeit" des Lernens einstellen mag oder, ob er am Curriculum festhält. Deine Buchempfehlung war für mich sehr hilfreich und ich überlege, ob ich das Buch seiner Grundschullehrerin als Inspiration mitbringen soll.

    Herzlichst, Saskia

Bleib am Puls meiner Geschichten!

Jetzt Newsletter abonnieren

Hallo, ich bin Susanne!

Susanne Burzel Autorin
2024 veröffentlichte ich mein Buch "Hochbegabt gescheitert - und neue Türen öffnen sich". Seitdem schreibe ich in meinen Blogartikeln über meine Erfahrungen zum Selfpublishing aber auch über Hochbegabung und allem, was das Thema berührt. 

Ich führe seit über 12 Jahren meine eigene Werbeagentur und profitiere von einer vielfältigen Erfahrung (Grundschullehramt, Diskothek, Werbekauffrau, Dipl. Betriebswirtin, Dirigentin, Autorin, Podcasterin). 

Meine eigene Hochbegabung entdeckte ich erst, als ich 52 Jahre alt war. Ich möchte Eltern Mut machen und Lehrkräfte sowie Verantwortliche für das Thema sensibilisieren.

Aktuelle Beiträge

Meine Publikationen

Podcast "PS - Unerhört begabt und sensibel"

Podcast Unerhört Begabt und sensibel
Hinweis: In meinen Blogartikeln findest du persönliche Empfehlungen, die von mir getestet sind. Sie sind mit (Werbung) gekennzeichnet. Dies sind sogenannte Affiliate-Links. Das heißt, ich erhalte im Falle eines Kaufs des Produktes eine kleine Provision zur Finanzierung des Blogs. Für dich bleibt der ursprüngliche Kaufpreis aber derselbe. 
Podcast Unerhört Begabt und sensibel

Podcast-Empfehlung

Unerhört begabt und sensibel ist der Podcast über Hochbegabung und Hochsensibilität mit Petra Eckert und Susanne Burzel. Erhalte Erfahrungs-Impulse für Eltern und Lehrkräfte.
Mehr Informationen
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram