Hochbegabung und Underachievement sind eng miteinander verknüpft. Die Merkmale von Hochbegabung sind dabei so vielfältig wie die Ursachen von Underachievement. In diesem Artikel mit dem Thema "Underachievement bei Hochbegabten: Ursachen & Lösungen" gehe ich diesem Thema auf die Spur. Er bietet Basiswissen für Eltern und Lehrkräfte aber auch Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Underachievement.
Besonders für Lehrkräfte in der Schule ist das Thema relevant, da sich ein Underachievement meist nur dort zeigt. Eine frühe Identifikation der Problematik von schulischen Problemen hochbegabter Kinder kann dabei helfen, frühzeitig zu intervenieren. Das alles hat eine hohe Relevanz für eine erfolgreiche Schulkarriere vor allem für hochbegabte Kinder, um späte Folgen der Unterforderung zu vermeiden.

Was bedeutet Underachievement genau?
Um zu verstehen, was hinter Hochbegabung steckt, möchte ich dir hier ein paar grundlegende Informationen geben. Zunächst nehmen wir eine Definition und Abgrenzung zu anderen Begriffen vor und schauen uns an, wie viele Hochbegabte überhaupt von einem Underachievement betroffen sind.
Definition des Begriffs „Underachievement“
Die wörtliche Übersetzung von Underachievement ist „Minderleistung“. Das klingt unschön, daher nehme ich gerne Abstand von diesem Begriff. Zum einen ist Underachievement für mich ein schulisches Phänomen, da es fast ausschließlich im Kontext Schule vorkommt. In der Freizeit sind die Kinder oft wie ausgewechselt und werden sogar zu Overachievern.
Zum anderen sehe ich die Minderleistung in einer Resignation begründet. Hier bin ich Felix Paturi dankbar, der in seinem Buch „Denken unerwünscht“ das Underachievement als „Resignation des Genies“ bezeichnet. Dieser Blick ist weniger defizitorientiert, zeigt aber die Tragik, die individuell damit verbunden ist. Eine ausführliche Definition von Underachievement findest du in diesem Artikel.

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Abgrenzung zu anderen Begriffen (z. B. Faulheit, Schulunlust, Verhaltensauffälligkeit)
Natürlich könnte man ein Kind, welches nicht leistet, pauschal als faul bezeichnen. Doch oft ist es so, dass hochbegabte Kinder einen großen Leidensdruck haben und nicht mehr leisten können. Unser Sohn sagte bei seiner Schulverweigerung: „Ich will ja in die Schule und lernen, aber ich kann nicht.“ Hören wir also auf, diese Kinder als faul abzustempeln und sehen wirklich auf die Ursachen der sich verstärkenden Frustration.
Ist das Kind verhaltensauffällig, dann kann dies ebenfalls mehrere Ursachen haben. Auch ein Underachievement kann dahinterstecken. Wichtig ist, dass wir auch hier davon ausgehen müssen, dass das hochbegabte Kind so reagiert, weil es in Not ist und nicht, weil es keine Lust hat. Verhaltensauffälligkeiten können daher nur eins der Symptome eines Underachievements sein, ebenso wie ein stiller Rückzug und Tagträumereien. Ein genaues Hinschauen lohnt sich in jedem Fall.
Statistiken: Wie häufig tritt Underachievement bei Hochbegabten auf?
Laut Anne und Thomas Eckerle sind ca. 15 % der Hochbegabten von einem Underachievement betroffen. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die schulischen Herausforderungen nicht erst ab dem Vorhandensein eines IQs von 130 und mehr beginnen. Bereits mit einer überdurchschnittlichen Begabung ab einem IQ von 115 können die Schwierigkeiten in der Schule zunehmen. Was ein IQ ist und wie er gemessen wird, erfährst du hier.
So viele Underachiever gibt es - ein Rechenbeispiel:
In einer Stadt mit 280.000 Einwohner sind ca. 25.000 schulpflichtig. Davon sind ca. 4.000 Schülerinnen und Schüler überdurchschnittlich begabt oder hochbegabt. Gehen wir davon aus, dass ca. 15 % davon Underachiever sind, haben wir eine Anzahl von ca. 600 Betroffenen in dieser Stadt. Das bedeutet, bei einer Klassengröße von 25 Kindern haben wir 0,5 Underachiever.

Wann und wo zeigt sich Underachievement am häufigsten?
Wie bereits weiter oben erwähnt gehe ich davon aus, dass sich das Underachievement meist im schulischen Umfeld zeigt. Schauen wir uns nun an, in welchem Alter das Underachievement besonders zum Tragen kommt und welche Einflüsse von außen dies begünstigen.
Altersstufen und Entwicklungsphasen – persönliche Gründe für ein Underachievement
Es ist schwer, ein Underachievement an einem bestimmten Alter festzumachen. Es kommt immer auf die äußeren Einflüsse, das Wohlbefinden der Kinder und das Kind mit seinen persönlichen Eigenschaften an. Trotzdem wird ein Muster sichtbar, welches aus meinen Erfahrungen und Beobachtungen stammt. Schauen wir uns die persönlichen Ursachen für Underachievement in der Schule an.
Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden: Der Schock in der ersten Klasse
Wenn hochbegabte Kinder in die Schule kommen, sind sie voller Vorfreude darauf, dass sie nun endlich etwas richtiges lernen dürfen. Meist erfolgt in der ersten Woche - spätestens im ersten Halbjahr - die Ernüchterung. Die Situation ist, dass die Kinder sich ausgebremst fühlen, weniger lernen dürfen, als sie wollen und deswegen einen Unmut entwickeln.
Underachievement als schleichender Prozess
Ein Underachievement kann sich ebenfalls innerhalb von vielen Jahren entwickeln und wie bei unserem Sohn erst zur Schulvermeidung und schließlich zur Schulverweigerung führen. Ein kritischer Punkt dafür ist meist in der 8. Klasse, was möglicherweise auch mit der Pubertät zu tun hat. Die Kritikfähigkeit bildet sich aus, die Kinder hinterfragen immer öfter den Sinn von Unterricht, können die Leistungen irgendwann nicht mehr kompensieren und resignieren endgültig.
Phasenweises Underachievement
Jeder von uns gerät hin und wieder in ein Underachievement. Es kann phasenweise vorkommen und ist in dieser Dosierung normal. Die Ursachen sind Lebensereignisse, Desinteresse an Fächern oder am aktuellen Thema oder andere Herausforderungen, die zu einer vorübergehenden Minderleistung führen können. Besonders in der Pubertät ist es fast üblich, wenn die schulischen Leistungen von Jugendlichen nachlassen. Dies kann eine vorübergehende Phase sein, die irgendwann wieder nachlässt.
Interessenbasiertes bzw. partielles Underachievement
Nicht alle Fächer liegen allen Schülerinnen und Schüler. Je nach Präferenzen sind unterschiedliche bis extreme Leistungsniveaus erkennbar. Das kann sogar so weit gehen, dass einzelne Fächer stark hinterfragt oder sogar verweigert werden und andere Fächer voller Begeisterung mit Bestnoten erfüllt werden. Unser Sohn hinterfragte regelmäßig den kompletten Deutsch- und Ethikunterricht und verweigerte die Mitarbeit, während er sich in den naturwissenschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Fächern in tiefen, fachlichen Diskussionen mit den Lehrkräften verlor.
Schulische Situationen als Auslöser für ein Underachievement
Neben den persönlichen Ursachen gibt es schulische bzw. systemische Ursachen, die ein Underachievement von Hochbegabten fördern können. Wichtig an dieser Stelle ist, dass es nicht das eine, perfekte Schulsystem für Hochbegabte gibt, da sich persönlichen Präferenzen und Eigenschaften unterscheiden. Als kleinen Exkurs liest du in diesem Artikel meine Annäherung an ein optimales Schulsystem für Hochbegabte.
Es gibt viele Ansatzpunkte für Erklärungen, warum Schulkarrieren von Hochbegabten in einem Underachievement münden oder sogar misslingen. Wie immer ist es ein Zusammenspiel aus verschiedenen Elementen, die ich hier kurz beleuchten möchte.

Die Unterrichtsgestaltung
In der Schule finden sich die Kinder traditionell in einem Klassenraum wieder, mit einer Tafel, Stühlen, Tischen und Unterrichtsmaterial. Die Stunden sind nach einem festen Stundenplan gegliedert, jedes einzelne Fach hat hier seinen Platz. Oft findet Frontalunterricht statt und die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Aufgaben nach einer festen Vorgabe und idealerweise im gleichen Tempo. So sitzen 25-30 oder mehr Individuen in einer Klasse und müssen miteinander Unterricht machen.
Eine offenere Gestaltung der Lerneinheiten, die Freiheit in Richtung selbstorganisiertem und fächerübergreifendem oder sogar jahrgangsübergreifendem Lernen sowie das Entwickeln von tiefem Wissen und eigenen Lösungen kommen Hochbegabten entgegen. Dies finden sie jedoch selten in einer klassischen Unterrichtsgestaltung wieder und können somit die Ursachen für Resignation und Underachievement verstärken.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen
Lehrpläne, Lernpläne, Curriculum (je nach Bundesland anders benannt), geben die Inhalte und Fähigkeiten vor, die erlernt werden sollen. Den Druck, diesen zeitkonform zu erfüllen, spürt jede Lehrkraft. Nicht nur von der gesetzlichen Seite sondern durchaus auch von den Eltern. Gut durchgetaktet und geplant findet also der Unterricht statt.
Zum einen kritisiere ich die vollen Lehrpläne, die für mich spätestens in Zeiten von KI und der Möglichkeit der schnellen Informationsbeschaffung reformiert gehören. Welche Inhalte sind für diese Schülergeneration wichtig, welche sind lebensnah? Welche bringen die Kinder wirklich weiter im Sinne einer guten Bildung? Bob Blume widmet sich dieser Frage in seinem Buch, zu dem du hier eine persönliche Zusammenfassung findest.
Auf der anderen Seite sind es die Flickenteppiche an Inhalten. Da wird Martin Luther getrennt in Geschichte, in Religion und Gesellschaftslehre durchgenommen – und die Lehrkräfte in der Notengebung gegeneinander ausgespielt. So haben wir es erlebt. Hier gibt es sicher Synergien, die genutzt werden können.
Die Haltung der Lehrkräfte
Ein wesentlicher Faktor sind die direkten Verantwortlichen und Ansprechpartner im Schulsystem, die Lehrkräfte. Gerade hochbegabte Kinder sind oft gleichzeitig hochsensibel. Sie nehmen alles in ihrer Umgebung wahr und können aufgrund ihrer erhöhten Sensitivität zwischenmenschliche Beziehungen besonders gut erspüren. Dazu kommt ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, der Hochbegabte besonders fordert. Fühlen sie sich ungerecht behandelt, können sie unmittelbar mit Rückzug und Resignation reagieren. Diese feinen Antennen müssen Lehrkräften bewusst sein.
Vor allem aber ist es das Selbstwertgefühl von Hochbegabten, welches Lehrkräfte mit ihrer Haltung stärken können. Beispielsweise durch den Aufbau von Vertrauen, der Stärkung der persönlichen Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern sowie echtes Interesse und Wertschätzung ihrer Person. Konzepte, wie das Growth Mindset, können dabei wunderbar unterstützen und gleichzeitig das Selbstwertgefühl und die Selbstregulation von Hochbegabten stärken und ausbilden.

Familiäre Kontexte als Verstärker für ein Underachievement
Auch in der Familie kann es Verstärker für ein Underachievement geben, das sei der Vollständigkeit halber gesagt. Ein hochbegabtes Kind fordert für gewöhnlich Wissen und Fertigkeiten von Beginn an ein. Werden diese Ansprüche ignoriert, oder können diese aufgrund von problematischen Familienkonstellationen nicht erfüllt werden, kann das Kind beginnen zu resignieren. Natürlich ist es im Freizeitbereich leichter, für einen Ausgleich hochbegabter Kinder zu sorgen. Doch auch hier gibt es Grenzen der Umsetzbarkeit oder der finanziellen Möglichkeiten.
Im schlimmsten Fall begegnet das Umfeld dem Kind mit einem fehlenden Verständnis für seine Belange oder es wird unter Druck gesetzt. Besonders, wenn es in der Schule nicht läuft und der familiäre Blick auf die besonderen Eigenschaften für Hochbegabung fehlt, entsteht ein Umfeld, welches ein Underachievement begünstigt. Die kognitive Unterforderung kann sich zur sozial-emotionalen Überforderung entwickeln. Das ist der Fall, wenn das Kind niemand als Verbündeten hinter sich weiß und die Eltern sich auf die Seite der Schule stellen.
Warum entwickeln hochbegabte Kinder und Jugendliche Underachievement?
Wie bereits in der Einleitung schon angedeutet, liegen die Ursachen von Underachievement in den besonderen Merkmalen einer Hochbegabung. An dieser Stelle stehen diese daher im Fokus. Frei nach dem Motto: Wer die Ursachen kennt, kann helfen. Wer nur die Symptome bekämpft, wird möglicherweise an der falschen Stelle aktiv.
Wir unterscheiden hier zwischen den psychologischen Ursachen, den pädagogischen Ursachen, den sozialen Ursachen sowie den systemischen Ursachen, die im Endeffekt alle miteinander verwoben sind. Grundsätzliches zur Hochbegabung kannst du in dem Artikel „Was ist Hochbegabung“ nachlesen.
Psychologische Ursachen (Perfektionismus, Angst vor Fehlern, Selbstzweifel)
Ich möchte drei Eigenschaften von Hochbegabten herausheben, die ein Underachievement begünstigen können. Diese sind im Verhalten, Denken und Fühlen – also in der Psyche von Hochbegabten begründet. Ihre hohen Ansprüche an sich selbst im Sinne eines Perfektionismus können sie einerseits zu Höchstleistungen anstacheln. Andererseits kann es Hochbegabte zum Stagnieren bringen. Ein einfaches Beispiel: Stell dir vor, du sollst einen Baum malen. Du hast ein perfektes Bild im Kopf und weißt gleichzeitig, dass du nicht in der Lage sein wirst, diesen 1:1 aufzumalen. Also wirst du die Aufgabe vermeiden.
Hier spielt gleichzeitig die Angst vor Fehlern mit. Möglicherweise hat das Kind schon oft gehört, wie clever es ist. Die Erwartung, die damit verbunden ist, möchte es auch weiterhin erfüllen. Aufgrund der hohen Ansprüche an sich selbst könnte es in Selbstzweifel geraten und immer mehr Ängste vor Fehlern entwickeln.
Das Potenzial, welches das Kind mitbringt, gerät in diesen Fällen zur Bremse. Ein innerer Teufelskreis beginnt und vor allem die schulischen Leistungen sacken ab. Dies birgt gleichzeitig die Gefahr, dass die Signale des „Nicht-Wollens“ einen falschen Eindruck vermitteln und Lehrkräfte das Verhalten fehldeuten. Über die Gefahr von Fehldiagnosen erfährst du in diesem Artikel mehr.

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Pädagogische Ursachen (fehlende Förderung, starres Schulsystem)
Wer kennt es nicht, das starre Schulsystem, welches sich gefühlt seit 50 Jahren nicht mehr weiterentwickelt hat. Gleichzeitig hat die Gesellschaft Quantensprünge unternommen. Wie also passen die beiden zugegebenermaßen extrem dargestellten Situationen zusammen? Natürlich entwickelt sich Schule heute weiter. Aber entweder aufgrund der Initiative von mutigen Schulleitern oder Lehrkräften, die einiges an der Basis im Klassenraum in Bewegung bringen.
Im Jahr 2024 wurden Lehrkräfte gefragt, wie sie die Förderung von Kindern in der Schule einschätzen. Die Ergebnisse wurden in der Bosch-Studie festgehalten und veröffentlicht. Um nur eine Zahl zu nennen: 27 % der Lehrkräfte sagten, dass es keine Begabungsförderung an ihrer Schule gibt, während bei Lernstörungen die Angabe des Fehlens einer Förderung bei nur 4 % lag. Hier wird die Diskrepanz deutlich. Mehr zu dieser Frage und der Frage, ob Hochbegabung und Underachievement im Lehramtsstudium überhaupt eine Rolle spielen, liest du in diesem Artikel.
Soziale Ursachen (Isolation, Mobbing, Rollenklischees)
Hochbegabte Kinder denken anders und haben oft andere Interessen. Das kann sie schnell zum Außenseiter machen. Zum einen spüren sie selbst, dass sie sich anders als Gleichaltrige ausdrücken oder andere Interessen haben und fühlen sich deswegen nicht zugehörig. Sie ziehen sich dann eher zurück. Andererseits spüren das auch die Mitschülerinnen und Mitschüler. Die Unsicherheit, welche die hochbegabten und oft hochsensiblen Kinder dann ausstrahlen und auslösen, ist im schlimmsten Fall eine Einladung zum Mobbing.
Auch unser jüngerer Sohn hat Mobbingerfahrungen hinter sich. Es begann mit leichten Schlägen in den Nacken beim Herausgehen aus der Klasse. Zum Schutz trug er nur noch Kapuzenpullis. Hänseleien, Auslachen und weitere kleine körperliche Attacken folgten. Natürlich wirkte sich das auch negativ auf die Leistungen aus und schließlich verweigerte er den Schulbesuch komplett, da auch Lehrkräfte ohne Verständnis für die Situation waren. Wir wechselten die Schule. Es kann auch vorkommen, dass hochbegabte Kinder als Klugscheißer oder Besserwisser betitelt werden. Diese Erfahrungen blieben uns glücklicherweise erspart.

Systemische Ursachen (fehlende Diagnostik, mangelnde Fortbildung bei Lehrkräften)
Lehrkräfte haben alle Hände voll zu tun, wenn sie für eine allseits gerechte Bildung sorgen wollen. Neben den Herausforderungen, die jeder einzelne mitbringt, gibt es systemische Voraussetzungen, die einen geregelten Schulbetrieb belasten. In Bezug auf Underachievement besteht die Gefahr, dass dies schlichtweg übersehen wird. Anstelle einer Begabungsdiagnostik wird dann eine ADHS-Diagnostik empfohlen. Fehldiagnosen drohen und der Blick verschiebt sich auf die Defizite, während die Potenziale unbeachtet bleiben.
Gerade das Feld der Fehl- und Doppeldiagnosen ist komplex und bedarf intensiver Beschäftigung mit dem Thema. Diese Themen spielen in der Lehramtsausbildung wenig bis keine Rolle. Es gibt zwar freiwillige Lerneinheiten zu den Themen, die aber nur bei persönlichem Interesse wahrgenommen werden. Ebenso sieht es bei den Weiterbildungen für Lehrkräfte aus. Ich bin froh, dass ich mit meinem Angebot hier unterstützen darf.

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Gefahren, wenn ein Underachievement falsch gedeutet wird
Es ist nicht leicht zu erkennen, ob ein hochbegabtes Kind in einem Underachievement feststeckt. Es kann sein, dass die Hochbegabung übersehen wird. Ebenfalls ist es denkbar, dass Lehrkräfte andere Motive hinter der Verweigerungshaltung vermuten. Hier können Lehrkräfte einiges tun, um den Betroffenen zu helfen. Der erste Schritt ist die Beschäftigung mit dem Thema.
Falsche Glaubenssätze gegenüber Hochbegabung
Meines Erachtens sollte jede Lehrkraft sich mit dem Thema Hochbegabung auseinandersetzen. Vor allem dann, wenn es kein Inhalt in der Lehramtsausbildung war. Die Vorurteile zu dem Thema sind groß. Zu Beginn meiner Lesungen frage ich stets: „Wenn Sie Menschen auf der Straße fragen, was sie über Hochbegabte denken, was antworten sie?“ Gerne stell dir an dieser Stelle selbst die Frage.
Die Medien suggerieren, dass Hochbegabte leicht durch die Schule kommen, mit 11 Jahren Abitur machen oder mit 14 Physik studieren. Das sind Ausnahmetalente, die jegliche Unterstützung erhalten haben. Doch bei den Underachievern sieht es anders aus. Hier ist noch nicht einmal gewährleistet, dass die Lehrkraft weiß oder ahnt, dass eine Hochbegabung vorliegt. Daher lade ich immer dazu ein, die eigenen Glaubenssätze zu Hochbegabung zu hinterfragen.
Fehldiagnosen bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen
Fällt das Kind in der Schule durch eine fehlende Impulskontrolle auf oder zieht es sich still zurück, könnte ein ADHS oder eine Autismus Spektrum Störung vermutet werden. Es folgt eine Empfehlung der Lehrkraft im Elterngespräch, sich einer Diagnostik zu stellen. Leider kann aus verschiedenen Gründen eine Hochbegabung auch in einer klinischen Diagnostik unerkannt bleiben. Die Quote der ADHS-Fehldiagnosen lag 2012 bei ca. 16 %. Hier kannst du lesen, warum ADHS sogar lange Zeit als Modediagnose galt.
Auch wenn sich heute die Diagnostikverfahren verbessert haben, so bleibt eine ADHS-Diagnostik eine Beobachtungsdiagnostik. Viele Symptome von Hochbegabung sind denen eines ADHS oder anderen Neurodivergenzen gleich. Das sollte jede Lehrkraft wissen. Zudem kann es sein, dass das Kind bei der Diagnostik im IQ-Test nicht sein volles Potenzial zeigen kann. Weil es sich nicht wohlfühlt, zu viele Ansprechpartner um es herum ist, oder aus anderen Gründen. Wohlbefinden und Vertrauen spielen bei einer potenzialorientierten Begabungsdiagnostik eine wesentliche Rolle.
Scheiternde Schul- und Lebenskarrieren von Underachievern
Wir haben es in der Familie erlebt, wie eine Schulkarriere zunächst scheitern kann. Unsere Gründe waren die fehlende Sinnhaftigkeit im Lernstoff, Langeweile sowie mangelnde Wertschätzung. Das alles hat bei unseren Kindern zur Schulabstinenz geführt – oder anders gesagt: Unsere Kinder sind am System gescheitert.
Aber auch Hochbegabte, die Schule durchziehen und bis zum Abitur gehen, können unter Langzeitfolgen leiden. Dies beginnt bei Aussagen wie: „Ich will nie mehr lernen“ und endet bei psychischen Problemen. Besonders dann, wenn die Hochbegabung unerkannt bleibt. Die stillen Folgen von Unterforderung in der Schule sind nicht zu unterschätzen. Mangelnder Ehrgeiz und fehlendes Durchhaltevermögen beeinflussen sogar Lebenskarrieren.
Für wen ist das Wissen über Underachievement besonders wichtig?
Es sind spezielle Zielgruppen, für die das Wissen über Underachievement wichtig ist. Obwohl ich mich jahrelang intensiv mit ADHS, Autismus Spektrum Störung, asynchroner Entwicklung, autonomen Kindern und auch mit Begabung beschäftigt habe, begegnete ich dem Begriff „Underachievement“ erst, als unser Sohn bereits in der Schulverweigerung war.
Diese Erfahrungen treiben mich an, zu informieren und zu sensibilisieren. Denn ich wünsche keiner Mutter und keinem Vater unsere tiefen Täler der Aussichtslosigkeit, die ich in meinem Buch „Hochbegabt gescheitert – und neue Türen öffnen sich“ beschreibe. Und doch erhalte ich so viele Zuschriften, weil einfach noch so viel Unkenntnis darüber herrscht. Schauen wir uns an, für wen diese Informationen wichtig sind.

Eltern hochbegabter Kinder
Vor allem sind es die Eltern, die davon wissen sollten, wenn sie vermuten, dass ihr Kind hochbegabt ist. Spätestens dann, wenn es in der Schule Probleme gibt, weil sich das Kind ausgebremst fühlt oder den Sinn des Lernstoffs mehr und mehr hinterfragt, ist es Zeit, sich mit Underachievement zu beschäftigen. Je früher interveniert werden kann in Zusammenarbeit mit der Schule und mit Fachleuten, desto besser.
Lehrkräfte und Pädagogen
Vor allem Lehrkräfte und Pädagogen sollten über das Thema Underachievement Bescheid wissen. Das Argument, dass dies ja nur wenige Hochbegabte betrifft, lasse ich hier nicht gelten. Ich weiß, Underachievement ist nicht das Wichtigste, aber es ist wichtig. Es geht nicht darum, dass Lehrkräfte Diagnosen stellen. Sondern darum, die Signale richtig zu deuten, den Blick zu öffnen, das Kind ganzheitlich betrachten und entsprechende Empfehlungen geben zu können. Nur so kann zielgerichtet und schnell geholfen werden.
Schulpsychologen und Beratungsstellen
Tatsächlich ist es so, dass nicht jeder Schulpsychologe mit dem Thema Underachievement vertraut ist. Die Schulpsychologin, die für uns verantwortlich war, äußerte sich sehr dankbar über meine regelmäßigen Sachstandsberichte über meinen Sohn. Sie sagte, unsere Erfahrungen würden in ihre Beratungen einfließen. Auf der anderen Seite hatten wir eine Förderschullehrerin, der wir die IQ-Test-Auswertung unseres jüngeren Sohns gaben. Es war die erste, die sie in ihrem Leben gesehen hatte.
Glücklicherweise entstehen immer mehr Beratungsstellen speziell für Schulabstinenz, die frühzeitig Eltern, Kinder bzw. Jugendliche und Lehrkräfte in solchen Fällen beraten. Hier bleibt zu hoffen, dass der Grund des Underachievements ebenso seinen Platz in der Beratung findet.
Kinder selbst (Selbstverständnis & Selbstwertgefühl)
Die Frage ist oft, sollte das Kind von seiner Diagnose wissen? Meine Antwort ist: Ja. Eine Diagnose bedeutet für viele zwar ein Abstempeln und dass das Kind in eine Schublade gesteckt wird. Aber stell dir vor, dein Kind fühlt sich anders als alle anderen und eckt an, weiß aber den Grund dafür nicht. Wenn das Kind über die Ursache weiß, kann es ihm dabei helfen, leichter damit umzugehen. Das kann sich wiederum positiv auf sein Selbstverständnis und sein Selbstwertgefühl auswirken.

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Woran erkennen Eltern und Lehrkräfte Underachievement?
Ein Underachievement ist nicht immer leicht zu erkennen. Daher möchte ich dir an dieser Stelle die wichtigsten Warnzeichen und Verhaltensmuster aufzeigen.
Typische Anzeichen und Verhaltensmuster
Die Anzeigen von Underachievement können in der Schule sowie im Elternhaus gleichermaßen auftreten. Das Kind zeigt schlechtere Leistungen als es in der Lage wäre zu leisten. Dies wird durch eine sinkende Motivation und Verweigerungshaltung verstärkt. Eine Hausaufgabensituation kann so zur Geduldsprobe für die ganze Familie werden.
Das Kind kann auch körperliche Reaktionen zeigen. Vor allem psychosomatische Beschwerden, wie Kopf- oder Bauchweh sowie ein Rückzug im sozialen Umfeld. Das Kind vermeidet immer mehr den Schulbesuch, indem es immer öfter zu spät kommt oder tageweise krankgeschrieben werden muss. Diese Situation spitzt sich immer mehr zu und kann eine längere Schulabstinenz zur Folge haben.
Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen
Während Jungen auf Langeweile im Unterricht eher mit einem auffälligen Verhalten reagieren, neigen Mädchen dazu, sich zurückzuziehen. Das ist zwar pauschalisiert ausgedrückt, zeigt aber die geschlechterlichen Unterschiede im Ausdruck des Underachievements. Auch das Anpassungsverhalten ist bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Jungen. Es geht sogar so weit, dass hauptsächlich Mädchen ihre Noten bewusst nach unten beeinflussen, um im Freundeskreis unauffällig zu bleiben.
Beispiele aus der Praxis
In meinem Artikel „9 Tipps gegen Underachievement bei Hochbegabten in der Schule“ findest du 4 Fallbeispiele von hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Hier geht es vor allem um das Verhalten im von Underachievement, der auf den ersten Blick keine Hochbegabung als Ursache vermuten lässt. Dies soll vor allem die Problematik von Fehleinschätzungen aufgreifen.
Wie können Eltern und Lehrkräfte bei Underachievement frühzeitig intervenieren?
Es gibt einige Möglichkeiten, einem Underachievement vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Der erste Schritt ist das Erkennen der wahren Ursache.
Frühzeitige Diagnostik und Beobachtung
Die Ursachen von Underachievement liegen in den Eigenschaften einer Hochbegabung begründet. Hier gilt es, das Kind genau zu beobachten und es ganzheitlich wahrzunehmen. Dadurch kann die Vermutung bestärkt werden, ob das Kind besonders begabt ist. Der nächste Schritt wäre in diesem Fall eine möglichst frühzeitige Diagnostik, um Fördermöglichkeiten zu ermöglichen. Eine Begabungsdiagnostik im Vorschulalter wäre aus meiner Sicht ideal.
Individuelle Lernförderung & Differenzierung im Unterricht
Differenzierung im Unterricht ist aufwändig. Doch es lohnt sich gerade bei hochbegabten Kindern, damit sie im Schulalltag nicht verloren gehen. Hier gibt es Konzepte, wie das Enrichment. Damit meine ich nicht, das Kind Mandalas ausmalen oder zusätzliche Aufgaben erledigen zu lassen. Sondern dass sich das Kind mit Themen beschäftigen darf, die es wirklich begeistern. Dazu sind Drehtürmodelle, digital oder innerhalb der Schule ideal.
Motivationstechniken (Stärken stärken statt Defizite betonen)
Neben den praktischen Maßnahmen geht es vor allem bei Hochbegabten um die Stärkung des Selbstwerts. Konzepte, wie das weiter oben erwähnte Growth Mindset, sind ideal, um die Selbstregulation bei diesen Kindern zu entwickeln. Dies wirkt besser und nachhaltiger als jede Art von Motivationstechnik für Hochbegabte in der Schule. Besser wäre es, die intrinsische Motivation zu triggern, es ist die beste Voraussetzung für die Lernbereitschaft von hochbegabten Kindern.

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Außerschulische Maßnahmen
Für Hochbegabte ist wichtig, dass sie ein Umfeld erhalten, in dem sie sich wohlfühlen und sich mit Gleichgesinnten austauschen können. Hier können Vereine, aber auch Hochbegabteninitiativen einen idealen Ausgleich zum Schulalltag bieten und einiges bis zu einem gewissen Punkt auffangen. Der Hochbegabten-Verein Mensa sowie die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK e. V.) bieten zahlreiche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche an. Lokale Vereine und Initiativen ergänzen das Angebot.
Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus
Wir müssen immer daran denken, dass das Kind im Mittelpunkt steht. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrkräften ist daher unabdingbar. Beide sollten ihre privaten und schulischen Erfahrungen mit dem Kind bündeln und in einer offenen, wertschätzenden Kommunikation ein Gesamtbild entwickeln. Daraus ergeben sich Möglichkeiten zu Hilfestellungen, die gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen besprochen und ergriffen werden können, um dem Underachievement wirksam zu begegnen.

Begleitende Maßnahmen bei Underachievement
Neben den eben erwähnten Maßnahmen kann es sinnvoll sein, ein Underachievement mit weiteren Maßnahmen zu flankieren. Hier geht es darum, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, die Eltern und das Kind zu stärken und Lehrkräften neue Impulse zu geben. Denn die Situation ist für alle Beteiligten herausfordernd.
Coaching & Mentoring
Nicht alle Psychologen und Psychotherapeuten kennen sich bis in die Tiefe mit Hochbegabung und Underachievement aus. Dazu kommt, dass hochbegabte Kinder und Jugendliche dazu neigen, die vereinbarten Therapie-Maßnahmen auszuhebeln oder auszusitzen. Auch das haben wir erlebt. Daher kann es sinnvoll sein, sich erfahrene Hochbegabten-Coaches zu suchen oder Mentorings zu besuchen. Persönliche Empfehlungen anderer Eltern sind hierbei wertvoll.
Für Lehrkräfte ist sicher der Austausch mit der KARG-Stiftung interessant. Auf der Website gibt es zahlreiche und detaillierte Informationen zu Underachievement. In Projekten gemeinsam mit Bildungsministerien geben sie Impulse und Hilfestellungen für die Begabungsförderung, damit ein Underachievement so gut wie es geht verhindert werden kann.
Lernstrategien und Methoden für Hochbegabte
Müssen Hochbegabte das Lernen lernen? Diese Frage treibt mich schon lange um. Dr. Antje Heyer unterscheidet das natürliche Lernen vom Training in der Schule. Denn schulische Lernstrategien sind das, was antrainiert wird. Diese können helfen, dass Hochbegabte in schwierigen Phasen durchhalten – wenn sie offen für das Erlernen von Lernstrategien sind.
Das Thema ist komplex gerade in Bezug auf Hochbegabung. Hier sollten wir möglichst die intrinsische Motivation wecken und vor allem die Sinnhaftigkeit des Lernstoffs klären. Dann läuft Lernen für Hochbegabte fast wie von selbst. Ich empfehle in diesem Zusammenhang die Lektüre von Bob Blume „Warum noch lernen“ (Werbung aus persönlicher Empfehlung).
Psychologische Unterstützung (z. B. Umgang mit Selbstwertproblemen)
Oft wird eine Hochbegabung von weiteren Neurodivergenzen flankiert. Aber auch ein Underachievement kann Spuren hinterlassen. Hier geht es um den Umgang mit Selbstwertproblemen, die weitere psychische Erkrankungen nach sich ziehen können. Sind Angststörungen, Sozialphobie oder Depression im Spiel, ist unbedingt psychologische Unterstützung hinzuzuziehen. Auch hier ist es von Vorteil, wenn du jemanden findest, der sich gleichzeitig mit Hochbegabung auskennt. Wie erwähnt, kann dieses Thema schnell an Komplexität gewinnen.
Austausch mit Gleichgesinnten in Communities
Wenn es fast ausschließlich um das Kind geht, kommen Eltern oft zu kurz. Während sie sämtliche Hilfestellungen für ihre Kinder ermöglichen, stehen sie hinten an und tragen die Bürde der Situation. Daher finde ich es wichtig, dass Eltern sich ebenfalls Unterstützung holen.
Das kann über eine Eltern-Community geschehen, wie beispielsweise die Facebook-Gruppe von den Begabungsspezialisten. Hier tauschen sich über 13.000 Menschen im geschützten Raum aus und profitieren voneinander. Daneben kann es sinnvoll sein, dass Eltern sich professionelle Hilfe zur Stärkung und Verarbeitung suchen, um die Situation besser durchstehen zu können.

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Konkrete Tipps für den Alltag mit Underachievern
Was kannst du tun, wenn du einen hochbegabten Underachiever zuhause oder in der Schule hast? Einige Tipps gegen Underachievement habe ich bereits in diesem Artikel angesprochen.
Praktische Handlungsempfehlungen für Eltern
Das Wichtigste für Eltern aus meiner Sicht ist, stets hinter ihrem Kind zu stehen. Oft sind die Eltern die einzigen Verbündeten, die das Kind oder der Jugendliche hat. Eltern wissen ganz genau über die Eigenschaften und Talente Bescheid. Erkenne diesen Schatz und das Potenzial, den dein Kind in sich trägt.
Manchmal braucht es auch einen Wechsel der Perspektive, um dies zu erkennen. Mit Zugewandtheit, Wertschätzung und Liebe kannst du dein Kind am besten durch den Dschungel begleiten. Ebenso mit Offenheit, Neugier und ganz konkreten oft auch ungewöhnlichen Maßnahmen, um für eine Verbesserung der Situation zu sorgen.
Tools und Methoden für Lehrkräfte im Klassenzimmer
Ich wünsche mir, dass Lehrkräfte offen für das Thema und die Herausforderungen mit Hochbegabung sind und sich über Underachievement informieren. Die Hilfestellungen sehen für jedes Kind anders aus. Gerade Kinder mit heterogenen Begabungsprofilen können eine besondere Herausforderung für ihr Umfeld darstellen.
Es muss nicht immer die „Extrawurst“ sein für hochbegabte Kinder. Denn viele Maßnahmen kommen allen Schülern zugute, wie das Growth-Mindset, digitale Drehtür, selbstgesteuertes, selbstorganisiertes und fächerübergreifendes Lernen und alles weitere, was die moderne Schulentwicklung zu bieten hat. Ein Stichwort sei hier die Schmetterlingspädagogik von Stefan Ruppaner. Lies hier gerne meine Buchempfehlung zu seinem Buch.
Underachievement bei Hochbegabten: Ursachen & Lösungen und ein Fazit
Sicher hast du bemerkt, wie komplex das Thema Underachievement ist und wie schwer es ist, ein Underachievement zu erkennen. Es ist für viele ein komplett neues Gebiet, auf das sie sich einlassen. Für Eltern sowie für Lehrkräfte. Ich hoffe, dass du bei der Lektüre neue Impulse erhalten hast im Umgang mit Underachievern.
Zusammenfassung: Underachievement ist kein Schicksal, sondern veränderbar
Wichtig ist zu wissen, dass Underachievement aus einem Zusammenspiel von Schulsystem, Unterrichtssituation, den Beteiligten Menschen, der Persönlichkeit des Kindes und weiteren Faktoren beeinflusst wird. Niemanden trifft die Schuld. Schuld ist ein Gedanke, von dem sich alle freimachen dürfen. Es gibt vielmehr ein großes Optimierungspotenzial sowie Verantwortung, vor allem die Eigenverantwortung. Wird an den vielen Stellschrauben gedreht und Dinge verändert, sinkt die Gefahr von Underachievement für hochbegabte Kinder.
Das Schöne ist, dass die Maßnahmen allen Kindern zugutekommen und jeder davon profitieren kann. Underachievement ist also kein unveränderliches Schicksal, sondern es gibt zahlreiche Maßnahmen, diesem zu begegnen. Der erste Schritt ist dabei immer das Verstehen und Erkennen der Hintergründe und der Ursachen. Der zweite Schritt sind die richtigen Empfehlungen für die nächsten Schritte und der dritte ist die adäquate Begleitung und Begabungsförderung der betroffenen Kinder. Bestenfalls sind dabei alle Beteiligten an Bord.
Meine persönlichen Worte als betroffene Mutter
Wenn du bisher wenig über Underachievement gewusst hast, mach dir keine Sorgen. Heute hast du den ersten Schritt getan zu einem tieferen Verständnis der Thematik. Das ist gut und macht Hoffnung für alle, die im Underachievement stecken. Hochbegabte Kinder tragen ein großes Potenzial in sich, welches in der richtigen Umgebung zum Blühen kommt. Manchmal braucht es Jahre, bis die Kinder diese Umgebung gefunden haben.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, muss sich das Schulsystem weiter verändern. Schule muss „der schönste Ort im Ort oder in der Stadt“ sein, wie Stefan Ruppaner sagt. Seine Schmetterlingspädagogik könnte die Lösung für die speziellen schulischen Herausforderungen für Hochbegabte sein. Doch solange solche Konzepte noch nicht flächendeckend umgesetzt sind, müssen wir mit anderen Maßnahmen unterstützen.
Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt. Mit Ausdauer, Liebe zu unseren Kindern, gegenseitigem Verständnis und Vertrauen, gelebter Wertschätzung sowie einer offenen Kommunikation auf Augenhöhe sind wir auf dem besten Weg.
Du bist Lehrkraft und möchtest in deiner Schule eine Weiterbildung zu diesem Thema mit mir durchführen? Werde Gastgeberschule in deinem Landkreis oder buch direkt die Weiterbildung für Lehrkräfte für deine Schule. Alle Infos findest du hier:

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Underachievement bei Hochbegabung erkennen und wirksam begegnen
Wie erkennst du Underachievement rechtzeitig? Welche Ursachen stecken dahinter? Und vor allem: Was kannst du als Lehrkraft konkret tun, um betroffene Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu begleiten?
Das Angebot ist akkreditiert in der Lehrkräfte-Akademie Hessen.